Islamische Befindlichkeit – zu spät für eine Kehrtwende?

 






Text Juliane Beer





Geschichtslehrer Samuel Paty wurde hingerichtet, weil er im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte, um mit seinen SchülerInnen das Thema Meinungs- und Glaubensfreiheit zu diskutieren, ein Herzstück westlicher Demokratie. 

Der Täter, ein 18jähriger mit russisch-tschetschenischen Wurzeln, wurde von der Polizei erschossen. Zuvor war es ihm noch gelungen, ein Foto des Opfers im Internet zu veröffentlichen und zu verkünden, er habe mit der Hinrichtung die Erniedrigung von Mohammed gerächt. Wie nach und nach bekannt wird handelte es sich bei ihm nicht um einen lediglich aus eigenem Antrieb agierenden Einzeltäter. Seit einiger Zeit war Paty aufgrund seines Bestrebens, SchülerInnen Werte wie Freiheit und demokratisches Verhalten beizubringen im Visier muslimischer Eltern mit Verbindungen zu islamistischen Kreisen.

Der Mord soll von Abdelhakim Sefrioui beautragt worden sein, laut Innenminister Gerald Darmanin  eine Fatwa, die Sefrioui auf YouTube veröffentlicht hatte.
Sefrioui ist Vorsitzender des "Cheikh Yassine Collective", einer mit der Hamas liierten islamistischen Gruppe.

Es folgte das übliche: Präsident Emmanuel Macron verlieh seiner Hilflosigkeit ob einer jahrelangen Laissez-faire-Politik gegenüber dem islamistischen Straßenpöbel, bzw. Kooperation mit IslamistInnen in Nadelstreifen und mit Kopfbandage, mit Hilfe abgedroschener Parolen Ausdruck.

Was allerdings dieses Mal anders ist: Nach und nach meldeten sich nicht nur in Frankreich sondern auch in Deutschland LehrerInnen öffentlich in den sogenannten meinungsbildenden Zeitungen zu Worte, um unhaltbare Zustände in Bezug auf islamische SchülerInnen und deren Eltern anzuprangern und zu beklagen, sie würden von den Schulbehörden mundtot gemacht bzw. es würde ihnen bei Kritik sogar mit Konsequenzen gedroht werden.

Es steht zu befürchten, dass auch diese Welle wieder verebbt, denn was können Schulbehörden und Ministerien ausrichten? Jahrelang hat man die Forderungen muslimischer Gläubiger, wie eine Halal-Gesellschaft auch in Westeuropa auszusehen habe, als Beitrag zur Integration missverstanden und damit unsere größten Errungenschaften wie Glaubensfreiheit, Demokratie und das Recht von Frauen und Homosexuellen für ihre Rechte zu kämpfen, ad absurdum geführt. Welcher Barbar würde das nicht als Einladung verstehen, mit immer schärferen Geschützen für Rückschritt und gegen Emanzipation zu kämpfen?
 

Die Linke und die Religion

Bekanntermaßen war die westliche Linke religionskritisch, bis sie den Islam als vermeintlich hilfloses Kollektiv für sich entdeckte. Ob der Beginn dieser Beziehung auf den Juni 1967 (Sechstagekrieg) datiert werden kann wird diskutiert. Unzweifelhaft ist, dass MuslimInnen, und zwar gerade solche, die faschistischen Idealen anhängen, zahlreiche Funktionen für die Linke erfüllen. Sie fungieren als für unmündig erklärte Hätschelkinder, um die es sich zu kümmern gilt, seit die ArbeiterInnenschaft aufgezeigt hat, dass sie es nicht als ihre Aufgabe auf Erden versteht, die revolutionären Subjekte der Linken zu mimen, sondern dass Aufstieg, Konsum und eine Führungsrolle im Kapitalismus ihnen attraktiver erscheint, als für das Recht auf schmutzige Lohnarbeit zu kämpfen. Dass Linke und Islam sich in einigen Punkten als da z.B. sind Verachtung von Individualismus, Verachtung von Frauen, Jüdinnen und Juden und Homosexuellen einig sind – umso besser! So wurde jetzt prompt, wenn auch nicht so aggressiv wie üblich, in linken Medien und Blasen die Frage laut, warum man denn immer noch auf Werte wie Meinungsfreiheit und Demokratie pochen müsste. Die Frage ist, betrachtet man die Irrfahrten aktueller Antirassismus-Diskurse, leider nicht im geringsten erstaunlich. 

Die Linke und die ReligionskritikerInnen

Ein religionskritisches Lager gibt es jedoch nach wie vor innerhalb der westlichen Linken, wenn auch seit einigen Jahren an den Rand revolutionären Hauptgeschehens gedrängt. Im linken atheistischen Lager ist dieser Tage zu beobachten, dass der Mord an Paty sofort einen alten Refelx auslöst, der dem Verlangen nach Deutungshoheit von Religionsführern in nicht viel nachsteht und sich lediglich in Intensität und Wahl der Waffen unterscheidet. So erklärt man innnerhalb eben dieses linken atheistischen Lagers Gläubige allen Ernstes und pauschal für intellektuell unterbelichtet, obwohl längst bewiesen ist, dass Glaube – das liegt in der Natur der Sache - eben weder etwas mit dem Grad der Intelligenz noch mit Intellekt zu tun hat, also kein Ergebnis rationalen Denkens ist. Es ist bekannt, dass Menschen beispielsweise in ausweglosen Situationen, seien diese gesellschaftlich oder persönlich bedingt, sich in den Glauben an Gott, Engel oder sonstige RetterInnen flüchten. Dies ist Emotionen geschuldet, und weil Gefühle subjektiv sind, lassen sie sich nicht ohne weiteres in Kategorien wie richtig und falsch einordnen und verbieten schon gar nicht. 

Menschen vorschreiben zu wollen, was sie zu fühlen haben, entweder, wie bei Religionsführern unter Androhung von Konsequenzen bis hin zur Todesstrafe oder wie im linken atheistischen Lager mit Hilfe von Beleidigung als Mittel der Erziehung ist autoritäres Tun. Von Mord und Totschlag im Namen von Propheten, Göttern oder Engeln hält man niemanden ab, an dessen Vernunft man appelliert, während Emotionen überkochen.
 

Die einzige Lösung, um doch noch zu einer friedlichen Gesellschaftsordnung zu finden, falls man nicht der Meinung ist, dafür sei es bereits zu spät, ist Religion ausnahmslos zu dem zu erklären was es ist: eine Gefühlslage und damit Privatsache, deren Zurschaustellung im öffentlichen Raum absolut nichts zu suchen hat und deren von Menschen als Gotteswille konstruierten Gesetze als Imagination nun mal nicht verboten werden können, aber unter keine Umständen zur praktischen Anwendung kommen dürfen.

Solange man in Deutschland aber mit erklärt anti-emanzipatorischen, rückschrittlichen Religionsgemeinschaften kooperiert und diese sogar finanziert, absurderweise im Namen von Integration, wird sich nichts ändern, ganz im Gegenteil. Der Mord in Paris sollte der deutschen Politik einmal mehr Warnung sein. Das Schweigen lässt darauf schließen, dass man den Schuss noch immer nicht gehört hat, bzw. nicht hören will. Oder aber man weiß, dass es längst zu spät ist für eine Kehrtwende.

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