Vor der Bundestagswahl: Was ist eine Frau?

  

 

 


 

 

Text Juliane Beer


Seit November 2024 ist das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz in Deutschland in Kraft.

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/queerpolitik-und-geschlechtliche-vielfalt/gesetz-ueber-die-selbstbestimmung-in-bezug-auf-den-geschlechtseintrag-sbgg--199332

Wie inzwischen allgemein bekannt sein dürfte: U.a. darf sich seither jeder Mann per "Sprechakt " zur Frau erklären und dies, falls in Deutschland gemeldet, auf dem Standesamt festzurren. So weit, so irre.

Wenn wir jetzt von Problemen lesen, vor denen Führungsteams von Frauensport-Studios stehen oder von Gewalttaten verübt durch "erklärte Frauen" oder von Rechtsradikalen, die lieber im Frauenknast hocken möchten, usw. usf., wünschen wir Frauenrechtlerinnen uns einmal mehr, wir hätten uns geirrt, als wir vor diesem Gesetz warnten.

https://www.bodymedia.de/themen/recht/diversity-das-neue-selbstbestimmungsgesetz-und-dessen-auswirkungen-fuer-fitnessstudiobetreiber/

https://www.welt.de/politik/deutschland/plus255085432/Sexuelle-Gewalt-Mehrere-Uebergriffe-von-Trans-Frauen-auf-weibliche-Haeftlinge-in-Gefaengnissen.html

 https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/aerger-im-berliner-frauenknast-transsexuelle-haeftlinge-muessen-zurueck-ins-maennergefaengnis-li.2295237?fbclid=IwY2xjawIdOKlleHRuA2FlbQIxMQABHT7O55pbsuiELOJDzV-wQJf6Qq7JKpU58SRFtAXYSwsgo_dzDcLwnJWPDw_aem_sg0W4HZAWYIgt212g3p5jQ

 https://www.deutschlandfunk.de/rechtsextremist-liebich-aendert-offenbar-geschlechtseintrag-und-koennte-ins-frauen-gefaengnis-kommen-100.html

Sind Frauen seit November 2024 zu Tausenden auf den Straßen, um dagegen zu protestieren, dass ihre Rechte und hart erkämpften Bereiche per Gesetz abgeräumt werden?

Nein.

Warum nicht?

Ich möchte mich im Folgenden mit der Frage beschäftigen, warum nicht wenige Frauen, häufig aus dem sogenannten queerfeministischen Lager - eine Melange aus Queer-Theory, Intersektionalität, Kulturrelativismus und Poststrukturalismus - es nicht nur dulden, sondern sogar beklatschen, dass Männer ihre Räume okkupieren, bei Frauensportwettkämpfen antreten, sich auf Quotenplätze drängen, in Frauengefängnissen Gewalt gegen Frauen ausüben, sowieso bereits rare Plätze im Frauenhaus belegen usw. usf.

Warum dulden diese Frauen ihre Benachteiligung und Verdrängung nicht nur, sondern werten diese gar als fortschrittlich?

Zunächst eine kurze Begriffserklärung:

Der Queerfeminismus wird häufig auch als die dritte Welle der Frauenbewegung bezeichnet, was die Sache nicht trifft, denn die erste Welle (Beginn Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts) und die zweite Welle (Beginn in den 1960er-Jahren) waren Frauenrechtsbewegungen, was der Queerfeminismus nicht ist. Im Gegenteil. Die queerfeministische Methode zielt darauf ab, Frauen unsichtbar und damit Frauenrechte überflüssig zu machen. Damit wären Männerrechte wieder fest in der ersten Reihe verankert, denn wenn Queerfeministinnen davon reden/ dahingehend handeln, dass Geschlecht nichts als Konstrukt sei, das sich überholt habe und Männer deshalb bereitwillig all das nutznießen lassen, was Generationen von Frauen hart erkämpft haben, nutznießen Männer das. Und zwar ohne Frauen im Gegenzug an ihren Privilegien teilhaben zu lassen. 

Zurück zur Frage, warum Frauen es zulassen, dass ihre Räume okkupiert und ihre Rechte übernommen werden bzw. warum sie diese sogar freiwillig hergeben.

Die Antwort ist so alt wie die Menschheit. Den allermeisten Frauen ist beigebracht worden, dass sie Männern keine Beschränkungen aufzuerlegen haben. Über Generationen. Natürlich variiert die Methode der Erziehung und natürlich variieren auch männliche Forderungen. Waren es gestern noch Forderungen, wie die, dass Frauen zu schweigen, zu gehorchen, zu bedienen und dabei ansprechend auszusehen haben, ist es heute u.a. die männliche Forderung, selbst die bessere Frau zu sein, weshalb die sich selbst zur Geschlechtslosen Erklärte gefälligst Platz machen soll. Und sie macht Platz, weil sie es gelernt hat und zwar über Generationen. Was sind dagegen die paar Jahre Frauenrechtsbewegung?

Ich erwähnte es bereits: Vor und nach Einführung des sogenannten Selbstbestimmungsgesetzes hätte man Frauen dagegen demonstrierend auf allen Straßen sehen müssen. Tatsächlich wurden zahllose Frauen nur dann laut und ungehalten, wenn es darum ging, ihre Geschlechtsgenossinnen zurechtzuweisen und zu beschimpfen, sobald die auf ihre hart erkämpften Rechte pochten.

Nun könnte man sagen, Urgroßmutter lässt grüßen. Doch damit täte man vielen Urgroßmüttern Unrecht, nämlich denen, die auf der Thermometer-Skala des Gehorsams zumindest bei Gewalt und Pornografie die Grenze gezogen hatten. Nicht so ihre Urenkelinnen. Grenzen sind unzeitgemäß, Thermometer-Skalen nur noch fürs Messen der Erderwärmung erlaubt. Folgendes Beispiel, geschehen vor wenigen Jahren, lässt die Frage, warum Frauen sich ihre Räume nehmen lassen, geradezu banal klingen.

Zunächst: Veranstaltungen zu sogenannter queerer Thematik, aber auch zuvor Frauentanzveranstaltungen, zogen und ziehen von jeher solche Männer an, die es nicht aushalten, dass ihnen irgendwo auf der Welt der Zutritt verweigert wird. Mit der Psyche dieser Männer kann und will ich mich an dieser Stelle nicht befassen, denn das ist schlichtweg nicht die Aufgabe von uns Frauen, außer, wir sind vom Fach. Bis in die 1990er-Jahre herrschte unter Frauen Konsens, dass Männer auf Frauenfesten, in Frauencafés oder in Frauendiskos nichts zu suchen haben. Weil es immer wieder Männer gab, die das nicht aushielten, standen vor Frauendiskotheken Türsteherinnen, die klare Ansagen machten und bei besonders hartnäckigen Nervensägen auch schon mal die Polizei zu Hilfe riefen. 

Heutzutage brauchen Männer, die meinen, es sei ihr unbedingtes Recht, Frauenveranstaltungen zu "bereichern" nur wenige Utensilien, um sich Zutritt zu verschaffen. Schminke, Stöckelschuhe und Gefühl, nämlich das Gefühl, eine Frau zu sein. Mehr noch. Selbst in Veranstaltungsräumen, die auf vielerlei Art genutzt werden und deshalb auch Männertoiletten haben, versuchten in der Vergangenheit Männer immer wieder, sich das Recht, auf der Frauentoilette ihre Notdurft verrichten zu dürfen, mittels Gewalt zu verschaffen. Dass einige Frauen, wenigstens auf der Toilette, von Männern unbehelligt bleiben möchten, rief bei Queerfeministinnen regelmäßig Empörung hervor, die in Form von Weltuntergangs-Prophezeiungen ob des aufsässigen Verhaltens der Geschlechtsgenossinnen durch die sozialen Netzwerke schwirrten. Der Unwille, mit Männern Toiletten und Waschraum zu teilen, sei ausgrenzend oder auch "transphob". Als "Täterinnen", oder zumindest Störerinnen, wurden Frauen ausgemacht und nicht Männer, die aus welchen Gründen auch immer nicht willens oder nicht in der Lage waren, ihre eigene Toilette zu benutzen, was Frauen zu dulden hätten.

Man stelle sich umgekehrt Frauen vor, die vor einem Männerklo randalieren, bzw. Männer tätig angreifen, weil die ihnen die Benutzung ihrer Pinkelrinnnen untersagen. Oder man stelle sich Frauen vor, die auf Männertoiletten Kameras installieren, um die so aufgenommenen Szenen zu verkaufen, wonach diese auf Internet-Porno-Plattformen landen.

Letztgenanntes Szenarium, und zwar mit einem männlichen Täter, ereignete sich u.a. 2018 auf dem Musik-Festival "Monis Rache", wie eine Filmcrew um Doku-Autorin Patricia Schlosser öffentlich machte und das Festival-Team daraufhin eingestehen musste.

Über hundert betroffene Frauen erstatteten Anzeige gegen den Täter, der zum Festival-Team gehörte, allerdings, wie das Team, bestehend aus Frauen und Männern, auf ihrer Seite bekannt gab, "nur" zum Aufbauteam. Danach mehrten sich Stimmen, die angaben, dass der Täter sehr wohl zum Kern des Kollektivs gehörte. Beweise gibt es weder für die eine noch für die andere Version und keine der beiden Versionen macht die Tat besser.

"Monis Rache" ist ein "queeroffenes" Festival, das sich zu "transformative justice" bekennt, also staatliche Strafverfolgung ablehnt, stattdessen darauf setzt, dass Täter Verantwortung für ihr Verhalten übernehmen und dieses verändern. Dass diese Haltung u. a. im Fall von Sexualstraftaten gemeingefährlich naiv ist, braucht vermutlich nicht erklärt zu werden in Anbetracht der Rückfallquote bei Sexualstraftätern nach sämtlichen bislang erprobten Therapien.

Interessant ist hier das Verhalten des Festival-Kollektivs, das die Angelegenheit mit Hilfe fadenscheiniger Erklärungen immer wieder herunterzuspielen versuchte. Wie bereits erwähnt, besteht das Kollektiv auch aus Frauen. Auf der Festival-Seite wurde mit viel sprachlichem Queer-Schnickschnack, wie Bezeichnungen für Frauen als "Menschen die, weiblich gelesen werden" und geradezu kokett anmutenden "Triggerwarnungen vor Gewaltdarstellungen" mit bestürzend beschönigender Beschreibungen der Vorfälle gearbeitet. Von Frauen.

https://monisrache.wtf/

Proportional zum wachsenden Druck auf das Festival-Kollektiv wuchsen die schwammigen Erklärungen auf der Seite. Es war dem Organisationsteam, darunter Frauen, nicht möglich, ohne Relativierung einzuräumen, das ein männliches Crew-Mitglied heimlich F r a u e n auf der Toilette gefilmt und das Material an Pornoseiten verkauft hatte. Zum Schluss las sich die Erklärung auf der Website von "Monis Rache", als wäre das Organisationsteam eine Gruppe zu Unrecht angeklagter Opfer und als wären die Schuldigen die betroffenen Frauen, die den Täter anzeigten, so dass dieser nun keine Gelegenheit mehr habe, sein Verhalten "zu reflektieren und zu ändern".

Der Vorfall ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie Frauen mit ihren Geschlechtsgenossinnen verfahren, wenn diese es wagen, auf ihre Rechte, in diesem Fall auf das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, zu pochen und Anzeige gegen einen Mann zu stellen.

Dafür, dass der Täter keinen Schaden nahm, wurde ebenfalls gesorgt, wie dieser öffentliche Post vom 1. Mai 2021 im sozialen Netzwerk Facebook erkennen lässt.

Dżesika Ramsch2

Gestern um 08:19

Der Täter von Monis Rache wurde gestern auf einer Parkbank gesichtet. Nachdem er sich mehrere Monate abgeseilt hatte und sich laut eigener Aussage da aufhielt, wo er keine Gefahr für Frauen darstellt (wo auch immer dieser magische Ort sein soll), ist er nun wieder in Leipzig. (Versteht mich nicht falsch, ich will hier nicht für eine völlige Einschränkung der Bewegungsfreiheit solcher Typen plädieren.)

Nach allen Beteuerungen aktiv zu werden, eine Therapie anzutreten, sich seiner strafrechtlichen Verantwortung zu stellen und aktiv an der Aufarbeitung der ganzen Causa Monis Rache mitzuwirken, ist H. nun wieder da. Und passiert ist ungefähr nichts. Stattdessen hat H. immer wieder Wasserstandsmeldungen seines psych. Zustands in die einzelnen Betroffenengruppen abgeseilt. Gruppen, in denen sich Personen vernetzen, die das Ganze tatsächlich traumatisiert hat, die auch vorher vielleicht schon Traumata erlitten haben, Leute, die den Gedanken, „Ich bin gegen meinen Willen in einem Porno zu sehen“, nicht einfach mal eben wegdrücken können, Leute, die sich seit über einem Jahr damit befassen. So hat es ein Typ geschafft, letztlich wieder Zugriff auf Gruppen zu erhalten, in denen er nichts, aber auch gar nichts zu melden haben sollte. Alle sollten es wissen: H. geht in sich und H. leidet auch. Doch nach all diesen Versicherungen, Verantwortung zu übernehmen, und Selbstmitleidsbekundungen zeigt sich vor allem eins: Man kann es sich als Betroffene*r nicht leisten, darauf zu warten, dass Täter beginnen, Abbitte zu leisten, man braucht nicht darauf zu warten, dass Transformative Justice Konzepte zu mehr gereichen, als zu einem schönen Gedankenspiel. Man braucht nicht darauf zu vertrauen, dass Täter daran interessiert sind, eine Art Gerechtigkeit herzustellen. Sowieso: Der eigene Geisteszustand darf nicht von solchen Typen abhängig sein, so schwer das ist. Und wenn man geglaubt hat, dass das in der Linken-Szene anders sei, dann wurde man hier ziemlich bitter enttäuscht. Eigentlich ist das ja auch allen klar, der ganze Fall machte dies nur noch mal besonders deutlich und emotional zermürbend sichtbar. Good Job, Henning.

https://www.facebook.com/chimpVS/

Zur Erinnerung: Das ganze spielte sich ab, bevor das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz in Kraft trat. Der Täter hätte heutzutage die Möglichkeit, sich vor seiner Tat zur Frau zu erklären.

Was hätten die Frauen und Männer im Team von "Monis Rache" daraus machen können?

Einen bundesweiten Aufschrei ob der beispiellosen Tat einer Frau in linken Kreisen?

Aktuell stehen wir vor einer Bundestagswahl. Ich möchte jeder Frau raten, sich die Haltung zum sogenannten Selbstbestimmungsgesetz sowie die Gesetzespläne in Sachen Gewalt, verübt von Männern, der Parteien bis zum 23. Februar sehr genau anzuschauen.



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