Esst nicht bei Juden!
Antisemitische Anfeindungen gegen israelische/jüdische Gastro-Betriebe
So unterschiedlich die einzelnen Konzepte der israelischen oder von Juden betriebenen Restaurants auch sein mögen, eines eint sie: Auf der Speisekarte steht nicht Weltpolitik, sondern Gastfreundschaft. Trotzdem werden die Lokale seit dem 7. Oktober 2023 zunehmend Zielscheibe antisemitischen Hasses: Sie werden boykottiert, mit antisemitischen Parolen beschmiert, mitunter gar verwüstet; die Betreiber belästigt, beschimpft und auch bedroht. Einige Restaurants kämpfen verzweifelt ums Überleben, weil die Gäste ausbleiben, in Berlin z. B. das „Feinberg´s“ und das „Kanaan“. In einem Fall konnte eine Boykott-Kampagne jedoch in eine Erfolgsstory umgewandelt werden: Eine traditionelle arabische Speise nach dem Rezept eines jüdischen Starkochs auf der Karte des syrischen Restaurants „Damasko´s“ löste einen regelrechten antisemitischen Hass-Tsunami seitens der muslimischen Community aus. Das hätte beinahe zum Ruin des zuvor gut besuchten Lokals geführt. Doch Freiburgs Juden retteten das Gastronomen-Ehepaar Silham Alhamed und Billal Aloge vor der drohenden Insolvenz und inspirierten sie zu einem ungewöhnlichen Schritt: Sie eröffneten ein zweites Restaurant in Freiburg – und zwar ein israelisches, das „Jaffa“.
Das „Damasko´s“ am Europaplatz am nördlichen Ende der Fußgängerzone in der Freiburger City war ein gut besuchtes Restaurant, die Tische im Restaurant fast immer ausgebucht und auch an Laufkundschaft im dazu gehörigen Imbiss mangelte es nicht. Das Gastronomen-Ehepaar Silham Alhamed und Billal Aloge war sehr zufrieden. Nicht nur, weil die Geschäfte gut liefen, sondern auch, weil in ihrem Restaurant etwas Ungewöhnliches Alltag war: In das syrische Restaurant kehrten nicht nur arabische – vor allem muslimische – Gäste und zudem Touristen aus aller Welt ein, sondern auch Freiburger Juden, denn die „Neue Synagoge“ war nicht weit entfernt von dem syrischen Lokal. Essen und Trinken verbindet, freuten sich Silham Alhamed und Billal Aloge, in deren Lokal eine schöne Utopie Realität zu werden schien.
Allerdings fiel ihnen auf, dass die jüdischen Gäste häufig etwas verschämt das Restaurant betraten, sie sahen so manche Kippa in der Jackentasche und so manche Magen-David-Halskette unter dem Pullover verschwinden. Das gefiel dem kurdischen Ehepaar aus dem syrischen Rojava ganz und gar nicht. Um den jüdischen Gästen das Gefühl des Willkommenseins zu geben, entschlossen die Wirtsleute sich, einige jüdische Gerichte auf die Speisekarte zu nehmen. Sie besorgten sich Kochbücher u.a. von der bekannten österreichisch-israelischen Köchin Haya Molcho und dem britisch-israelischen Starkoch Yotam Ottolenghi und wählten einige Rezepte aus. Für ein Gericht ließen sie extra bebilderte Aufsteller für die Tische drucken: „Baba Ganoush nach Ottolenghi“.
Mit blankem Judenhass konfrontiert
Das Ehepaar hat mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem, was sie erleben mussten. Das ehedem gut besuchte Lokal wurde von den muslimischen Gästen nicht nur ganz offensichtlich boykottiert, selbst nach dem Freitagsgebet in der nahegelegenen Moschee blieb der Imbiss leer, sondern es folgte ein regelrechter Tsunami an Anfeindungen, Beschimpfungen, Beleidigungen und massiven Bedrohungen, bis hin zur Androhung eines Brandanschlags. In sozialen Medien wurden Fotos des Gerichts gepostet oder geteilt, mit der Behauptung, die Betreiber seien verkappte Juden und würden sich nur als Syrer tarnen.
Eine muslimische Frau zerriss laut zeternd den Baba-Ganoush-Aufsteller, rannte auf Silham Alhamed zu, bewarf sie mit den Schnipseln und beschimpfte sie aggressiv und bespuckte sie. Nicht nur die Gäste reagierten mit Boykott, Mitarbeiter erschienen ohne Angabe von Gründen nicht mehr zur Arbeit.
„Ich hätte nie gedacht, dass es auch in Deutschland einen solchen Judenhass gibt“, konstatierte Billal Aloge im Gespräch mit der JR. „In Syrien bin ich in der Schule damit konfrontiert worden. Beispielsweise zum Zuckerfest bekamen wir Süßigkeiten, immer mit dem Hinweis, dass in Israel ebenfalls Süßigkeiten verteilt würden an palästinensische Kinder, diese aber vergiftet seien, um die Kinder zu töten. Mein Vater, selbst Muslim, dem Antisemitismus jedoch völlig fremd war, erklärte mir, dass das eine Lüge wäre. Und nun erlebe ich hier denselben Fanatismus, wegen dem ich aus Syrien geflohen bin.“
Die
antisemitische Hass-Kampagne dauerte Wochen und wurde immer bedrohlicher und machte
vor der Privatwohnung des Paares nicht Halt. „Jede Nacht bellte unser Hund“,
erinnerte sich Billal Aloge. „Das war ein sicheres Zeichen dafür, dass sich vor
der Wohnung Fremde aufhielten.“ Diese lag im Erdgeschoss, entsprechend
bedrohlich war die Situation für die Familie.
Die guten Beziehungen zur jüdischen Gemeinde zahlten sich aus
Das Ehepaar wandte sich an die „Israelitische Gemeinde Freiburg“ und bat um Rat. Der Sicherheitsbeauftragte der Gemeinde, Nikita Karavaev, nahm sich der Sache an und in Zusammenarbeit mit der Polizei wurde ein Sicherheitskonzept erarbeitet.
Nachdem sich
in den jüdischen Gemeinden rum gesprochen hatte, dass dem „Damasko´s“ die Gäste
ausblieben, weil nach Rezepten israelischer Köche gekocht wurde, füllte sich
das Lokal rasch wieder und nun wurden dort auch jüdische Feste ausgerichtet.
Die Anfeindungen aus der muslimischen Community nahmen indes kein Ende. Als dann noch eine „hochrangige Persönlichkeit“ aus dem Milieu im Restaurant anrief und großzügig anbot, dass im Falle einer öffentlichen Entschuldigung seitens des Ehepaars sich das Restaurant rasch wieder füllen und „besser laufen“ würde als vorher, dachten diese sich: „Jetzt erst recht“.
Kurz bevor die antisemitische Hass-Kampagne gegen das „Damasko´s“ begann, hatte das Paar Räumlichkeiten im Stadtteil Brühl angemietet. Auf einem von 1905 bis 1998 als Güterbahnhof genutzten Gelände entsteht dort ein modernes, gemischt genutztes Stadtquartier mit Wohnungen, Büros, Hotels, Lokalen und Geschäften. Das „Damasko´s II“ sollte das gastronomische Angebot bereichern. Doch statt bei den Muslimen zu Kreuze zu kriechen, beschlossen die beiden, kein zweites syrisches Lokal zu eröffnen, sondern ein israelisches: Aus dem „Damasko´s II“ wurde das „Jaffa“, benannt nach Freiburgs Partnerstadt Tel Aviv-Jaffa.
Was Silham Alhamed und Billal Aloge machen, machen sie gründlich: Zunächst wurden die grünen Kacheln in der Küche des neuen Lokals durch blaue ersetzt. Dann informierten sie sich im Internet über regionale kulinarische Besonderheiten in Israel, wälzten wieder israelische Kochbücher und es entstanden Gerichte wie „Aviv-Hähnchenbrust-Salat“, „Jerusalem-Falafel“, „Jaffa-Hummus“, „Sinya Netanjahu“ und „Hermon – eingelegte Oliven“, benannt nach dem Bergmassiv im Osten Syriens an der Grenze zum Libanon, als kleine Reminiszenz an die alte Heimat des Paares.
Unterstützung von Nah und Fern
Dann fiel den beiden ein, dass es möglicherweise bereits ein Restaurant mit dem Namen „Jaffa“ gibt. Wieder wurde das Internet um Rat gefragt. Und tatsächlich, in Frankfurt gab es ein Lokal mit dem Namen „Jaffa Market“. Um zu vermeiden, dass der Besitzer möglicherweise nicht sonderlich erfreut war über die Namensgleichheit, nahm Billal Aloge Kontakt zu ihm auf. Wieder geschah etwas völlig Unerwartetes: Der Besitzer des Frankfurter Lokals war sogar hoch erfreut, dass Silham Alhamed und Billal Aloge sich dazu entschlossen hatten, ein israelisches Restaurant zu eröffnen. Spontan lud er Billal Aloge zu sich nach Frankfurt ein und gab ihm Tipps zu Bezugsquellen von israelischen Produkten wie Wein oder Tahina. Dann stattete er dem Freiburger „Jaffa“ einen Gegenbesuch ab und coachte das Team, niemand von ihnen hatte je israelisch gekocht. Das war die Basis für eine gute, nicht nur geschäftliche Verbindung.
Die antisemitische Hass-Kampagne gegen ein arabisches Lokal und die Reaktion des Betreiber-Paares darauf, ein israelisches Restaurant zu eröffnen, machte nicht nur in deutschen Medien Schlagzeilen, sondern auch in israelischen. Das kam auch dem israelischen Starkoch Uri Buri zu Ohren, der als einer der besten Fischköche der Welt gilt. Dessen Heimatstadt Akkon hat ein großes muslimisches Viertel, entsprechend besteht auch sein Team aus jüdischen und muslimischen Mitarbeitern. Sein ganzes Leben und Wirken steht im Zeichen von Frieden und Völkerverständigung. Trotzdem wurde er im Mai 2021 Ziel palästinensischen Terrors: Ein Brandanschlag wurde auf das Restaurant und das angeschlossene Hotel verübt; einer der Gäste kam dabei ums Leben. Der Mann weiß also, wovon Silham Alhamed und Billal Aloge sprechen. Er nahm Kontakt zu den beiden auf und beriet sie ebenfalls in kulinarischen Fragen, u.a. gab er Tipps, welches Tahina sich für welches Gericht eignet.
Das Freiburger „Jaffa“ wurde sehr schnell genauso erfolgreich wie das „Damasko´s“. Das hat das Ehepaar zu einem nennenswerten Teil den jüdischen Gästen zu verdanken. Doch sie stellten fest, dass ein Teil des Judentums dabei ausgeschlossen war: Jene, die sich koscher ernähren und deshalb weder im „Jaffa“ essen noch das Catering in Anspruch nehmen können. „In unserer Küche ist es nicht möglich, koscher zu kochen“, erläuterte Billal Aloge. „Also mussten wir uns etwas einfallen lassen. Da die Geschäfte sehr gut laufen, haben wir beschlossen, einen Food-Truck anzuschaffen. In dem wird ausschließlich koscher gekocht.“ Für Feierlichkeiten, aber der Food-Truck soll auch das kulinarische Angebot Freiburgs erweitern und abwechselnd an der „Alten“ und der „Neuen Synagoge“ stehen und koschere Speisen anbieten. Damit der Food-Truck von den orthodoxen Juden akzeptiert wird, reiste eigens ein Rabbiner aus Jerusalem an, um ihn zu weihen.Das Restaurant des syrischen Ehepaares ist vermutlich israelischer als alle israelischen Restaurants in Deutschland zusammen. Unter der Decke hängen Pflanzen, die nach einer Methode analog zu dem von Theodor Herzl entworfenen Bewässerungssystems versorgt werden. Das Konterfei des Erfinders an der Wand darf selbstverständlich nicht fehlen. Das Interieur ist in weiß-blau gehalten, überall auf den Tischen stehen Israelfahnen, jedes Hauptgericht wird mit einem kleinen Israelfähnchen verziert. Der Clou aber ist das Telefon auf dem Tresen, ein uraltes Modell, noch mit Wählscheibe, in blau, der Farbe Israels. Der direkte Draht zu Benjamin Netanjahu? Eine Antwort auf diese Frage bleibt Billal Aloge schuldig – er grinst und schweigt.
Auch das „Jaffa“ wurde zur Zielscheibe
Doch die Freude über den Erfolg des neuen Lokals wurde getrübt: Im April 2024 kam es zu einer Attacke, bei der in einer Samstagnacht durch einen winzigen Spalt eines nicht geschlossenen Fensters faule Eier in das Lokal geworfen wurden. Eigentlich achtet Billal Aloge penibel darauf, dass wirklich alle Fenster und Türen geschlossen sind, wenn er das Lokal verlässt. Das haben ihm Polizei und Nikita Karavaev eingeschärft. Doch an jenem Abend wurde kräftig desinfiziert und damit der Geruch des Desinfektionsmittels bis zur Öffnung verfliegen konnte, wagte Billal Aloge, ein Oberlicht geöffnet zu lassen.
Und genau das nutzten die Täter aus. Als er das Restaurant am nächsten Morgen betrat, kam ihm ein stechender Geruch entgegen. Was bloß tun? Das Restaurant war quasi ausgebucht, er musste den Gästen absagen und mit seinen Mitarbeitern startete er eine Säuberungs- und Belüftungsaktion. Er hatte damit gerechnet, dass so manch ein Gast wütend auf die Absage reagieren würd, doch im Gegenteil: Die Betroffenen zeigten sich verständnisvoll und manche machten sich sogar auf den Weg, um mit anzupacken. Andere bekundeten per Mail oder telefonisch ihr Mitgefühl und einige organisierten eine Solidaritäts-Kundgebung.
Einige Wochen nach unserem Besuch im Restaurant „Jaffa“ sah sich das Betreiber-Ehepaar erneut einer regelrechten Hass-Kampagne ausgesetzt: „Wir bekommen aktuell sehr viele schlechte Google-Bewertungen“, schrieb Billal Aloge in einer Mail an die Autorin, „fast ausschließlich von arabischen Accounts. … Teilweise wurde geschrieben, unser Essen sei ´palästinensisch` und ´gestohlen`. Das zeigt klar, dass es nicht um unser Essen geht, … In arabischen Gruppen wird unser Lokal gezielt geteilt, damit man uns mit Hasskommentaren angreift.“
2015 eröffneten der israelische Unternehmer Oz Ben David und der arabische Koch Jalil Debit ein gemeinsames Restaurant im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg: das „Kanaan“. Ein kulinarisches Friedensprojekt, in dem Flüchtlinge Arbeit finden, muslimische Frauen Kochkurse machen, arabische und israelische Künstler ausstellen und viele Dialogprojekte stattfinden konnten. Den alten Streit um die Herkunft des in der Levante sehr beliebten Hummus – wer hat´s erfunden? – beendeten sie, indem sie eigene Kreationen erfanden, die das Beste aus der israelischen und der arabischen Küche vereinen sollte. Neben Hummus auf verschiedene Art servieren sie beispielsweise gefüllte Weinblätter mit Shakshuka-Topping. Sie ließen T-Shirts drucken mit der Aufschrift „Ich bin hummussexuell“ und seit 2019 ziert ein Plakat mit der Aufschrift „Make Hummus not War“ die Wand neben der Eingangstür des Lokals. Ein klares Anti-Kriegsstatement, das auch nach dem 7. Oktober 2023 blieb. Denn ihre Mission, ein kulinarisch-kultureller Dialog, schien ihnen wichtiger denn je.
Im April 2024 luden sie zum jüdisch-muslimischen Brunch. Danach erhielten sie einige Mails, aber keine Anfeindungen. Doch wenige Tage später wurde in das Lokal eingebrochen und dieses teilweise verwüstet. Die Polizei kam zu dem Schluss, dass es sich nicht um einen Einbruch wegen Diebstahls handelte, denn es fehlte nichts, sondern um ein Hass-Verbrechen.
Als Reaktion darauf besuchte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) das Restaurant, und im September 2024 erhielt das „Kanaan“ den mit 10.000 € dotierten „Moses-Mendelssohn-Preis für Toleranz des Landes Berlin“. Die Jury hatte sich indes bereits vor dem Einbruch für das „Kanaan“ entschieden.
Eine Vielzahl von Problemen
In der Folgezeit blieb es bei Anfeindungen in den Kommentarspalten sozialer Medien, den einen war das Lokal zu wenig „pro-israelisch“, den anderen zu wenig „pro-palästinensisch“, die nächsten störten sich an dem Besuch von Kai Wegner; im Restaurant selbst kam es indes zu keinen weiteren Vorfällen. Allerdings blieben nach und nach die Gäste weg.
Dafür sieht Oz Ben David indes mehrere Gründe, wie er erläuterte: „Zum einen die ökonomische Lage ganz generell, die Leute gehen seltener essen. Zum anderen gibt es so etwas wie eine Überdosis Nahost-Konflikt, in allen Nachrichten, in den sozialen Netzwerken, in der Schule, Uni oder im Betrieb, dem wollen sich die Gäste nicht noch in der Freizeit
aussetzen und gehen lieber zum Italiener oder Asiaten. Und drittens kommen viele nicht mit unserer Linie klar, sie wollen entweder eine klare ´pro-palästinensische` oder eine klar ´pro-israelische Ausrichtung`. Mit unserer Idee des friedlichen Dialogs, die sich auch auf den Tellern wiederspiegelt, können sie nichts anfangen.“Vor einigen Wochen startete das „Kanaan“ einen Hilferuf in den sozialen Medien: Wenn in den nächsten Wochen nicht ausreichend Gäste kämen, müsse das Lokal geschlossen werden. Daraufhin füllte es sich zwar – sogar der Bundespräsident schickte sein Büro-Team vorbei – doch das hielt nur kurze Zeit, inzwischen ist es wieder leerer geworden. „Zwar nicht so schlimm wie vor unserem Aufruf“, so Oz Ben David, „Aber in jedem Fall haben wir zu wenig Gäste, um das dauerhaft durchstehen zu können.“
Sie seien müde ob des Übermaßes an Hass, der ihnen entgegenschlägt, sagt Oz Ben David. „Aber Essen steht für Energie. Wir möchten eine neue Normalität schaffen, einen ständigen Dialog, Freundschaft. Frieden ist die einzige Lösung. Daran glauben wir beide, Jalil und ich. Das ´Kanaan` ist der Ort, an dem diese Idee sich in der Praxis beweisen muss.“
Um den Beweis der Machbarkeit des – kulinarischen – jüdisch-muslimischen Dialogs anzutreten, starten Oz Ben David und Jalil Debit ein neues Projekt: Den „Market“, bei dem sowohl jüdische als auch muslimische Köche auf ihre Art Speisen zubereiten werden, die sowohl mitgenommen als auch vor Ort verzehrt werden können. Dieses zweite gemeinsame kulinarische Friedensprojekt ist die idealistische Antwort des Israelis und des Arabers auf den Terrorangriff der Hamas und den darauffolgenden Gaza-Krieg und startet symbolträchtig am 7. Oktober 2025.
Wie vor 100 Jahren
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts machte im damaligen Kaiserreich der „Bäder-Antisemitismus“ von sich reden: Hoteliers und Gastwirte wurden angefeindet, wenn sie sich nach Meinung der Gäste zu „judenfreundlich“ zeigten, Juden wurden aus Kurorten z. T. gewaltsam vertreiben, Inseln wie beispielsweise Amrum machten Antisemitismus zum Verkaufsschlager und warben auf Postkarten als „judenfrei“ um entsprechende Kundschaft. Rund 100 Jahre später und 80 Jahre nach dem Ende des Holocausts gibt es keine nennenswerte Anzahl jüdischer Gäste im Hotel- und Gastrogewerbe. Dafür haben Hitler, seine deutsche Gefolgschaft und ausländische Kollaborateure nachhaltig gesorgt. Jedoch konnten sich in den vergangenen 10, 20 Jahren israelische oder von Juden betriebene Restaurants etablieren; sie wurden selbstverständlicher Teil des vielfältigen Gastro-Angebots.
Fast jedenfalls, antisemitische Vorfälle gab es auch vorher, aber seit dem 7. Oktober 2023 häufen diese sich und nehmen massiv an Aggressivität zu. Vor 100 Jahren wurde der Antisemitismus ganz offen zur Schau gestellt, heute kommt er unter dem Deckmantel der Solidarität als „Israelkritik“, bzw. „Antizionismus“ daher. Betroffen sind unterschiedslos alle Lokale, egal, ob mit klarem Israel-Bezug oder bloß israelischen Speisen auf der Karte; selbst eine klare Absage an Terror und Krieg in der Außendarstellung oder des Interieurs des betreffenden Restaurants schützt nicht vor Anfeindungen. Das beweist: Es geht nicht um Kritik an der Politik der israelischen Regierung, nicht mal um „die Palästinenser“, sondern die eigentliche Botschaft ist: Esst nicht bei Juden!















