Von Gönnertum und Emanzipation - George Soros wurde 90



Sankt-Martin, Heimat, Brauchtum, Kerken, Tracht, Umzug


Text Juliane Beer

Am 12. August feierte der Investor und Multimilliardär George Soros seinen 90. Geburtstag. Soros, jüdischer Herkunft, in Budapest geboren, überlebte die ungarische Besetzung durch die Nazis im Versteck. In den 1950er Jahren emigrierte er nach Groß Britannien, später in die USA, bis heute sein Wohnsitz.

Über Soros´ Weg zum Reichtum sowie über seine Stiftungen und Organisationsfinanzierungen ist bereits viel und aus den verschiedensten Perspektiven berichtet worden. Soros´ Geld war, ist und bleibt Gegenstand linker, liberaler, konservativer wie rechter Betrachtungen; Besitz ist ein Dauerbrenner menschlichen Interesses.

Ein tatsächlich interessanter Punkt jedoch, nämlich wie Philanthropie, zu der Soros sich bekennt, wirkliche Gleichberechtigung, Freiheit und weibliche Emanzipation verhindert, wird selten beleuchtet.


Zunächst: Philanthropie – was ist das?

Unter Philanthropie versteht man gemeinhin die Liebe zum Menschen, bzw. Menschenfreundlichkeit

Der Begriff wurde in der Antike geboren, als Philanthropen bezeichnete man Wohlhabende, die Spenden für Arme oder das Gemeinwohl ihrer Gemeinden tätigten. Wohlgemerkt ging es Philanthropen nicht darum, durch Systemumsturz besitzlosen Menschen dauerhafte Unabhängigkeit zu ermöglichen, sondern darum, die eigene Reputation zu steigern, indem man Mittellose, an denen man gute Werke vollbringen konnte, in finanzieller Abhängigkeit beließ.

Auch heutzutage findet man PhilanthropInnen in Eigen- und Fremdbezeichnung oft unter StifterInnen, deren Einrichtungen politischen Einfluss ausüben. Und auch dieser Tage lautet das Ziel nicht, Menschen zu völliger (finanzieller) Unabhängigkeit zu verhelfen. In Stiftungen herrscht der Geist der Stiftenden, Stiftungen sind ein Mittel zur Selbstverwirklichung. Das muss nicht zwingend negativ sein, garantiert jedoch keinem der Bedachten das Recht auf ein menschenwürdiges Leben. Philanthropie hat nichts mit den verschiedenen Strömungen des Humanismus zu tun. Armut, Unfreiheit und Unterdrückung können zwecks Selbstentfaltung oder Gesinnungspflege der StifterInnen funktionalisiert werden; im Humanismus gilt es hingegen, diese Zustände abzuschaffen.

Open Society Foundations
Die Open Society Foundations ist eine international agierende Stiftung des Milliardärs George Soros. Was Soros´ Gesinnung angeht, so beruft er sich auf den Philosophen Karl Raimund Popper, speziell auf dessen Werk Die offene Gesellschaft und ihre Feinde  von 1945. Ich komme später noch einmal darauf zurück.

Soros´ Open Society Foundations fördert weltweit Projekte hauptsächlich in den Bereichen Bildung, Politik, Umweltschutz. Auch wenn man als Humanistin Gönnertum nur strikt ablehnen kann dürften bestimmte Projekte, beispielsweise im Bereich Bildung, in solchen Ländern, wo keine oder keine taugliche Beschulung für Arme vorgesehen ist, für die Betroffenen zumindest temporär eine Verbesserung der Lebensumstände darstellen. Sinnvoller wäre es natürlich, staatliche Projekte wie beispielsweise garantierte Grundeinkommensmodelle zu entwickeln, welche Menschen die Abhängigkeit von Wohltaten, vollbracht von barmherzigen IdeologInnen jeglicher Couleur, ersparen.

Ein weltweiter Systemwechsel zur dauerhaften Selbstermächtigung (mittelloser) Menschen (und damit das Überführen von Stiftungen in die Überflüssigkeit) ist demgemäß auch kein erklärtes Ziel der Open Society Foundations. Vielmehr werden weltweit punktuell Konflikte und Missstände gesichtet und je nach Ermessen durch gezielte Förderungen in eine von Soros favorisierte Richtung gelenkt.


Weibliche Emanzipation - was hat Soros´ Open Society Foundations in Sachen Frauenrechte zu bieten?
Bei näherer Betrachtung einiger von Soros´ Open Society Foundations geförderter Projekte in Deutschland wird deutlich, dass es Soros´ Stiftung auch in Bezug auf Frauen nicht um Selbstermächtigung und Emanzipation geht. Im Gegenteil fragt man sich, warum das, was in afrikanischen oder arabischen Staaten seit Jahrhunderten Frauen quält, erniedrigt und einschränkt, in westlich demokratischen Staaten unter dem Deckmantel von Knock-out-Begriffen wie Vielfalt, Antirassismus und Multikulti förderungswürdig ist. In Einklang mit einem der Auswüchse der Postmoderne - dem Kulturrelativismus – werden von Soros´ Open Society Foundations solche Initiativen unterstützt, die ein Frauenbild fortzuschreiben versuchen, gegen das sich in muslimisch geprägten Ländern immer mehr Frauen auflehnen, und das unter Einsatz ihres Lebens.

Einige Beispiele:

Mediendienst-Integration und Neue Deutsche Medienmacher/ Neue Deutsche Organisationen.

NDO bezeichnen sich als „Netzwerk, deren Arbeit eine Steuerungsgruppe betreut.“ U.a. dabei ist Junge Islam Konferenz, die gegen Errungenschaften wie das Berliner Neutralitätsgesetz trommelt. Dieses Gesetz, das das Tragen von religiösen Symbolen in Bereichen des öffentlichen Dienstes (Beispiel LehrerInnen im Schuldienst) verbietet, ist deshalb so wichtig, weil Neutralität gerade Mädchen aus streng religiösen Familien - ganz im Geiste von Karl Popper - Entfaltung frei von Beeinflussung durch eine Person mit Vorbildcharakter ermöglicht. https://www.junge-islam-konferenz.de/aktuell/blog/wie-neutral-ist-das-berliner-neutralitaetsgesetz/

Auch gegen die Pflicht für Mädchen, am Schul- Schwimmunterricht teilzunehmen, macht sich die Junge Islam Konferenz stark. Erschütternd ist, dass hier im Namen von archaischen Sittlichkeitsgeboten, die Mädchen und Frauen in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken, die ganz reale Gefährdung von Mädchen in Kauf genommen wird. Zahllose Badeunfälle in Deutschland Jahr für Jahr sprechen für sich.

Zu weiteren Aktivitäten im Namen einer offenen Gesellschaft:
https://juedischerundschau.de/article.2020-06.israel-nicht-romantisieren-die-anti-israelische-leitlinie-des-neuen-deutschen-journalismus-of-color.html


Ebenfalls im NDO Netzwerk organisiert ist JUMA, „Jung, Muslimisch, Aktiv“, deren Mitglieder u.a. Millî Görüş nahestehen. Zum Frauenbild bzw. zum Bild der tugendhaften Frau im Islam von Millî Görüş schreibt der Verfassungsschutz: https://www.verfassungsschutz-bw.de/,Lde/Startseite/Arbeitsfelder/Das+Konzept+der+tugendhaften+Frau+in+der+Sichtweise+der+IGMG

Karl Popper lässt sicher nicht grüßen.

Weitere Informationen zu den von Soros´ Open Society Foundation geförderten Initiativen finden sich auch auf unserem Blog FrauenStandPUNKT https://frauenstandpunkt.blogspot.com/2018/11/menschenrechte-sind-unteilbar.html. Wenig verwunderlich: es sind die Personen und Organisationen, die das kulturrelativistische, antiemanzipatorische, antizionistische Bündnis #unteilbar unterstützen.

Nach einer offenen Gesellschaft klingt dies alles nicht, zumindest nicht nach einer offenen Gesellschaft für Frauen.


Umzug nach Berlin
Soros´ Open Society Foundation zog 2018 mit Hauptsitz von Budapest nach Berlin. Direktorin für Institutionelle Beziehungen ist Selmin Çalışkan, die zuvor als Generalsekretärin für Amnesty International Deutschland tätig war. Wie seit langem bekannt ist besteht bei Amnesty International eine klare Opferhierarchie. Das Wohl des Mannes hat Vorrang vor dem der Frau. Auch gibt es keinerlei Berührungsängste zu IslamistInnen. Emma berichtete darüber bereits vor Jahren https://www.emma.de/artikel/skandal-amnesty-und-die-fundis-265365


Prostitution

Prostitution ist die Königsdisziplin kapitalistischer Ausbeutung. Es bedeutet, dass diejenigen, die sich im Sinne des kapitalistischen Systems geschickt verhalten, dadurch u.a. die Berechtigung erwerben, die Körper derer, die sich aus zahllosen Gründen weniger geschickt verhalten, zum Zweck der Grenzverletzung zu mieten. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass keine Frau, die nicht in desperater Verfassung ist, ihren Körper hierzu zur Verfügung stellt.

Fast schon kann man eine Wette darauf abschließen, dass diejenigen, die sich öffentlich als „menschenfreundlich“ gerieren, auch ein großes Herz für Prostitution haben. So bewirbt Soros´ Open Society Foundations Prostitution als freie Entscheidung, spielt die erwiesenen Gefahren für Leib, Leben und Psyche der Prostituierten herunter und stuft das schwedische Modell unter Präsentation zweifelhafter Zahlen als untauglich ein. Spätestens hier dürfte der Unterschied zwischen Humanismus und Philanthropie deutlich werden. https://www.opensocietyfoundations.org/explainers/understanding-sex-work-open-society

Zuwanderung
Anders als häufig im Netz zu lesen ist gibt es keine Beweise, dass Soros, bzw. seine Stiftung Europa „gezielt“ mit Flüchtlingen aus muslimisch geprägten Ländern „flutet“. Menschen kommen aus den unterschiedlichsten Gründen nach Europa, die Motive reichen von Krieg im Heimatland über die Suche nach einem besseren Leben bis hin zu unrealistischen Vorstellungen.

Auf der anderen Seite werden jährlich Milliarden in teils ominöse NGOs gesteckt, die der „Entwicklungshilfe“ wirtschaftlich schwacher Länder dienen sollen. Bekanntermaßen fließt der größte Teil davon in die Kassen korrupter Herrscher oder aber es profitieren westliche AbenteurerInnen auf der Suche nach Lebenssinn, die in Afrika Opernhäuser, Kochschulen oder Achtsamkeits-Zentren eröffnen, um sich bald wieder gen Westen zu verdünnisieren, weil die afrikanische Dankbarkeit oder Arbeitsmotivation nicht zufriedenstellend ausfällt. Ungleich besser wäre dieses Geld angelegt, würde man gezielt Projekte finanzieren und die zweckbestimmte Verwendung der Gelder überwachen, die gerade Frauen zu Emanzipation, nämlich Kritikfähigkeit gegenüber Religion und ungesunder Familientradition, sowie zu selbstbestimmtem Wirtschaften verhelfen. Auch Soros´ Milliarden wären gut angelegt, würden sie Frauen nicht punktuell oder temporär, sondern konsequent bis zur tatsächlichen Unabhängigkeit unterstützen.

Zur Zuwanderung nach Europa sagt Soros übrigens u.a.:

„Und um schließlich über eine Million Asylsuchende und Migranten jährlich aufnehmen zu können, muss die EU den privaten Sektor – NGOs, Kirchengruppen und Unternehmen – dazu mobilisieren, als Sponsoren aufzutreten.“
https://www.project-syndicate.org/commentary/rebuilding-refugee-asylum-system-by-george-soros-2015-09

Tja, da ist er wieder, Soros der gute alte Philanthrop. Über Sinn und Unsinn der EU-Migrationspolitik kann man sicher trefflich streiten, hier soll dies nicht Thema sein. Was allerdings erste Priorität haben muss: Menschen, egal aus welchen Gründen sie nach Europa fliehen, und egal, ob und wie lange sie bleiben dürfen, müssen sich auf einheitliche Standards und vor allem auf Neutralität in Fragen der Weltanschauung verlassen können, die die EU endlich verbindlich mit allen Mitgliedsstaaten aushandeln muss. Welcher Frau, die aus einem Staat flieht, in dem Zwangsehe, Schleierpflicht und Genitalverstümmelung legale Praktiken sind, ist geholfen, wenn sie in Deutschland gleich wieder in den „Genuss“ der Betreuung und Versorgung durch von Soros geförderte Scharia-ApologetInnen kommt? Und auch christliche Eiferer und -innen stellen sicher nicht das kompetenteste Personal in Sachen Frauenbefreiung dar.

Und zum Schluss wie angekündigt:

ein paar Worte zu Karl Popper
Wir erinnern uns: Soros bezieht sich auf Karl Popper und dessen Idee der offenen Gesellschaft. Popper, der sich selbst als Agnostiker bezeichnete, pochte jedoch auf weltanschauliche Neutralität als Garant für eine offene Gesellschaft. Eben dieser offenen Gesellschaft würden laut Popper die Verweigerung eines rationalen Diskurses sowie der Aufruf und die Anwendung von Gewalt gegen Andersdenkende und Anhänger anderer Ideologien entgegen stehen. Aha.
So möchte man Soros nachträglich zum 90. Geburtstag Zeit und Muße wünschen - für eine nochmalige, konzentrierte Lektüre des Werkes von Karl Popper.























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