Zur US-Heul-Schmonzette Schindlers Liste

 Smiley, Weinen, Traurig, Turnschuhe, Lustig, Emoticon


Text Juliane Beer


Festlicher alljährlicher Akt in deutschen Wohnzimmern - die Rettung der Juden durch einen Deutschen


Am 2. Mai jährte sich die Kapitulation Deutschlands zum 75. Mal. Anders als oft kolportiert wurde Deutschland nicht befreit, denn abgesehen von der jüdischen Bevölkerung waren die Deutschen von 1933 bis 1945 frei – frei einen Psychopathen zu ihrem Anführer zu machen, seine Befehle auszuführen bzw. dies zu dulden, oder aber auch frei, in den Widerstand zu gehen.

Die deutsche Geschichte von 1933 bis 1945 wurde nicht aufgearbeitet, stattdessen sollten es Zeremonien, mechanisch abgehalten, richten. Gedenktage, Mahnmale, Pflastersteine zum betrampeln und wieder blank polieren - die Deutschen machen mit, weil man ihnen gesagt hat, dass sie dies müssen, um voreinander und der Welt als geläutert dazustehen.

Langsam jedoch hat man genug gesühnt, Politikern, die fordern, dass es nun endlich genug sei mit den Ritualen (womit sie auf unbeabsichtigte Weise Recht haben) wird auch von denen, die ein bisschen Andenken durchaus wichtig finden, zugestimmt, zumeist heimlich, denn die letzte Darbietung im Gedenkzirkus ist noch nicht offiziell über die Bühne gebracht.

Dennoch, und zur endgültigen Verwirrung gutwilliger BürgerInnen, hat man in Politik und Kultur längst wieder zur deutschen Juden-Besessenheit zurückgefunden und seine Obsession auf den jüdischen Staat umgelenkt, man observiert diesen mit deutscher Akribie auf verurteilungswürdige Vorkommnisse, die Jüdinnen und Juden nicht mehr herbeiführen dürften, hätten sie aus der Besserungsmaßnahme Shoa gelernt.

Daneben soll das deutsche Volk aber nicht die Nostalgie verlernen, und so pickt man sich aus 12 Jahren Naziherrschaft und Konzentrationslager-Alltag das bedeutsamste und alles beherrschende Vorkommnis dieser Zeit heraus – die Geschichte eines deutschen Mannes, der Juden (vor den Deutschen) rettete. Dies in Form einer Tränendrüsen- Schmonzette aus amerikanischer Produktion, die ganz nebenbei den Beweis liefern soll, dass die Shoa tatsächlich stattgefunden hat, was nicht nur Deutsche sondern AntirassistInnen weltweit mittlerweile anzweifeln, zumindest in der Form, die überliefert ist. Davon, dass dieser Tage als Zeichen eines unbestechlichen Auffassungsvermögens gilt, allem, was aus Amerika heraus und in die Welt hereinschwappt Hinterlistigkeit, Betrug und Unterjochung der Anständigen zu attestieren, lässt sich niemand mit dem Ziel Volkserziehung irritieren, und so erachtet man den fast 30 Jahre alten Shoa-Beleg aus Hollywood als überzeugender denn eine zeitgemäße Produktion ohne deutschen Helden, dafür mit sachlicher Analyse der deutschen Geschichte und dem Geisteszustand ihrer ProtagonistInnnen.
Doch letztes würde sehr vermutlich nicht halb so viele Deutsche vor den Fernseher locken wie das alljährliche Entlastungsspektakel Schindlers Liste. Mit wem sollte sich die/der Deutsche denn auch beim Ansehen einer Obduktion von Frauen und Männern, die ihrer Lust am Quälen und Töten oder am Ausführen von Befehlen frönen, identifizieren? Schindlers Liste hingegen bietet jedem seinen und ihren individuellen HeldIn. Man ist je nach Sentiment für ein paar Stunden der leichtlebige aber edle Retter Schindler, dem zum Schluß mit großem Tamtam und einem goldenen Ring für etwas gedankt wird, das selbstverständlich ist: nicht zu morden und zu quälen, man darf Macht- und Mordphantasien durch die schaurig-schön dargestellte Figur Amon Göth ausleben, man darf zusehen, wie die Opfer durch jede Wiederholung des Films noch mal und noch mal gedemütigt werden. Oder, wie dieser Tage wieder, da man sich als RevoluzzerIn gegen eine  halluzinierte Impfpflicht mindestens den gelben Stern verdient, darf man sich als Opfer alias Jude dieser Zeit fühlen. Zudem sind die Juden im US-Film gezähmt; laufen ausgemergelt und gesenkten Hauptes neben dem arischen Hünen Schindler durch die Kulisse, man muss sie nicht fürchten, nichts trübt den Filmgenuß. Für ein paar Stunden kann man das Bild des israelischen Soldaten vergessen, der, wie die Medien bekannt geben, grausamer als einst die Nazis, jetzt den Frieden der ganzen Welt bedroht.

Wäre es anlässlich des ungebremst wiedererstarkenden Antisemitismus weltweit 75 Jahre nach Kriegsende eine sinnlose Verschwendung von Mitteln und Geldern, die Tränendrüsen-Schmonzette Schindlers Liste durch ein Werk für mündige BürgerInnen zu ersetzen?

Schindler war kein deutscher Held. Er war einer der wenigen, die, nicht weil, sondern trotzdem sie deutsch waren, ab 1939 Menschen retteten.






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