„Starke Frauen, kluge Köpfe und beherzte Stimmen“

Die „heroica 2025“ – „Ein Ort für Frauen mit Haltung“

 


 Text und Fotos: Birgit Gärtner 

Letzte Woche bekam ich das Programm für die „heroica – Die Konferenz für widerständige Frauen 2025“  der „Frauenheldinnen“ in der „Abtei St. Michael“ in Siegburg am kommenden Wochenende zugeschickt. Davor hatte ich mich ehrlich gesagt ein bisschen gefürchtet, denn das Programm im letzten Jahr in Erfurt war extrem vollgestopft mit den verschiedensten Themen, Frontalbschallung, Göttinnen-Anbetung und viel zu wenig Raum für Diskussionen, Austausch und Geplauder. In diesem Jahr ist das Programm wesentlich entspannter, fokussiert auf einige wenige, wesentliche Themen und mit erheblich mehr Raum für persönliche Begegnungen und Vernetzung. Kommt rum und macht Euch selbst ein Bild. 

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Es war wirklich nett.

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Habe ich im vergangenen Jahr über die „heroica“ in Erfurt auf Facebook geschrieben.

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Ja, ich weiß, nett ist die kleine Schwester von Scheiße, aber genau das meine ich nicht, ich wüsste nur nicht, wie ich es sonst nennen sollte. Also, nicht nett im Sinne von eigentlich Scheiße, sondern nett im Sinne von sich wohlfühlen.

Meine Kritik bleibt: Es waren zu viele Themen und zu wenig Raum, diese zu vertiefen. Außerdem fahre ich nicht zu einer Konferenz, um Göttinnen anzubeten.

Aber: Alle Themen waren relevant, es gab eine Fülle spannender Vorträge und Interviews, kluge Referentinnen, trotz allem Zeit, aus so mancher Facebook- eine echte Bekanntschaft zu machen und bereits bekannte Frauen - und Männer, Grüß Göttin, Herr Sicherheitschef - zu treffen und zumindest einen kurzen Klönschnack zu halten.

Für mich endete die Konferenz mit dem Thema, mit dem sie für uns alle angefangen hat: Sicherheit im öffentlichen Raum. In einer netten Runde mit sehr unterschiedlichen Frauen haben wir unsere Erfahrungen ausgetauscht und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir laut und deutlich sagen müssen, dass Frauen sich zunehmend im öffentlichen Raum unwohl fühlen und sich deshalb aus selbigem zurückziehen und dass das keine subjektive Befindlichkeit oder gar Wahnvorstellung ist, wir keine Stimmen hören und Gespenster sehen, sondern der öffentliche Raum ganz real zunehmend von aggressiven Männern besetzt wird. Und dass die Kriminalstatistik nur deshalb nicht explodiert, weil Frauen schlicht und ergreifend zuhause bleiben. Keine Frauen, ergo keine Gewalt- und Sexualdelikte. No woman no cry! Das hat mir sehr gut gefallen und mich mit dem Themenmarathon ausgesöhnt …

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Beendet habe ich den Beitrag mit:

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Jetzt freue ich mich auf die Heroica 2025.

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Und genau so ist es, seitdem ich das Programm kenne. Besprochen werden Themen wie Self-ID und Leihmutterschaft, die Kernthemen der „Frauenheldinnen“, zu denen sie im vergangenen Jahr viel Aufklärungsarbeit geleistet und großartige Protestaktionen auf die Beine gestellt haben.

Zudem spielt „Islamismus“ eine zentrale Rolle in den Vorträgen aus berufenem Munde wie von Monireh Kazemi, Astrid Manthey, Sigrid Herrmann oder Susanne Schröter. Nur mit dem Begriff „Islamismus“ tue ich mich schwer, denn das Problem ist nicht irgendein „Ismus“, sondern der Islam. „Islamismus“ suggeriert, es gebe den guten Islam und den irgendwie aus dem Ruder gelaufenen Islamismus mit Erscheinungen wie Scharia-Recht, Geschlechter-Apartheid, Judenhass, und radikalen Predigern, die in den Moscheen die ansonsten „vielen friedlichen Muslime“ verhetzen. Das ist schlicht Unsinn – und wer sich anschaut, was seit dem 7. Oktober 2023 auf unseren Straßen, in unseren Unis und in den Medien los ist, weiß, dass ich Recht habe. Das Problem heißt Islam und Islam heißt Krieg gegen Frauen. Der 7. Oktober 2023 war der größte Femizif an einem Tag zu unser aller Lebzeiten. Im Zweifelsall stellen sich selbst muslimisch sozialisierte Atheisten hinter die Umma – sogar Atheistinnen. Linke machen begeistert mit; auch Feministinnen. Als useful female Idiots for Palestine. 

Die „heroica 2024“

Nett war es. Eine andere Beschreibung fällt mir auch ein Jahr später nicht ein. Eine Wohlfühl-Konferenz, trotz der schwierigen Themen, die uns Frauen so umtreiben, trotz der vielen Vorträge und der wenigen Zeit zur Diskussion. Eine Konferenz in einer Wohlfühl-Atmosphäre, in der auch ungestört Themen besprochen werden konnten, für die Frau sich ansonsten langatmig entschuldigen muss, dass sie sie überhaupt anspricht. Eine wohlige Atmosphäre, in der sich so manchen langjährige anonyme, digitale Bekanntschaft als humorige Mitstreiterin zu erkennen gab.

Bei einigen Themen hätte ich persönlich großen Diskussionsbedarf gehabt. Beispielsweise bei dem zur Notwendigkeit der Gründung einer Frauen-Partei. Frauenquote, Frauenpartei, das klingt total antiquiert. Wenn ich so zurückdenke, mit wie viel Enthusiasmus wir für Frauenquoten gekämpft und Frauen in einflussreiche Positionen, nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wissenschaft, in der Justiz, in den Medien und der Wirtschaft gehievt haben, und mir dann ansehe, was daraus in der Praxis geworden ist – dann bin ich mir nicht mal sicher, ob das Frauenwahlrecht eine so gute Idee war. Vor allem das passive!

Aber Scherz beiseite. Die Forderung nach einer Frauenquote entstand in einer Zeit, als fast ausschließlich Männer die Geschicke von uns allen entschieden. Frauen in den Parlamenten gab es kaum – ebenso in den Medien, außer in repräsentativen Bereichen wie „Fernsehansagerin“ oder Nachrichtenvorleserin. Die Frauen hielten "ihren" Männern „den Rücken frei“, damit diese ungestört Männerpolitik machen konnten. Bei offiziellen Anlässen wurden die Ehefrauen dazu geladen, aber nicht, um ihre Perspektive in die politische Debatte einzubringen, sondern für sie wurde ein Alternativprogramm auf die Beine gestellt, Sightseeing, Museums- oder Theaterbesuch, Shoppingtouren.

Nach und nach zogen Frauen in die Parlament ein, heute haben fast alle Parteien – sogar die CSU – eine Frauenquote und wir hatten eine Kanzlerin; die in ihrer Amtszeit nicht nur halb Südeuropa in Armutsgebiete verwandelt hat, sondern auch den Grundstein gelegt hat, für viele Probleme, mit denen nicht nur wir Frauen, sondern wir als Gesellschaft uns heute auseinandersetzen müssen. Die Frauenplätze werden mittlerweile Männern überlassen, die sich „als Frau fühlen“ – und alle klatschen Beifall. Was also unterscheidet eine neu zu gründende Frauen-Partei von den Frauen, die bislang an entscheidender Stelle Macht und Einfluss haben? Das hätte ich gern diskutiert. 

Der Tagunsport – die einstige Wirkungsstätte Martin Luthers

Die „heroica 2024“ tagte im Konferenzbereich des ehemaligen Augustiner-Klosters Erfurt.


Dieses wurde ab 1277 erbaut, finanziert durch Spenden und den Ablasshandel. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde eine Klosterschule gegründet, an der Theologie gelehrt wurde. Dort wurde 1905 Martin Luther als Schüler aufgenommen. Später war er dort in doppelter Funktion aktiv: Als Schüler und Lehrer. Im Erfurter Dom wurde er zum Priester geweiht und später lehrte er zunächst im Augustiner-Kloster, bis er nach Wittenberg ging. Nach der Reformation wurde das Kloster protestantisch, später wurde es säkularisiert. Heute wird es als Tagungsstätte genutzt.

Erfurt war seinerzeit ein bedeutendes Wirtschaftszentrum, gelegen an der Via Regia, die historische Handelsstraße von Satiago de Campostela bis nach Kiew.

Das wirtschaftlich bedeutende Erfurt zog auch jüdische Händler an, die sich im Zentrum der Handelsmetropole ansiedelten und im 11. Jahrhundert eine Synagoge errichteten, die heute die älteste erhaltene Synagoge Europas ist. Allerdings wird sie nicht mehr als Gebetshaus genutzt, sondern fungiert als Museum.

Trotz eines Pogroms 1221, vermutlich durch friesische Pilger, bei dem 21 bis 26 Juden ermordet wurden oder sich das Leben nahmen, bildete sich eine jüdische Gemeinschaft heraus, die einen eigenen Friedhof hatte. 1349 wurden bei einem weiteren Pogrom fast alle Juden Erfurts getötet oder vertrieben. Die Synagoge wurde anschließend zweckentfremdet. Doch schon fünf Jahre später ließen sich jüdische Familien wieder in Erfurt nieder und eine neue jüdische Gemeinde entstand. Diese errichtete Ende des 13. Jahrhunderts die Mikwe, ein rituelles Bad, das nur von Juden – und vor allem Jüdinnen – genutzt wurde. 2007 wurde sie bei Grabungsarbeiten entdeckt und ist heute zusammen mit der alten Synagoge und dem Steinernen Haus UNESCO-Weltkulturerbe.

1453 wurde den Erfurter Juden vom Erzbischof von Mainz, dem das Bistum Erfurt unterstand, der Schutz entzogen. Daraufhin wurden diese vertrieben oder wanderten ab. Schon als Martin Luther 1483 geboren wurde, gab es in Erfurt keine Juden mehr. Als er 1505 im dortigen Augustinerkloster aufgenommen wurde, war die Stadt ein halbes Jahrhundert „judenfrei“. Als er 1523 von einer „gewaltfreien Mission“ des Judentums sprach, gab es sowohl in Erfurt als auch in Wittenberg, wo Luther unterdessen lebte, niemanden zu missionieren. Kurfürstin Margaretha, Gemahlin des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Sanftmütigen, hatte 1440 die Austreibung aller Juden aus Wittenberg durchgesetzt. Der noch heute gefeierte Reformator speiste den zu seiner Zeit vorherrschenden Antijudaismus in die religiösen Schriften und damit den Protestantismus ein. Dieser überlieferte religiöse Antijudaismus gilt als einer der Gründe, weshalb so viele Protestanten zu Hitler-Anhängern wurden. 

„Nie wieder“ gilt auch in Siegburg

Apropos Antisemitismus: Die Organisatorinnen erteilten selbigem eine klare Absage, wenn auch in einer verklausulierten Botschaft:

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Wir weisen darauf hin, dass die heroica eine Veranstaltung ist, in der vital und konstruktiv diskutiert werden soll. Wir können nicht alle der gleichen Meinung sein und das ist gut so. Unser Anspruch ist jedoch, dass wir miteinander reden.

Aktionen, die mit dem Organisationsteam nicht im Vorfeld abgesprochen sind und offensichtlich der Störung dienen, verbieten sich; das Gleiche gilt für Nationalflaggen und Symbole. Auch bedeuten manche Kleidungsstücke mehr, als zu wärmen, weshalb wir hier um Zurückhaltung bitten. Werden diese Vorgaben hartnäckig missachtet, behalten wir uns vor, vom Hausrecht Gebrauch zu machen.

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Mit anderen Worten: Kufiya sind unerwünscht – ebenso Solidaritätsbekundungen der Useful Female Idiots for Palestine mit den Barbaren und deren fanatisierter Entourage in Gaza.

Danke! Dafür seid Ihr meine Heldinnen und ich kann mich wirklich auf Siegburg freuen.

Nur über die Kosten müssen wir noch reden. Der Konferenzbeitrag ist zu hoch, zumal zu den Tickets für die Konferenz (inklusive Verpflegung) noch Kosten für Reise und Unterbringung anfallen. Zwar gibt es in diesem Jahr auch Tageskarten. Das ist schon mal ein Fortschritt zum letzten Jahr; aber selbst die reißen ein großes Loch ins Budget.

Vielleicht sollte mal über den Rahmen nachgedacht werden. Es muss nicht immer ein Kloster sein. Klar, die Tagungsstätten bilden einen praktischen und luxuriösen Rahmen für eine solche Konferenz. Eigentlich steht den Frauen das mehr als zu – nur leider können es sich viele nicht leisten.

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