Jina-Mahsa-Amini-Kultur- und Dokumentationszentrum Hamburg!

 


Text und Fotomontage: Birgit Gärtner

Anstelle des nunmehr verwaisten „Islamischen Zentrum Hamburg“ (IZH).

Eine schöne Idee, die ich selbstverständlich unterstütze.

Dennoch möchte ich mit einigen Mythen aufräumen, die um das IZH ranken. Das ist die Kurzversion, die Langversion könnt Ihr in der August-Ausgabe der Jüdischen Rundschau lesen.

Das IZH, bzw. die Imam-Ali-Moschee, besser bekannt als die „Blaue Moschee“ an der Alster, wurde nicht Anfang der 1960er Jahre „Bürgerinnen und Bürgern muslimischen Glaubens“ von „Hamburger Kaufleuten aus dem Iran“ geschenkt, sondern sie wurde von persischen Kaufleuten hüben und drüben finanziert.

Bevor es ans Werk ging, ließen sich die potentiellen Bauherren, schiitische Muslime in Hamburg, darunter Kaufleute und Studenten, das Vorhaben von der theologischen Hochschule in Qom, eine der beiden wichtigsten schiitischen Institutionen weltweit, absegnen. In Qom war Mann so begeistert, dass gleich ein hochrangiger Vertreter entsandt wurde, der den Bau beaufsichtigte und später dort erster Imam wurde: Hodschatoleslam Mohammad Mohagheghi.

Unterstützt beim Erwerb des Grundstücks an der Außenalster wurde der inzwischen gegründete Moscheebauverein von Abdul Karim Grimm, Urenkel von Jacob Grimm und ehemaliger Weltklasse-Ringer, der in Kamerun zum Islam fand – eine der zwielichtigsten Gestalten des deutschen Islams, bzw. des Islams in Deutschland. Er unterstützte später auch die „Islamische Gemeinschaft Millî Görüş“ (IGMG) beim Erwerb des Grundstücks in der Böckmannstraße in St. Georg, Zentrale der IGMG für ganz Norddeutschland sowie Sitz eines bundesweit tätigen Halāl-Zertifizierungsunternehmens.

Von Anfang an war der Bau der „Blauen Moschee“ aus dem Iran gesteuert, von Anfang an wurden die innerstaatlichen Machtkämpfe zwischen der Monarchie und dem Klerus bis an die Alster ausgetragen: Als der später der Begründer der „Islamischen Republik Iran“ Ruhollah Musawi Chomeini Schah Mohammad Reza Pahlavi allzu sehr auf der Nase herum tanzte, bzw. der persische Klerus sich hinter diesen stellte, weil Mohammad Reza Pahlavi es sich mit ihnen wegen der beabsichtigten Landreform und des geplanten Frauenwahlrechts verscherzt hatte, ließ der Schah kurzerhand via iranischer Botschaft in Bonn die Konten des Moscheebauvereins einfrieren.

Die vorherrschende theologische Linie in Qom war die der Trennung von Religion und Staat – solange der Staat die Spielregeln des Islams beachtete und beispielsweise bei Gesetzesvorhaben der Klerus einbezogen wurde. Ruhollah Musawi Chomeini hingegen vertrat die Ansicht, der Staat müsse der göttlichen Ordnung untergeordnet werden. Deshalb lag er auch im Clinch mit der religiösen Führung in Qom. Aufgebracht durch die Kapriolen des jungen Schahs, stellte die Führung in Qom sich letztlich hinter Ruhollah Musawi Chomeini, verlieh ihm den Titel „Ayatollah", der ihn vor der Todesstrafe schützte. So konnte Ruhollah Musawi Chomeini in Frankreich Hof halten und im Februar 1979 in Begleitung von 150 westlichen Journalisten in Teheran landen. Zuvor hatten die USA und europäische Verbündete wie Frankreich und Deutschland den Schah fallen gelassen. Sie setzten nun auf das Pferd Ruhollah Musawi Chomeini.

Dass deutsche Journalisten an dieser kuriosen und im Nachhinein wirklich tragischen Wallfahrt teilhaftig waren, davon ist auszugehen. Namen sind indes nicht bekannt.

Deutschland war ein wichtiger Handelspartner des Iran. Diese Handelspartnerschaft begann Ende des 19. Jahrhunderts, kam aber während des Hitler-Faschismus so richtig in Fahrt. 1945 hatte Deutschland sich zum wichtigsten Handelspartner des Iran gemausert. Schah Mohammad Reza Pahlavis Vater, Reza Pahlavi, war ein Fan von Adolf Hitler, gemeinsam phantasierten sie eine vermeintlich „arische“ Abstammung herbei. Der Vater ging auf Konfrontationskurs mit dem Klerus, sein Ziel war es, eine säkulare Republik nach Vorbild Kemal Atatürks Türkei aufzubauen. Der Sohn Mohammad Reza Pahlavi hegte offenbar weder Sympathien für Hitler, noch wollte er es sich mit dem Klerus verscherzen. Im Gegenteil, er ging einige Schritte auf die Geistlichen zu.

Als Folge dieser engen Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und dem Iran siedelten sich zum einen iranische Kaufleute in Hamburg an, zudem studierten viele junge Iraner in Deutschland. Darunter u.a. Mohammad-Ali Ramin, der 1977 ein technisches Studium in Clausthal-Zellerfeld begann. Dort gründete er den „Islamischen Verein in Clausthal e.V.“, später umbenannt in „Islamischer Weg e.V.“. Dieser trat an gegen „die Unterdrückungsmaschinerie dieser Erde, angeführt von den Zionisten und der USA“. Dieser Verein, bzw. Mohammad-Ali Ramin, unterhielt engste Beziehungen zum IZH und etablierte dort deutsch-sprachige Zusammenkünfte, die "Islamische Tagung deutschsprachiger Muslime" (IT).

Mohammad-Ali Ramin ist sozusagen der politische Ziehvater von Yavuz Özoğuz, der unterdessen den Vorsitz des „Islamischen Weg e.V.“ innehat. Mohammad-Ali Ramin und seine Ehefrau verkuppelten den jungen Ingenieursstudenten Yavuz Özoğuz mit dessen Ehefrau, der deutschen Konvertitin Elke/Fatima.

Yavuz Özoğuz, sein Bruder Gürhan und die Schwester Aydan haben türkische Wurzeln. Die beiden Brüder haben sich für den Islam nicht sonderlich interessiert, sie hielten sich häufig in den Räumen der „Evangelischen Studentengemeinde“ (ESG) auf. Das änderte sich 1979, nach der Machtergreifung Ruhollah Musawi Chomeinis, der binnen kürzester Zeit den Iran zu einem Gottesstaat transformierte. Unterstützt wurde er dabei von Mohammad Chātami, der von 1978 bis 1980 das IZH leitete. Danach eilte er von der Alster nach Teheran, um als Minister der islamischen Kultur den Schariastaat maßgeblich mitzuprägen. Später wurde er Staatspräsident des Iran.

Mohammad-Ali Ramin wurde stellvertretender Minister für Kultur- und Presseangelegenheiten. 2006 organisierte er im Auftrag der Mullahs die berüchtigte Holocaustleugnungskonferenz in Teheran. Inzwischen hatte er in Deutschland längst den Stab an Yavuz Özoğuz übergeben, der u.a. die deutsch-sprachigen Zusammenkünfte im IZH organisierte. Selbstverständlich mit Mohammad-Ali Ramin als Ehrengast. Dieser bekam indes 2003 Einreiseverbot in Deutschland.

Bald nach der Staatsgründung 1979 rief Ruhollah Musawi Chomeini einen Feiertag aus, an dem bis heute die beabsichtigte Vernichtung des Staates Israel offiziell zelebriert wird: den Al-Quds-Tag. Dieser wurde nicht nur in arabische Länder exportiert, sondern auch nach Deutschland. Es verwundert vermutlich wenig, dass Yavuz Özoğuz dabei eine zentrale Rolle spielte. Im letzten und in diesem Jahr wurde der traditionelle antisemitische Al-Quds-Marsch jedoch abgesagt. Davor durfte er wegen Corona nicht in der Öffentlichkeit stattfinden und wurde ins Internet verlegt, mit Yavuz Özoğuz als Moderator. Dessen Sohn Hüseyin bekam dort ebenfalls einen großen Auftritt.

Aydan Özoğuz, SPD-Politikerin, die es immerhin zur stellvertretenden Bundestagspräsidentin gebracht hat, ist verwurzelt in den Strukturen der IGMG. Wie die schiitischen Strukturen um das IZH konnte auch die IGMG in Hamburg Fuß fassen, weil sie dabei von Abdul Karim Grimm unterstützt wurden. Dessen zweite Ehefrau, die Nazitochter Fatima Grimm, war in München zum Islam konvertiert und engagierte sich in der dortigen Moscheebaukommission, die von Said Ramadan, dem Schwiegersohn des Gründers der Muslimbruderschaft Hasan al-Banna, dominiert wurde. Aus der Moscheebaukommission ging das „Islamische Zentrum München“ (IZM) hervor.

Sie alle, die Grimms, das IZM, das IZH und die aus dem IZH hervorgegangene „Die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands“ (IGS) gaben sich ein fröhliches Stelldichein beim „Zentralrat der Muslime in Deutschland“ (ZMD) – gemeinsam mit Grauen Wölfen.

In Hamburg taten IZH, IGMG, Salafisten und Graue Wölfe sich zur SCHURA, dem „Rat der islamischen Gemeinden Hamburg“ zusammen. Mit Unterstützung von Aydan Özoğuz, die sich auf Nachfrage verbal von den Aktivitäten ihrer Brüder distanziert, konnte die SCHURA einen Staatsvertrag mit dem Hamburger Senat schließen. Dieser Staatsvertrag garantiert den islamischen Verbänden quasi Narrenfreiheit.

Alles in allem lässt sich sagen: Mit der Zeremonie an der Außenalster Mitte der 1960er Jahre, an der neben hochrangigen schiitischen Vertretern auch Politiker teilnahmen, wurde nicht nur der Grundstein gelegt für die wirklich schöne „Blaue Moschee“, sondern für all die Probleme, die wir aktuell mit dem Islam in Deutschland zu beklagen haben. 

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