Der Teppich-Dschihad




Foto: Pixabay

Text: Birgit Gärtner

Zum Ende der Fastenzeit Ramadan zelebrieren die muslimischen Verbände in Deutschland ihre Macht – und zeigen den Frauen ganz nebenher, wo es lang geht: nämlich gar nicht.

Irgendwie waren sie ulkig, die Bilder von betenden Muslimen, die zu Ende des Ramadans in den sozialen Medien rauf und runter geteilt wurden: Zu sehen waren Männer und Jungen, die auf Gebetsteppichen saßen, diese aufgereiht in Reih und Glied, im vorgeschriebenen Corona-Abstand hinter-, vor- und nebeneinander, am hinteren Ende jeweils ein paar Schuhe – manche davon auf leeren Parkplätzen großer Kaufhäuser, z. B. Ikea in Wetzlar, so dass es wirkte, als hätten Mohammeds Jünger dort ihre fliegenden Teppiche geparkt statt sonst die Kundschaft ihre Autos.
Weiger ulkig werden die Bilder indes, wenn wir uns vor Augen führen, an wie vielen Plätzen im gesamten Land diese Szenerie zu beobachten war: Neben den bereits erwähnten Parkplätzen okkupierten betende Männer auch Einkaufszonen in Innenstädten, beispielsweise im ostwestfälischen Detmold, in den Ruhrgebietsstädten Herne und Essen. In der Kulturmetropole schreckte morgens statt Hahnenschrei  der Ruf des Muezzins die Menschen aus dem Schlaf. Noch weniger ulkig sind die Bilder, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass darauf ausschließlich Männer abgebildet sind. 
Was wäre anders, wenn auch Frauen zu sehen wären? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Es wäre schlicht eine andere Religion, oder zumindest ließe sich der Versuch der „Religion des Friedens“ erkennen, wenigstens ansatzweise im Hier und Jetzt anzukommen. Frauen und Männer gleichberechtigt Seite an Seite, das ist absolut undenkbar im Islam; das ist im Programm nicht vorgesehen.  Es sei denn, in Nischen wie der „Ibn-Rushd-Goethe-Moschee“ in Berlin, von der die Fachwelt rätselt, was daran – und darin – noch islamisch sein soll und die Gründerin Seyran Ateş eine Schelte aus Kairo und Istanbul und somit Rundum-Personenschutz einbrachte. Nicht in Kairo, sondern in Berlin.
Zu Ende des Ramadans  wurde – wieder einmal – demonstriert, dass Islam Männermacht bedeutet. Es wird nicht nur spirituell des Religionsgründers gedacht, der vor 1.400 Jahren gelebt haben soll, sondern die die Welt in ihrer (vermuteten) gesellschaftlichen Beschaffenheit vor etwa 1.400 Jahren konserviert und der Versuch unternommen, die damaligen Verhältnisse in die Gegenwart – und Zukunft – zu katapultieren. Die Welt des Religionsgründers, der als Prophet Mohammed geehrt wird, eine Welt, in der Frauen sogar noch weniger Rechte hatten, als es dem damaligen Zeitgeist entsprach.  So war es beispielsweise laut Hamed Abdel-Samad auch seinerzeit absolut unüblich, Kinder zu vermählen – und die Ehe mit ihnen zu vollziehen, wie es der Erzählung nach der Prophet Mohammed mit seiner jüngsten „Frau“ Aischa gemacht hat als sie sechs, bzw. neune Jahre alt war. Diese Gebete stehen für eine Welt, in der heute Frauen größtenteils komplett aus dem gesellschaftlichen Leben verbannt sind.

Religionsfreiheit heißt nicht Narrenfreiheit
Die Religionsfreiheit ist ein hohes Gut in einer Demokratie. Jedoch scheint es, als ob diese in Deutschland in umgekehrter Relation zur stetig sinkenden Religiosität der Bürgerinnen und Bürger steige – und auch im Wesentlichen für eine Religion, die viel gepriesene „Religion des Friedens“,  gelte. Auch die christlichen und jüdischen Gläubigen mussten ihre Feste unter den Bedingungen der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie verbringen; Medienberichte über öffentliche Zelebrationen oder Besuche von Politikerinnen und Politikern in Kirchen und Synagogen blieben aus. Weder gab es katholische Prozessionen in bundesdeutschen Innenstädten, noch jüdische Feste auf Supermarkt-Parkplätzen. Auch von kollektiven Ostereier-Suchaktionen in den Stadtparks war nicht die Rede. Falls es dies alles doch gab, berichteten zumindest die Medien nicht darüber.
Zu Ende des Ramadans indes überschlugen sich Medien und politisch Verantwortliche an Ehrerbietung vor den muslimischen Ritualen. Hatte Corona ihnen schon die schönen öffentlichen Iftar-Feste, das Fastenbrechen am Abend der Ramadan-Tage, genommen, so boten der letzte Freitag im Ramadan sowie das Zuckerfest zu dessen Ende reichlich Gelegenheit, dem Islam zu huldigen und sich selbst als weltoffen und tolerant zu präsentieren. Geflissentlich übersehen wurde dabei, dass einer ausschließlichen Männerwelt gehuldigt wird, die zumindest an jenem Wochenende das gesellschaftliche und mediale Leben in Deutschland bestimmte.
Das Freitagsgebet in der Moschee zu verrichten, sei nur für Männer verbindlich vorgeschrieben, heißt es als Begründung für die Akzeptanz dieser zelebrierten Männlichkeit. Das stimmt. Aber was bitte ist das für ein Gott, der in seinen Heiligen Hallen nur Männer empfangen – und segnen – möchte? Derselbe Gott, der nicht die Ansicht auch nur eines Haarspieres auf dem Kopf einer Frau erträgt, wohl aber jedes noch so wuchernden Haarwuchs im Gesicht eines Mannes.
Irgendwie klingt auch das ulkig. Jedoch ist es weniger ulkig, wenn wir uns vergegenwärtigen, welche konkreten Auswirkungen das für Frauen hat.
Was wäre, wenn eine durch die betenden Männer in der Einkaufszone gehen würde? Diese Frage stellt sich angesichts der Fotos von Männern auf Gebetsteppichen entlang der Herner Einkaufszone. Davon sei dringend abgeraten, denn das Gebet eines Mannes wird ungültig, wenn eine Frau an ihm vorbeigeht. Eine Frau, ein Esel oder ein schwarzer Hund. Diese machen laut „Institut für Islamfragen im „Fatawa-Archiv“, Rubrik „Innerislamische Debatten“, das Gebet eines Mannes ungültig. Es sei denn, sie hält den vorgegebenen Corona-Abstand ein, der beträgt wie der Respekts-Abstand zum betenden Mann 1,5 m.
Mit anderen Worten: Bundesdeutsche Innenstädte wurden vorübergehend zur frauenfreien Zone erklärt. Öffentliche und private Plätze wurden von Männern okkupiert, diese wurden umgewandelt in extra-territoriale Gebiete, in denen das Grundgesetz außer Kraft gesetzt wurde. Darin steht nämlich die Gleichberechtigung von Männern und Frauen geschrieben. Zumindest für das vergangene Wochenende wurde das Grundgesetz außer Kraft gesetzt, die Abwesenheit von Frauen akzeptiert und somit ein wesentliches Stück Scharia bundesdeutsche Wirklichkeit.
Im Namen der Religionsfreiheit. Als ob diese nur für Männer gelte, und als ob Religionsfreiheit Narrenfreiheit bedeute.

Da haben wir den Salāt
Das Gebet ist eines der fünf Säulen des Islams. Genau genommen die Gebete, denn die Gläubigen sind gehalten, jeden Tag mindestens fünf Mal zu beten: In der Morgendämmerung (Subh oder Fadschr), mittags (Dhuhr), nachmittags (Asr), in der Abenddämmerung (Maghrib) und bei Einbruch der Nacht (Ischa). Zusätzlich gibt es noch drei freiwillige Gebetszeiten: „wenn die Sonne schon hoch steht“, um etwa 11 Uhr morgens und nach Mitternacht.
Die fünf Gebete sind die Pflicht, Salāt genannt, die anderen die Kür. Ebenfalls Pflicht ist es, das Mittagsgebet am Freitag in der Moschee zu verrichten. Allerdings gilt das nur für Männer.
Um beten zu können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Reinlichkeit ist eine der wichtigsten davon; deshalb waschen sich die Gläubigen  vorher die Füße. Auch der Boden, auf dem gebetet wird, muss rein sein; deshalb beten viele Muslime auf den kleinen rechteckigen Teppichen.
Wie oben bereits beschrieben bedarf es einer frauenfreien Zone, damit das Gebet eines Mannes überhaupt gültig ist.
Ganz besonders wichtig ist auch die Richtung, in die gebetet wird, nämlich Mekka. Damit wird die Zugehörigkeit zur Umma, der muslimischen Weltgemeinschaft, bekannt. Diese wird lobgepriesen und in den Gebeten über andere Religionen und Kulturen gehoben. Mit anderen Worten: Diese Gebete sind eine identitäre Angelegenheit, bei der die muslimische Welt zum Nonplusultra erklärt und sich über die „Kufr“, die „Ungläubigen“, erhoben wird. Diese Gebete sind eine Kampfansage an sie, auch an diese Gesellschaft, in der die betenden Gläubigen leben. Die Männer und männlichen Jugendlichen auf ihren gewebten Fliewatüüts sind nichts anderes als im Teppich-Dschihad. Ein Kampf um kulturelle Vorherrschaft, der ganz legal und von Politik, Medien und Gesellschaft bejubelt in aller Öffentlichkeit geführt werden kann.

In den „Medinas“ ist Beten Nebensache
Moscheen sind nicht einfach Gebetshäuser. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum, dem unbedarfte Politiker oder Vertreterinnen der verschiedensten Organisationen immer wieder aufsitzen. Moscheen sind auch Gebetshäuser, klar. Aber sie sind sehr viel mehr als das: Sie sind Kulturverein, in ihnen werden Geschäfte angebahnt und auch abgeschlossen, sie sind Unterrichtsraum, Kommandozentrale und bei Bedarf auch Gerichtssaal. Multifunktionsräume also. „Die Moschee ist ein sozialer Ort, kein sakraler“, schrieb die Publizistin Necla Kelek in der Süddeutschen Zeitung.
Oder, wie Sabatina James es in ihrem Buch „Scharia in Deutschland – Wenn die Gesetze
des Islam das Recht brechen“ ausdrückt:

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Fälschlicherweise glauben viele Europäer, Moscheen seien eine Art ´muslimische Kirche`, Anbetungsstätten für spirituelle Angelegenheiten. Doch das stimmt nicht ganz. Um die Funktion einer Moschee zu verstehen, dürfen wir nicht die westlichen Denkmuster von Kirchen auf islamische Gotteshäuser übertragen. Wir müssen Moscheen aus der Sicht des Propheten Mohammed betrachten. Für ihn war das islamische Gotteshaus nicht nur ein Ort des Flehens und des Bittens zu Gott, sondern vielmehr eine Zentrale für die Einführung der Scharia, der islamischen Rechtsprechung.
Das islamische Gotteshaus war für Mohammed also eine Art Oberstes Gericht. Es war Sitz der exekutiven wie judikativen Macht. Auch soziale Anordnungen befahl Mohammed von dort aus.
Prophet Mohammed agierte aber auch als politischer Führer und nutzt die Moschee als
Ausgangspunkt für militärische Operationen. Sie war der Ort, an dem der Dschihad verkündet wurde
– eine Militärzentrale und Symbol der islamischen Herrschaft.
Denn die Moschee wandelt ihre Funktion, je nachdem welche Bedingungen vorherrschen. So wird sie eben gerade dann zur Militärzentrale, wenn die Konflikte mit Andersgläubigen offen ausbrechen.
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Heutzutage werden die neuen, hochherrschaftlichen, vom Ausland finanzierten Moscheen mit
Restaurants, Kaffeehäusern und Geschäften ausgestattet. Ähnlich unserer Bahnhofshallen, in denen
Verreisen zur Nebensache wird. Oder um es mit Necla Kelek zu sagen:

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Vor allem die größeren Moscheen sind ,,Medinas'', Zentren, in denen alle Bedürfnisse abgedeckt werden. Es gibt dort Koranschule, Halāl-Lebensmittelläden, Reisebüros, Friseur, Beerdigungsinstitut, Restaurant, Teestuben, Hochzeitssäle - alles, was ein Muslim braucht, der nichts mit der deutschen Gesellschaft zu tun haben will.
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Das Problem dabei ist nur: Diese Welt ist größtenteils Männern vorbehalten.
„Moscheen waren und sind Männerhäuser“, schreibt Necla Kelek weiter. Frauen sind völlig ausgesperrt, oder aber ihnen werden Hinterzimmer zugestanden, oder sie „dürfen“ auf der Empore am Freitagsgebet teilnehmen. Oder, noch einmal Necla Kelek: „

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Frauen sind meist nur in separaten Räumen geduldet. Eine demokratische Gesellschaft lebt aber davon, dass Männer und Frauen gleiche Rechte haben und auch gleich behandelt werden. Die Trennung der muslimischen Gemeinde in die der Männer, die in der Moschee sitzen, beten und ihre Geschäfte machen und die der Frauen, die in ihre Wohnungen verbannt sind, kann kein Integrationsmodell sein.
Solange die Moscheen nicht das partnerschaftliche Miteinander pflegen, sondern archaische und
patriarchalische Strukturen befördern, solange sind solche Häuser für mich nicht akzeptabel. Für mich ist der Versuch der Ditip, in Deutschland so viele Moscheen wie möglich zu errichten, kein Beitrag zur Integration, sondern der Versuch der Missionierung durch Steine.
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Oder, wie wir am vergangenen Wochenende bundesweit in aller Öffentlichkeit beobachten konnten: Fakten schaffen durch – zwar getragene und nicht fliegende – Teppiche, die jedoch wie Flugkörper aus einer anderen Galaxie aus dem abgeschotteten Männerrefugium Moschee in die Öffentlichkeit katapultiert wurden. 
 

 

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