Der Imam, dem Schwedens Sozialdemokratie vertraute


Text: BG

Am Beispiel Schweden lässt sich nachzeichnen, wie einfach es 
westliche Staaten dem fundamentalen Islam machen, sie völlig zu destabilisieren


Vorweg:
Recherche in einer Sprache, die ich nicht spreche, ist trotz Google-Übersetzer schwierig. Es ist schwierig bis unmöglich, die Quellen einzuordnen. Im Allgemeinen lassen sich Texte aufgrund des Sprachgebrauchs bestimmten politischen Spektren zuordnen und so können z. B. rechtsextreme Quellen auch ohne nähere Kenntnis der Autorin/des Autors oder Gruppierung herausgefiltert werden. Das funktioniert aber nicht bei Google-Translator, der ausschließlich seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt.
Der Protagonist dieses Beitrags, Ayoub Chibli, wurde mir in der Übersetzung durchgängig als „Inhaftierter“ oder „Gefangener“ präsentiert. Er war aber nicht inhaftiert, sondern hatte als Imam Zugang zu Gefängnissen. Das erschließt sich, wenn mehrere verschiedene Berichte miteinander verglichen werden.
Insofern kann ich für die von mir verwendeten Quellen keine Garantie übernehmen, nicht für deren politische Zuordnung, nicht für den Wahrheitsgehalt, nicht für die Intention. Deshalb habe ich alles mehrfach gegen gecheckt. Das Bild, das sich für mich daraus ergeben hat, habe ich hier aufgezeichnet.
Im Grunde geht es nicht um die Person Ayoub Chibli, schon gar nicht um dessen vermutetes oder tatsächliches Verwandtschaftsverhältnis zur Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD), sondern um fatale politische Entscheidungen im Umgang mit fundamental-islamischen Organisationen, weltumspannenden Netzwerken, und deren Geldgebern, die im Falle von Schweden aus einem vorbildlichen Sozialstaat ein Land gemacht haben, in dem Chaos und Gewalt an der Tagesordnung sind und das neben der Ausbreitung des fundamentalen Islams, Radikalisierung von MuslimInnen und KonvertitInnen, Unterstützung von Terror und Dschihad, Bandenkriminalität, sozialen und bildungspolitischen Problemen ein stetig wachsendes Problem mit Neonazis und RechtspopulistInnen hat. Sozusagen als Folge der fatalen Entscheidungen zum Umgang mit dem fundamentalen Islam und den daraus resultierenden gesellschaftlichen Verwerfungen. Was nicht heißen soll, dass es ansonsten keine Neonazis in Schweden gebe. Die gab es schon seit Jahrzehnten, das ist die Grundlage für die aktuelle Entwicklung.
Am Beispiel Schweden lässt sich nachzeichnen, wie leicht es Europa fundamental-islamischen Organisationen wie der Muslimbruderschaft (MB) gemacht hat, wenn auch nicht perfekte, so doch funktionierende Staaten zu destabilisieren.
Das lässt sich problemlos auf andere Staaten – auch Deutschland – übertragen.

Der Bruder, der als Imam die schwedische Regierung in Integrationsfragen beraten haben soll
Kürzlich trauerte die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli um ihren Bruder.
Dieser sei Imam in Schweden gewesen. In Zeitungsberichten war zu lesen, er habe die Familie Chebli zum Islam gebracht, als Imam in Schweden gearbeitet und die dortige Regierung in Sachen Integration beraten.  
„Ihr ältester Bruder ist heute 55 Jahre alt und Imam in Schweden; er führte die ursprünglich nicht so religiöse Familie an den Islam heran“, schrieb der Tagesspiegel. „… Gespräche über Religion, das gemeinsame Lesen des Koran, das Fasten im Ramadan und tägliche Gebete hätten ihren Familienalltag geprägt, in der Familie wurde nur arabisch gesprochen.
Ob der Bruder nun tatsächlich die Regierung beriet, darauf habe ich bei meiner Recherche keinen Hinweis gefunden. Allerdings ist das naheliegend für einen sozialdemokratischen Imam einer der größten Moscheen des Landes.
Auf alle Fälle aber hat SawsanChebli die Regierung beraten, und zwar die Berliner Landesregierung: „Die 32-Jährige ist Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten bei Innensenator Ehrhart Körting (SPD), sie arbeitet direkt dem Senator zu. Der Posten wurde im März 2010 neu geschaffen; Chebli ist damit Teil der ´Hausleitung` der Innenverwaltung. Das sei zugleich der besondere Charme ihres Jobs, meint Chebli. Körting sucht schon seit längerem den Dialog mit den Muslimen, und sie unterstützt ihn dabei. ´Ich arbeite dem Senator in Fragen rund um das Thema Islam, interreligiöser Dialog und Integration zu und berate ihn`, sagt die 32-Jährige, die nach dem Abitur an der Freien Universität Politikwissenschaften studierte und sich später als Referentin eines Bundestagsabgeordneten mit Außenpolitik befasste. Jetzt vertritt sie den Senator auf der Arbeitsebene bei der Islamkonferenz, schiebt Projekte an und gibt Seminare, um die ´interkulturelle Kompetenz“ in der Verwaltung zu erhöhen`.
In dieser Funktion als Beraterin in Sachen Islam der Berliner Landesregierung gründete sie u.a. JUMA – jung, muslimisch aktiv, eine Initiative frommer Musliminnen und Muslime, größtenteils mit akademischer Bildung oder in akademischer Ausbildung, die Frauen mehrheitlich verschleiert, ein Sammelbecken von frommen „Neudeutschen“ aus dem Spektrum der Muslimbruderschaft, der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) und DITIB. Dasselbe Muster, wie die „Beratung“ durch MuslimInnen und islamische Verbände auch stattfand/stattfindet, wie wir noch sehen werden.

Imam und Geschworener am Bezirksgericht Malmø
Ihr Imam-Bruder in Schweden machte mich neugierig. Unter dem Namen Chebli fand ich keinen Imam in Schweden, aber ein Facebook-Freund stieß auf einen Imam namens Ayoub Chibli.
Ein Blick auf dessen Facebook-Profil bestätigte, dass dieser Imam in Schweden war und zum fraglichen Zeitpunkt verstorben ist. Außerdem kondolierte auf seinem FB-Profil eine Nichte aus Berlin ihrer Oma. Das belegt, dass er Angehörige in Berlin hat.
Wenn nun der Bruder Sawsan Cheblis tatsächlich die Regierung beraten hat, wird er in Schweden kein Unbekannter gewesen und in keiner verlassenen kleinen Gemeinde gepredigt haben.
Meine Recherche ergab: Jener Ayoub Chibli, den mein FB-Freund ausfindig machte, war Imam der großen Moschee in Malmø, von der Muslimischen Weltliga (MWL) errichtet. Die Moschee wird geführt vom Islamischen Institut Malmø, dessen ehemaliger Direktor, Bejzat Becior, aufgrund verschiedener Delikte im Bereich Wirtschaftskriminalität strafrechtlich verfolgt und verurteilt wurde. Es heißt, er habe die Moschee an Muhammad Ghaddafi verkauft. Auf Wikipedia Schweden  ist zu lesen: „Die Moschee und die Räumlichkeiten der Pfarrgemeinde befinden sich immer noch im Besitz der libyschen Organisation World Islamic Call Society, die 2009 den Besitz übernahm.
Ayoub Chibli war dort u.a. als Familienberater tätig, bis er 2012 von dieser Funktion entbunden wurde.  


Zudem war er Gefängnis-Imam, Sozialdemokrat und von der Partei in die Geschworenen-Jury des Bezirksgerichts Malmø berufen. Das ist besonders pikant, denn vor dem Bezirksgericht Malmø werden auch Strafverfahren verhandelt. Chibli hatte so Zugang zu den inhaftierten Angeklagten, mit denen er unter vier Augen sprechen konnte – und später oblag es ihm als Jury-Mitglied, über deren Verurteilung zu befinden. 


Er fungierte sogar als Ausschuss-Vorsitzender, obwohl er wegen seiner Haltung zu Homosexualität, die er für eine „falsche Begierde“ hielt, weil sie nach dem Koran verboten sei, in Kritik geraten war.
Außerdem taucht sein Name auf im Zusammenhang mit der Al-Taqwa-Bank, der Bank der Muslimbruderschaft – als einer von zwei Aktionären aus ganz Schweden.
Er wollte die Scharia inSchweden etablieren, war homophob und – das verriet sein Facebook-Profil – Israelhasser vor dem Herrn. 

Beerdigt wurde er in der Wakf-Moschee, die 2017 in Malmø von Katar finanziert als größte Moschee Skandinaviens eröffnet wurde. Laut Hamed Abdel-Samad ist diese Moschee für ihre salafistische Ausrichtung bekannt.


In einem Interview mit dem schwedischen Soziologieprofessor Aje Carlbom gab er an, er habe für die „Islamic Association of Scania“ gearbeitet (S. 154), dem Namen nach zu urteilen vermutlich  eine Unterorganisation der Islamic Association in Sweden, laut Wikipedia Gründungsmitglied der Dachorganisation SMR, die der Muslimbruderschaft nahesteht.
Meine Recherche beruht auf der Annahme, dass Ayoub Chibli besagter Bruder von Sawsan Chebli ist. Dafür gab es belastbare Hinweise auf ihren Facebook-Accounts. Da Sawsan Chebli hat ihres (vermutlich nur vorübergehend) deaktiviert, ist eine tiefergehende Recherche unmöglich.
Im Grunde genommen sind mir die Familienverhältnisse Sawsan Cheblis völlig egal. Genauso wie ihr Chronometer oder ihr Outfit. Wenn aber der von mir recherchierte Imam Ayoub Chibli in einer von Katar finanzierten Moschee beerdigt werden, in der laut Hamed Abdel-Samad Salafisten verkehren, tatsächlich der Bruder jener Berliner Staatssekretärin ist, die den Emir von Katar, dem Großfinanzier der Hamas, im grünen Pali-Dirndl im Auftrag der Bundesregierung auf dem Berliner Flughafen in Empfang nahm, dann schrillen bei mir sämtliche Alarmanlagen. Und ich stelle mir dieselben Fragen, die ich mir in Anbetracht dieses Auftritts gestellt habe:“ Grundsätzlich sollten uns auch die Kleider der Frau Staatssekretärin genauso wenig interessieren wie ihre Rolex-Uhr. Allerdings sollte die Antwort auf die Frage interessieren, ob eine deutsche Politikerin palästinensischer Abstammung in Ausübung einer hoheitlichen Funktion (bewusst) mit ihrer Sympathie für eine zutiefst frauenverachtende und antisemitische Terror-Organisation kokettiert.“
Chebli – Chibli mag manchen fragwürdig erscheinen. Allerdings gibt es im Arabischen keine Konsonante, die Namen werden in Europa angepasst. Auch im Deutschen gibt es Familiennamen, die inzwischen anders klingen, aber denselben Ursprung haben. Auch im Jüdischen übrigens, z.B. Levy/Löwy. Auf seinem FB-Account taucht auch der Name Ayoub Chebli auf.
Sollte dieser Ayoub Chibli nicht der Bruder Sawsan Cheblis sein, entschuldige ich mich auf diesem Wege, sie mit ihm in Verbindung gebracht zu haben.

Separierung durch eigenes Rechtssystem
Unabhängig von dem Familienverhältnis hat Ayoub Chibli eine interessante Laufbahn: Bereits Anfang der 1990er war er in muslimischen Gruppen aktiv und arbeitete sich hoch bis zum Imam der Moschee in Malmø, etablierte sich dort offensichtlich als „Familienberater“, quasi Schiedsrichter im Bereich Familienrecht und machte sich als solcher einen Namen.
In Schweden geht das legalistische Konzept auf, d.h., die Scharia durch den Marsch durch die Institutionen in der (schwedischen) Gesellschaft zu etablieren. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist die Errichtung von Schiedsstellen und deren Akzeptanz durch die Mehrheitsgesellschaft, vor allem durch Politik und Justiz. Die Folge ist eine muslimische Parallelwelt, die eher einer zumindest partiellen Kolonialisierung gleich kommt. Wie das in der Praxis aussieht, lässt sich in Großbritannien beobachten (tp-Artikel Ariana Grande). Aber auch in zahlreichen europäischen Städten, auch in Deutschland.
Der Journalist Joachim Wagner und der Politologe Ralph Ghadban haben sich ausführlich mit dem Konzept „Friedensrichter“ auseinandergesetzt und warnen eindrücklich vor der Etablierung eines eigenständigen Rechtssystems für den muslimischen Teil der Bevölkerung.  Zum einen, weil so Straftaten, auch schwere Gewaltverbrechen, vor allem aber die Tatverdächtigen, der Verfolgung und Bestrafung durch die bundesdeutsche Justiz  entzogen werden (Joachim Wagner, Richter ohne Gesetz – Islamische Paralleljustiz gefährdet unseren Rechtsstaat, ECON Verlag).
Aber auch, weil der fundamentale Islam ein komplett anderes Verständnis von Familienrecht hat. Dabei steht nicht im Vordergrund, den Beteiligten zu ihrem Recht zu verhelfen, sondern dieses Familienrecht orientiert sich an der Scharia – ja, ist das Kernstück der Scharia.
Das muslimische Familienrecht ist privatisiertes Recht: Alle Männer werden zum Richter über im Prinzip jede Frau, aber auch über Männer, die – aus welchen Gründen auch immer – gegen den strengen Kodex der Scharia verstoßen, z. B. Homosexuelle, Anders- oder Nichtgläubige.
Das muslimische Familienrecht kennt keine Neutralität, der Mann ist das Maß aller Dinge, Frauen können Rechtsansprüche sehr schwer geltend machen. In vielen islamischen Ländern haben Frauen z. B. bei einer Scheidung keinen Anspruch auf ihre Kinder. Wobei Scheidung häufig heißt, dass sie verstoßen wurden.
Sogenannte „Friedensrichter“ orientieren sich an der Scharia und betrachten es als ihre Aufgabe, die Familie zusammenzuhalten – egal, was auch immer vorgefallen sein mag. Aus einer Untersuchung aus Großbritannien ist bekannt, dass auf die Frauen eingewirkt wird, bei ihren Männern zu bleiben. Selbst wenn die betreffende Frau nicht nur in islamischer, sondern in einer zivilen Ehe lebt und ein britisches Gericht bemüht, um sich scheiden zu lassen, wird diese Scheidung in der muslimischen Community nicht zwangsläufig akzeptiert. Das kann drastische Konsequenzen für die Frau haben: Geht sie eine neue Partnerschaft ein, gilt sie in ihrer Community als Ehebrecherin. Ehebruch wird im Islam hart bestraft – bis hin zur Steinigung.
Dass es in Europa zu Steinigungen gekommen wäre, ist bis dato nicht bekannt. Wohl aber zu Ehrendmorden. Ehrenmorde wiederum sind die tragende Säule des Familienrechts, das seinerseits Kernstück der Scharia ist. Durch die Privatisierung des Familienrechts obliegt es den männlichen Mitgliedern der Familie/des Clans/der Community, dafür zu sorgen, dass die Ehre nicht beschmutzt wird. Die Ehre liegt zwischen den Beinen der weiblichen Mitglieder der Familie/des Clans/der Community. Wird diese Ehre beschmutzt, müssen die männlichen Mitglieder dafür sorgen, dass die Ehre wieder hergestellt wird – notfalls durch Mord. Mord im Namen der Ehre. So werden die männlichen Mitglieder auf Gedeih und Verderb in das System eingebunden – nicht selten buchstäblich mit einer Leiche im Keller.
Selbstverständlich gibt es auch andere Sanktionsmethoden, oder auch wirksame Prävention, u.a. durch Verheiratung. Wie wir aktuell den Medien entnehmen können, wird das auch in Deutschland tausendfach praktiziert: Vor allem Mädchen – aber auch Jungen – werden in jungen Jahren im Herkunftsland der Familie verheiratet, mit einem Cousin/einer Cousine. Oder diese/r wird eingeflogen, um die Heirat hier in Deutschland zu vollziehen. Imam-Ehen genannt. Das ist seit 2017 zwar verboten – aber wo kein Kläger, da kein Richter.
Der schwedische Soziologieprofessor Aje Carlbom schreibt in seinem Buch „The Imagined versus the Real Other: Multiculturalism and the Representation of Muslims in Sweden“ (Das imaginisierte versus dem realen Anderen: Multikulturalismus und die Darstellung von MuslimInnen in Schweden): „In diesem Kapitel werde ich versuchen zu zeigen, dass islamische Institutionen die Integration von Muslimen in die schwedische Gesellschaft behindern können. Die Institutionalisierung des Islams auf schwedischem Gebiet, so argumentiere ich, scheint in einer Art zu funktionieren, die der allgemeinen Annahme entgegensteht, dass religiöse Institutionen notwendig seien für die Integration in Schweden. Stattdessen können unabhängige religiöse Institutionen zur Schaffung eines permanenten Außenseiter-Status beitragen. Der Widerspruch ergibt sich daraus, dass muslimische Institutionen gegründet wurden von Gruppierungen, die versuchen, die muslimische Identität vor Einflüssen der Mehrheitsgesellschaft zu schützen und die Integration von MuslimInnen blockieren. Daher sind diese Institutionen vielmehr Schutzschilder vor der als Verbindungsstücke in die Gesellschaft. „
Seiner Meinung nach seien islamische Institutionen vor allem gegründet worden, um MuslimInnen von der Mehrheitsgesellschaft zu isolieren, und seien sie erst einmal etabliert, trügen sie eher zur Integration in die abgeschottete muslimische Community bei bei als in die Mehrheitsgesellschaft. Von fundamentalen Gruppierungen erbaute Moscheen hätten vor allem das Ziel, die MuslimInnen in deren Umgebung zu rekrutieren.  Ihre Marginalisierung als Minderheit trüge zudem zu ihrer Radikalisierung bei (S. 132 ff). Die Schweizer Politologin Elham Manea sieht als eine Ursache, dass sie von Seiten der Regierung und der Schwedischen Sozialdemokratie nicht als schwedische BürgerInnen betrachtet, sondern auf ihre religiöse Identität reduziert worden seien.

Eine fatale Entscheidung
In ihrem Buch „Der alltäglicheIslamismus: Terror beginnt, wo wir ihn zulassen“ schreibt die Schweizer Menschenrechtasaktivistin: „Im Jahr 1994 schrieb der Schwedische Muslimrat (SMR) alle politischen Parteien in Schweden an und fragte sie, ob sie sich an einem Dialog darüber beteiligen würden, wie schwedische Muslime besser in die politische Arbeit integriert werden könnten. Zwei Parteien antworteten, die SAP (Schwedische Sozialdemokratie, Anm. B.G.) und die Grünen.
Der damalige SAP-Minister für Integration bat die Christlichen Sozialdemokraten (eine religiös konnotierte Vereinigung innerhalb der SAP, Anm. B.G.) , im Namen der Partei in diesen Dialog einzutreten, da sie ´etwas von Religion verstehen`.
Die Christlichen Sozialdemokraten sagten zu und traten in einen Dialog mit dem SMR, der von der Muslimbruderschaft dominiert wurde. Es dauerte bis 1999 als sie ein Dokument mit dem Titel Teilhabe, Identität und Integration herausbrachten, in dem die Phasen des Dialogs beschreiben wurden sowie eine Strategie, wie ´die Muslime` in die Strukturen der Parteien und ihre Wahllisten eingepasst werden könnten.  Islamisten in und außerhalb von Schweden wurden eingeladen, nun an all diesen Phasen des Dialogs teilzunehmen. Ihnen wurde erlaubt zu definieren, was ´die Muslime` wollten, die Parteipolitik hinsichtlich der ´muslimischen Minderheit` zu formen. Aber die wichtigsten Maßnahmen waren die, mit dem ´Muslime`, ausgewählt vom SMR, in die Parteistruktur integriert wurden.
Das Ergebnis war eine Struktur, die 1999 vorgestellt wurde.
Die gemeinsame Arbeitsgruppe der zwei Bruderschaften (die Christlichen Sozialdemokraten sind als Bruderschaftsbewegung bekannt, Anm. d. Übersetzerin) stellte konkrete Ziele auf und sprach sich dafür aus, ´Muslime` aktiv für Positionen in Gremien und Ausschüssen vorzuschlagen. Zusätzlich versprach sie zur Legislaturperiode 2002, dass Muslime in 15 städtischen Plenarlisten und fünf Provinziallisten sowie auf Parlamentslitten in mindestens fünf Provinzen gewählt werden würden. Sie versprach auch, dass bis dahin die SAP 2.000 muslimische Mitglieder haben würde, von denen 300 ein Grundstudium in Politikwissenschaften gemacht hätten.
Die Muslimbruderschaft stellte sicher, dass ihre Führungsmänner an diesem Dialog teilnahmen. Und zu diesen Führungsmännern gehörte der ehemalige Imam der Stockholmer Moschee Haytham Rameh, … von dem man herausgefunden hatte, dass er Waffen und Geld an extremistische Kämpfer in Syrien geschickt hatte“ ().
Vorausgegangen, so Elham Manea, sei dieser Entwicklung eine Krise der schwedischen Sozialdemokratie.
Ursächlich dafür war laut der Schweizer Publizistin, dass die SAP bei den Wahlen 1991 herbe Verluste hinnehmen musste. Sie war von 1932 bis 1976 durchgängig Regierungspartei, und dann von 1986 bis 1991 erneut. Dann verlor sie die Wahl und fand sich auf der Oppositionsbank wieder.
„Wie die britische Labour Partei zuvor nutzte die SAP kommunale Vermittler, um an die Wählerstimmen zu kommen. Staat diese Muslime als schwedische Bürger zu behandeln, verließ man sich lieber auf Mittelsleute, die sie über ihre religiöse Identität ansprechen und ihre Stimmen in großer Zahl sichern sollten“.
Die Christlichen Sozialdemokraten, ein ökumenischer Block innerhalb der Partei, offen für alle Konfessionen, hatte sich herausgebildet, nachdem die SAP nach einer „antiklerikalen und religionsfeindlichen Periode“ Ende des 19. Jahrhunderts „eine moderate Position zu Religion und Kirche in Schweden einnahm“.
Diese Gruppierung begann – auf ausdrücklichen Wunsch der Partei – mit den Fundamentalisten, genauer, mit der Muslimbruderschaft zusammenzuarbeiten.
Eine Erklärung für diese Allianz könnte sein, dass es die Muslimbruderschaft wunderbar hinbekommen hat, sich als wohltätige Organisation zu gerieren und zu verkaufen. Auch die schwedische Sozialdemokratie fühlte sich dem Wohlfahrtsgedanken verpflichtet.
Laut Elham Manea spielte aber noch etwas anderes eine Rolle: „Erinnern Sie sich noch an den essentialistisch religiös Gläubigen. Der Typ des Essentialisten, dem das Voranschreiten in unserer Gesellschaft nicht gefällt? Der den Glauben im Rückzug und die Rolle der Kirchen sowie anderer Religionen unter Beschuss oder im Niedergang begriffen sieht? Der in der Anwesenheit der ´Muslime` die Gelegenheit sieht, die Religion wieder in die öffentliche Sphäre westlicher Demokratien zu rücken? Nun, dieser Typ Essentialist war zentral für den Erfolg der Islamisten in Schweden. Es war der Segen dieser Menschen, um es mit Adlebes Worten zu beschreiben, der den Islamisten den Weg zu einer Dominanz im politischen System Schweden ebnete.“
Auch das lässt sich für Deutschland sagen: Im Windschatten des Islams wittern das Christentum wieder Morgenluft und erhofft sich, dass Religion grundsätzlich – und somit die kirchlichen Verbände – künftig eine maßgeblichere Rolle im gesellschaftlichen und politischen Leben zukommt. Denn nicht nur die schwedische – wie die deutsche – Sozialdemokratie hat mit Mitglieder- vor allem Prestigeverlust zu kämpfen, sondern auch die Kirchen. 
Den schwedischen Grünen fallen die Folgen dieser Kooperation unterdessen auch auf die Füße.

Wer ist Ayoub Chibli? Eine Spurensuche
Der spätere Imam der großen Moschee in Malmø sei, so schreibt es Aje Carlbom in besagtem Buch (), schon Anfang der 1990er Jahre in Schweden in muslimischen Gruppierungen aktiv gewesen:
Als ich Ayoub Chibli 1993 das erste Mal traf, war er der Vorsitzende des islamischen Kulturverbands ICA. Aufgrund interner Streitigkeiten spaltete sich die Organisation Mitte der 1990er. Die ICA blieb erhalten, aber es wurde eine neue Organisation etabliert, der Islamische Verband Skåne” (S. 154).
Skåne ist eine Provinz in Südschweden mit Malmø als Residenzstadt.
Für die Recherche zu dieser 2003 veröffentlichten Publikation traf Carlbom sich u.a. mit Ayoub Chibli, nun Imam der großen Moschee in Malmø.  Carlbom sprach mit ihm über muslimisches Leben in der Diaspora, das sich dessen Ansicht nach für Männer und Frauen grundsätzlich unterschied:
Der ideale Mann im Mittleren Osten steht morgens um 6 Uhr auf und geht mit Stolz zur Arbeit, um seine Familie zu unterstützen. Wenn er spät nach Hause kommt, nach einem langen Arbeitstag, warten alle auf ihn. Seine Kinder küssen ihn und geben ihm heißes Wasser, so dass er seine Hände waschen kann. Seine Ehefrau serviert ihm das Essen und zeigt ihm ihren Respekt. Sein Leben hat einen Wert. Er sieht sich selbst mit Stolz an. Aber kommen diese Männer nach Schweden, werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit erwerbslos sein. Und ein erwerbsloser Muslim fühlt sich wie ein Niemand. Er hat seinen Status als Ernährer der Familie verloren, als deren Beschützer und als Familienoberhaupt. Er ist jeden Tag mit seiner Frau von Angesicht zu Angesicht konfrontiert und sieht so mehr ihrer Fehler. Sie beginnt, ihn zu verachten, und seine Kinder interessiert nicht mehr, was er sagt. Das Risiko von Konflikten und Gewalt, die die Familie zerreißen, ist groß. Eine Scheidung ist eine totale Katastrophe für einen muslimischen Mann – wenn es überhaupt ausreicht, es Katastrophe zu nennen. Wenn die Scheidung eintritt, gerät der Mann in eine schwierige Krise. Die Familie ist der Kern seines Lebens. Fast ohne Ausnahme bleibt die Frau zuhause, kümmert sich um die Kinder und die Hausarbeit. Er geht nach draußen. Sie erzieht die Kinder und absolviert ihre tagtäglichen Aufgaben. Er fühlt sich vertrieben, ausgeschlossen von jeder Möglichkeit, gemäß seiner religiösen Pflicht, Verantwortung für seine Kinder zu übernehmen und sie moralisch zu leiten
[see Dagens nyheter, July 2001]” (S. 152).
Da ist sicher viel dran. Auch europäische Männer hängen diesem Ideal an und haben noch keine neue Identität von Männlichkeit entwickelt, seitdem „ihre“ Frauen ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Im Zusammenhang mit der aktuellen Debatte um Gewalt gegen Frauen wird als ein Grund genannt, dass in höheren sozialen Schichten eine Ursache dafür sei, dass Männer nicht damit zurechtkämen, wenn ihre Partnerinnen mehr verdienten als sie selbst.
Im Zusammenhang mit der Clan-Kriminalität wird als Begründung für das aus dem Ruder laufen der jüngeren Generationen genannt, dass die Väter häufig erwerbslos seien und so dem traditionellen Bild des Familienoberhaupts nicht mehr entsprächen, so dass ihnen der Respekt ihrer Söhne verlustig ginge.
Doch so heimelig das von Ayoub Chibli gezeichnete Bild der heilen (muslimischen) Familie auch sein mag – es entspricht schon lange nicht mehr der Realität. Kommt damit klar, Jungs.
Angesichts dieser Aussage stellt sich mir die Frage, wie Ayoub Chibli wohl seine Arbeit als „Familienrat“ gestaltet hat? Den Männern abverlangt, die neue Situation zu akzeptieren und sich die Haus- und Carearbeit mit ihren Frauen zu teilen, sich ein erfüllendes Hobby zu suchen, Gleiches auch der Ehefrau zu ermöglichen und auch den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen? Oder verlangte er den Frauen ab, Rücksicht auf die Identitätskrise ihrer Männer zu nehmen, an sich und den eigenen Fehlern zu arbeiten und dem Mann trotz allem – oder gerade weil er sich als Nichtsnutz fühlt – den gebotenen Respekt zu demonstrieren? Wo doch die Zuschreibung „Katastrophe“ nicht einmal annähernd das Unglück beschreibt, das einen rechtschaffenen Muslim ereilt, wenn seine Frau sich von ihm scheiden lässt.
Was mag er Eltern geraten haben, deren Kinder sich als homosexuell geoutet haben? Wie mag er als Geschworener des Bezirksgerichts über Homosexuelle geurteilt haben?

Erst kam die Moschee – dann die Gläubigen
Die Moschee in Malmø/Rosengård wurde als erstes muslimisches Gebetshaus dort in den 1980ern errichtet. Gemeinhin werde davon ausgegangen, so Aje Carlbom, dass sich zunächst Gläubige in einer Gegend ansiedelten, dann irgendwann der Wunsch nach einer Gebetsstätte aufkäme, diese der Anzahl der Gläubigen entsprechend gegründet würde und mit der Zeit, vor allem mit Hinzukommen weiterer Gläubiger, wachse.
Nicht so jedoch in Malmø/Rosengård: Dort wurde eine Mega-Moschee errichtet, obwohl es in der Gegend kaum Muslime gab. Die folgten dann der Moschee und später wurden zudem zahlreiche kleine Gebetshäuser gebaut oder Gebetsräume eingerichtet.
In der großen Moschee werden Konferenzen abgehalten, eine Koranschule wurde eingerichtet, um die Jahrtausendwende kam eine Privatschule hinzu und eine Bibliothek.
Finanziert wurde die Moschee von der Muslimischen Weltliga (MWL) und die libysche Jamiat al-Da´wa, geführt wird sie von der „Muslimischen Weltliga Islamisches Zentrum von Malmø“.
Es gab diverse Anschläge auf die Moschee, vermutlich von Rechtsradikalen, bei der Teile zerstört wurden.
Aje Carlbom schreibt, die zeitraubendste Angelegenheit sei jedoch, die nicht-muslimischen Gäste zu führen: Durch das Gebäude und in die Religion. Etwa 15.000 Personen pro Jahr.
Ansonsten träfen sich hauptsächlich Männer dort, zum beten und um andere Männer zu treffen. Wir erinnern uns: Muslimische Männer in der Diaspora leiden kollektiv unter einer Identitätskrise und müssen sich deshalb den ganzen Tag in der Moschee oder im Café verlustieren – um nicht ständig mit den Fehlern ihrer Ehefrau konfrontiert zu werden.  So kann sie sich in Ruhe um die Kinder kümmern und die Hausarbeit erledigen – ohne von ihm halbtot geprügelt zu werden. Vielleicht gerät dann auch in Vergessenheit, dass er nicht arbeiten, sondern bloß Tee trinken war, und die Kids küssen ihn, wenn er heim kommt und sie stellt ihm das Essen hin – so er ihr denn Geld gelassen hat, selbiges zu finanzieren.
Heute hat Bandenkriminalität in Malmø/Rosengård Hochkonjunktur, die Mordrate ist drei Mal höher als in London.
Die Ursachen dafür sind vielfältig, aber der hohe Anteil an Migranten gehört sicherlich dazu. Ralph Ghadban beschreibt in seinem Buch „Die arabischen Clans – die unterschätzte Gefahr“ (ECON-Verlag) diese Entwicklung: Migranten werden gern in bestimmten Gebieten untergebracht, oder es leben schon Verwandte/Bekannt dort und es zieht sie dahin, sie werden vom Staat weitestgehend allein gelassen, mit dem notwendigsten versorgt, aber allein gelassen und ghettoisiert, die Väter verlieren ihre Autorität, wie von Ayoub Chibli oben beschrieben. Statt modifizierte Lebenskonzepte zu entwickeln, wird an alten patriarchalen Strukturen festgehalten und das entstehende Machtvakuum wird durch Gewalt gefüllt. Wer sich hier durchsetzt, ist der Bestimmer.

Die Strategie der Fundamentalisten
Der Name Ayoub Chibli taucht zudem im Zusammenhang mit der al Taqwa Bank auf. Das schreibt Sameh Egyptson in dem Buch “Holy White Lies: Muslim Brotherhood in the West ´CaseSweden`” (Heilige weiße Lügen: Die Muslimbruderschaft im Westen „Beispiel Schweden):
„Gemäß einer Liste von Aktionären der Bank vom April 2000 werden Mitglieder der saudischen Königsfamilie genannt, aus Kuwait und der Großmufti der Arabischen Emirate, Familienangehörige von Hassan al-Banna und Yussuf al-Qaradawi. Auf der Liste sind auch Youssef Nada, Ghalib Hemet (Haupteigner gemeinsam mit Nada), Mahdi Akef, Vorsitzender der Muslimbruderschaft, Faysal Mawlawi, Chef der Muslimbruderschaft im Libanon, der Gründer des Instituts für Humane Studien in Frankreich, der Vize-Präsident des European Council for Fatwa and research, und dr Name von ibrahim Farouk El-Zayat, der sich gegen Ghalib Himmat als Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Deutschland durchsetzen konnte, eine der wichtigsten islamischen Persönlichkeiten in Deutschland, der eines Polizeiberichts zufolge eine Hauptrolle gespielt hat bei der Etablierung islamischer Institutionen, außerdem eine enge Beziehung zu Millî Görüş hat, er ist verheiratet mit Sabiha Erbakan, der Nichte von Erbakan, dem Gründer der türkischen Millî-Görüş-Bewegung. Zusätzlich zu all diesen bisherigen Namen fand ich zwei, die ich als aus Schweden stammend identifizieren konnte: Adly Abu Hajar und Ayoub Chibli“(S. 176 f).
Die von Youssef Nada gegründete al-Taqwa-Bank mit Sitz in Liechtenstein, der Schweiz und auf den Bahamas, gilt als Meilenstein in der Entwicklung der Muslimbruderschaft, bzw. dessen Etablierung als tatsächlich weltumspannendes Netzwerk mit Dependancen in Europa und den USA. Die al-Taqwa-Bank soll zudem auf zur Finanzierung von Terrororganisationen wie Al-Quaida gedient haben.
Die Ausbreitung des islamischen Fundamentalismus außerhalb von Ägypten, Syrien und Saudi Arabien lässt sich grob in vier Phasen einteilen:
 Die Errichtung von fremd finanzierten Moscheen zur Sammlung und Rekrutierung der Anhängerschaft. Zeitgleich bauten Ende der 1950er/1960er die Muslimbruderschaft sowie schiitische Verbände Moscheen und Franz-Josef Strauß öffnete den Grauen Wölfen die Tür.
Die Gründung der al-Takwa-Bank als finanzielle Grundlage beim Siegeszug der Muslimbruderschaft durch die ganze Welt. Die Schiiten bunkern ihre Kohle auf staatlichen Banken, wie bekannt wurde, als der Iran den Transfer mehrerer Millionen von Hamburg nach Teheran forderte.
Die Kooperation der verschiedenen islamischen Strömungen in der Diaspora, die an anderen Orten der Welt durchaus brutale Kriege gegeneinander führen, in Deutschland z. B. im Zentralrat der Muslime (ZMD).
Die Tradierung, sprich die gute Betreuung des Nachwuchses, die als „neue Deutsche“ – die sie unbestreitbar sind – selbstbewusst, eloquent und eben als Deutsche Sonderrechte für Musliminnen und Muslime einfordern.
Eine ähnliche Entwicklung beschreibt Elham Manea auch für Schweden. In Deutschland hat sich das wie gesagt verselbständigt, eilfertigst ebnen Politik, Wissenschaft und Justiz diesen Sonderweg, z. B. durch den Staatsvertrag, den der Hamburger Senat mit dem Rat der Islamischen Gemeinschaften (SCHURA) geschlossen hat sowie den Religionsvertrag an der Hamburger Uni. Beides räumt den islamischen Verbänden quasi Narrenfreiheit ein. Der Religionsvertrag der Uni nicht nur den islamischen, sondern allen religiösen Verbänden.
Um es mit Elham Manea zu sagen: „Erinnern sie den essentialistisch religiös Gläubigen. Der Typ des Essentialisten, dem das Voranschreiten in unserer Gesellschaft nicht gefällt? … Der in der Anwesenheit der ´Muslime` die Gelegenheit sieht, die Religion wieder in die öffentliche Sphäre westlicher Demokratien zu rücken?“
 










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