Freunde lässt man nicht im Stich - Islam und Christentum

Text Juliane Beer





Update: Dieser Beitrag wurde vor dem Anschlag in Wien verfasst. Am Inhalt, nämlich an meiner Kritik, dass christliche FunktionärInnen und auch nicht wenige Gläubige sich nicht mit HumanistInnen  aus aller Welt solidarisieren, ändert das nichts. Mein Beileid für die Familien der Opfer.

 

 

Als „eine monströse“ Tat, weil in einer Kirche verübt, wird die Hinrichtung von zwei Frauen und einem Küster in der katholischen Basilika Notre-Dame durch einem 21-jährigen Mann aus Tunesien im Namen des Propheten Mohammed bezeichnet.

Der Täter wurde von der Polizei angeschossen und sei noch nicht vernehmungsfähig.

Seither folgten weitere Anschläge und Demonstrationen zur erklärten Wiederherstellung der Ehre jenes vermeintlich von Gott gesandten Pädophilen.

Da die Hinrichtung des Lehrers Samuel Paty kurz vorher stattfand war eine gewisse Erschöpfung in den sozialen Netzwerken zu beobachten; seltsamerweise jedoch entdeckten plötzlich selbst die, die sich sonst gefragt oder ungefragt zum Atheismus bekennen, ihre Solidarität mit der Kirche, die, wie man las, ein “offener Ort“ sei, was die Tat noch abscheulicher mache.

Vermutlich sind solche Äußerungen der Verzweiflung geschuldet und somit verständlich. Man möchte dennoch daran erinnern, dass auch die Straße, Diskotheken, Weihnachtsmärkte oder Plätze, wo innerhalb der letzten Jahre Menschen von Männern im Namen des Islam hingerichtet wurden, “offene Orte“ sind.

Des Weiteren möchte man zu bedenken geben, dass ausgerechnet Kirche und Christentum alles andere als verlässliche PartnerInnen im Kampf gegen islamische Misshandlungen und Morde sind.

Schaut man sich das Treiben in zahllosen muslimisch geprägten Ländern an, wird klar, dass der Islam anders als das Christentum nicht einfach eine jüdische Sekte ist, die heutzutage ungestraft keinen großen Schaden mehr anrichten kann, sondern viel mehr Gesellschaftsmodell und Legislative. Das Christentum hingegen ist eine Glaubensgemeinschaft, inzwischen!, und als solche in seiner Handlungsfähigkeit begrenzt, nicht, weil ChristInnen es so wollen, sondern weil sie es anders nicht mehr dürfen, Aufklärung sei Dank.

Natürlich richtet auch die Kirche immer noch genug Schaden an, man schaue sich nur die jüngsten Meldungen zum katholischen Aufklärungsunwillen der sexuellen Gewalt gegen Kinder an. Und dennoch ist jeder Vergleich der heutigen Kirche mit dem aktuell praktizierenden Islam völlig deplatziert. Es soll also im Folgenden nicht darum gehen, islamischen Mord und Totschlag mit Hinweis auf das „genauso schlimme“ Christentum zu relativieren, sondern darum, zu fragen, warum Kirchenvertreter gar nicht daran denken, sich in der gebotenen Entschiedenheit zu islamischen Hinrichtungen in den jeweiligen Ländern sowie zunehmend in westlichen Ländern zu positionieren.

Aus christlichen Organisationen dringen selbst dieser Tage und nach wie vor Solidaritätsbekundungen mit islamisch Gläubigen und nicht mit Menschen aller Nationen, die humanistisch orientiert sind. Ich vermeide hier bewusst den Begriff Ungläubige, nicht nur, weil er durch den Islam auch im Westen wieder negativ konnotiert ist, sondern weil er Menschen lediglich daran misst, ob sie an einen Gott glauben oder nicht. Somit dürfte auch die folgende Solidaritätsbekundung, die sich keineswegs an humanistisch Orientierte, sondern an die islamische Gesellschaft richtet, kaum erstaunen.

Zu dem Mordanschlag in der Notre-Dame Kirche in Nizza äußert sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, so:

"Das sinnlose Verbrechen, das heute in der Notre-Dame Kirche von Nizza verübt wurde, erschüttert mich zutiefst. An einem Ort des Friedens und des Gebets sind unschuldige Menschen hinterrücks auf grausame Art verletzt und ermordet worden. Mein Mitgefühl und mein Gebet gelten den Opfern und ihren Angehörigen. Es scheint ein islamistischer Hintergrund vorzuliegen. Der feige Anschlag in einer Kirche trifft alle Religionen ins Mark, die sich für ein friedliches Zusammenleben einsetzen. Er darf die Normalität des friedlichen Miteinanders von Millionen Christen und Muslimen nicht überdecken. Wir werden uns als Religionen nicht auseinanderbringen lassen, sondern unsere Botschaft der Liebe und Versöhnung noch kräftiger ausstrahlen."


Ganz abgesehen davon, dass Bedford-Strohm also zutiefst erschüttert ist, weil „an einem Ort des Friedens und des Gebets ( und nicht auf der Straße oder in der Diskothek) “unschuldige“ Menschen “hinterrücks“ auf grausame Art verletzt und ermordet worden [sind]“ und ein Anschlag in seinen Augen offenbar nicht in jedem Fall „feige“ ist, setzt der Islam sich in den Augen des Christen Bedford-Strohm „für ein friedliches Zusammenleben“ ein (wenn im Namen des Islam nicht gerade gemordet wird, was durchgehend der Fall ist). So dürfe all das nach Meinung des Ratsvorsitzenden die „Normalität des friedlichen Miteinanders von Millionen Christen und Muslimen“ nicht gefährden.

Friedliches Miteinander? Man möchte sich hier die Augen reiben in Anbetracht der ununterbrochenen Anschläge auf Christen weltweit, ausgeführt von Islam-Anhängern. Von Anschlägen auf HumanistInnen, Jüdinnen und Juden ganz zu schweigen, denn sie sind erklärtermaßen sowieso nicht die Sorte Mensch, mit denen es sich in den Augen christlicher Funktionäre zu verbünden oder zu solidarisieren gilt.

Die Ankündigung, ChristInnen und MuslimInnen würden sich nicht auseinanderbringen lassen, sondern ihre „Botschaft der Liebe und Versöhnung“ noch kräftiger ausstrahlen, kann somit von jedem humanistisch gesinntem Menschen nur als Drohung verstanden werden.

Zu Bedford-Strohms Ehrenrettung (möchte man diese Sitte übernehmen) sei gesagt, dass seine Salbaderei keine Ausnahme darstellt und Christenheit und Islam sich von so einer Lappalie wie Mord, die die Kirche in der Vergangenheit, als sie noch durfte, ebenfalls als legales Mittel zum Machterhalt erachtete, tatsächlich nicht entzweien lassen:
Der muslimische Ältestenrat erachtete die Morde durch seine Soldaten zwar als „abscheulichen Terrorismus“. Es wurde jedoch gleichzeitig die „jüngste systematische Kampagne gegen den Islam“ beklagt, namentlich die „Beleidigung des heiligen Propheten unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit“. Denn „wirkliche Meinungsfreiheit“ gehe mit „einer gewissen sozialen Verantwortung“ einher, wonach die Religion „nicht für politische Zwecke missbraucht“ werden dürfe.

Besagter Ältestenrat belässt es anders als Bedford-Strohm nicht beim Geschwafel, sondern hat ein internationales Team von Rechtsexperten beauftragt, Schritte nicht nur gegen das Magazin Charlie Hebdo einzuleiten, sondern „gegen alle, die den Islam beleidigen“. Dem muslimischen Dachverband in Frankreich dürfte dies entgegen kommen, hat er doch Satire, eine traditionelle Form der Meinungsäußerung, als „Entweihung und Verrat an der Botschaft des Propheten“ gegeißelt. 

Und schon sind die christlichen Freunde zur Stelle, in dem Fall Papst Franziskus höchstselbst. Bereits 2015, nach dem islamischen Terroranschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo mit zwölf Todesopfern, hatte Franziskus, gerade auf Dienstreise, auf dem Flug von Sri Lanka nach Manila zum Besten gegeben: „Jede Religion hat ihre Würde, es gibt Grenzen für die Meinungsfreiheit. Man darf nicht provozieren, man darf anderer Menschen Glauben nicht beleidigen, sich nicht über den Glauben lustig machen.“

Das dürfte auch die letzten Zweifel hinsichtlich der Gesinnung christlicher Funktionäre beseitigen.

Und all diejenigen, die das Christentum lediglich als aktuellen Freund islamistischer Umtriebe sehen, weil Erstgenannten die Gläubigen wegrennen und man sich zur Not und wenn auch nur zum Zweck der Lebenserhaltung vielleicht zusammentun könnte, seien daran erinnert, dass selbst während der Zeit des Nationalsozialismus der Islam ein zuverlässiger Partner der Christenheit, speziell des Katholizismus, im Kampf gegen oder mindestens im Schweigen zum Massenmord an der jüdischen Bevölkerung war.

Bleibt also nur noch die Frage, welchen Zweck genau die christliche Durchtriebenheit verfolgt.
















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