Feiernde Menschen im Iran - Alptraum westlicher Antiimps










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So verkündet, kaum hat das Jahre begonnen, von Bernd Riexinger, Die LINKE, nachdem ein „menschenunfreundlicher“ Qasem Soleimani einer gezielten Tötung auf Befehl von Präsident Trump zum Opfer fiel.

Dass ich keine Freundin der Todesstrafe bin, ganz gleich von wem angeordnet und vollstreckt, habe ich bereits in anderem Zusammenhang erwähnt, möchte es aber, um Missverständnissen vorzubeugen, hier erneut anmerken.

Dass Riexinger in der Vergangenheit und zwar besonders in jüngstster Vergangenheit, als unzählige Oppositionelle, verschleierungsunwillige Frauen oder Homosexuelle die innerhalb Soleimanis Wirkungsbereich verhaftet, massakriert und getötet wurden, weder Tadel, schon gar nicht Zurechtweisung an die Adresse des Irans absandte, lässt, Riexingers Logik konsequent zu Ende gedacht, die Vermutung zu, RegimegegnerInnen im Iran und dessen Nachbarländern hätten sich ihren Diktatoren zu fügen, damit der Weltfrieden gewahrt bliebe. Und nicht nur Riexingers Friedenserzählung scheint nach diesem Prinzip gestrickt zu sein. Über Aufstände, Verhaftungen und Morde im Iran schwieg die deutsche Presse weitgehend still. Und dass der Sturz von Diktatoren immer auch die Flüchtlingsströme Richtung Europa in Gang setzen würde, hat man auch bereits aus anderen politischen Richtungen gehört. Was wäre auch hier die Konsequenz? Eine Anzahl Menschen soll sich für den Frieden der Gesamtmenschheit opfern?

Dass diese Rechnung nicht aufgeht haben so gut wie sämtliche Diktatoren der Geschichte bewiesen. Einem despotischen Geist genügt es nicht, die eigene Bevölkerung zu unterjochen. In solch einer Wahn-Phantasie geht es mindestens um die Weltherrschaft.

Riexingers Logik scheint indes bei nicht wenigen links Gesinnten gut anzukommen. Mehr noch. Paradoxerweise sind es größtenteils erklärte AntiimperialistInnen, die in den sozialen Netzwerken ausschwärmen, um diejenigen zurecht zu weisen, die Verständnis dafür aufbringen, dass Menschen im Iran, in Irak und sogar AraberInnen in Israel den Tod eines antiamerikanischen Mörders und Tyrannen feiern.

Natürlich, diese feiernden Menschen sind ein antiimperialistischer Alptraum, strafen sie herrschende Ideologie doch mit Hohn.

Wir, die westlichen Linken, haben es bis heute nicht geschafft, dem Kapitalismus ein System entgegen zu setzen, das funktioniert und die (lohnarbeitende) Menschheit überzeugt. Deshalb aber auf Kooperation mit diktatorischen und antiemanzipatorischen Kräften zu setzen, ist bestenfalls ein Akt der Verzweiflung und eine Kapitulation vor den eigenen Idealen.


Text: Juliane Beer

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