RKI-Watch 7. Oktober 2021

 


Text: Birgit Gärtner

Mal wieder etwas Hexenwerk, sprich Zahlen, aus dem RKI.

Zahlen sind an sich keine Hexenwerk, die des Robert-Koch-Instituts (RKI) muten indes so an, zumindest sind sie ziemlich phantastisch, soll heißen aus dem Reich der Phantasie.

Heute schauen wir uns mal den RKI-Wochenbericht vom 7. Oktober 2021 an. Der Berichtszeitraum des RKI ist orientiert an den offiziellen Kalenderwochen (KW) und wird jeweils in der folgenden Woche Donnerstags veröffentlicht.Manchmal werden jedoch Daten aus der laufenden Kalenderwoche hinzugezogen und  beispielsweise bei den „Impfdurchbrüchen“ werden mehrere Kalenderwochen zusammengefasst. Logischerweise in jedem Wochenbericht andere. Das erschwert einen konkreten Vergleich und somit eine konkrete Einordnung.

Immer noch liegen für 25% aller „COVID-19-Fälle“ keine klinischen Daten vor, Alter, Geschlecht, Symptome. Bei wie vielen Patientinnen und Patienten der Impfstatus nicht bekannt ist, wird nicht mitgeteilt.

Unterschieden wird in „geimpft“ und „nicht geimpft“, als geimpft gelten ausschließlich Personen, die vollimmunisiert sind. Das bedeutet laut RKI:

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Ein vollständiger Impfschutz wird angenommen, wenn nach einer abgeschlossenen Impfserie (2 Dosen Comirnaty (BioNTech/Pfizer), Spikevax (Moderna), Vaxzevria (AstraZeneca) bzw. 1 Dosis Janssen (Johnson & Johnson)) mindestens zwei Wochen vergangen sind.

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Quelle: Robert-Koch-Institut (RKI)

 
Alle anderen gelten als „die Ungeimpften“!

Am Anfang des Berichts preist das RKI die Impfstoffe, bzw. deren Wirksamkeit an:

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Alle Impfstoffe, die zurzeit in Deutschland zur Verfügung stehen, schützen nach derzeitigem Erkenntnisstand bei vollständiger Impfung wirksam vor einer schweren Erkrankung.

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Das schauen wir uns später mal genauer an.

COVID-19-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen

Stand 5. Oktober 2021 gab es seit Beginn der Pandemie 6.321 COVID-19-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen mit jeweils mindestens 2 „COVID-19-Fällen“. Das bedeutet, dass mindestens 2 Personen mittels PCR-Test positiv auf SARS-Cov-2 getestet wurden.

Damit ist keine Krankheit diagnostiziert, sondern ein PCR-Test weist Fragmente der DNA von Viren nach, nicht nur SARS-Cov-2, sondern die Tests reagieren auch auf ältere Corona-Viren, unterscheidet dabei nicht in vermehrungs- und nicht-vermehrungsfähige Viren und ist laut WHO für die Diagnose nur als Hilfsmittel geeignet. Dient in der Praxis des RKI aber nach wie vor als Indikator für eine Erkrankung.

Also, in 6.321 Fällen wurden in Alten- und Pflegeheimen Menschen mittels PCR-Test positiv auf SARS-Cov-2 getestet. Das bezieht sich auf die Bewohnerinnen und Bewohner, das Personal, aber auch auf Angehörigen und sonstige Besucherinnen und Besucher.

Das bedeutet nicht, dass in 6.321 Heimen „COVID-19-Ausbrüche“ registriert wurden, es können Ausbrüche auf unterschiedlichen Stationen, in unterschiedlichen Zweigstellen oder in demselben Heim zu unterschiedlichen Zeiten gewesen sein. Wie viele Heime tatsächlich betroffen sind, ist demnach nicht bekannt.

Davon betroffen waren 157.159 Personen (Bewohnerinnen, Angehörige, Besucherinnen). 115.839 der betroffenen Personen waren über 60 Jahre alt. Für die Betroffenen in den Heimen bedeutet(e) ein solcher „COVID-19-Ausbruch“ absolute Isolation, Besuchsverbot, Kontakt des Personals nur in Schutzkleidung.

23.643 (15%) der positiv Getesteten sind verstorben. Das bedeutet nicht, dass sie AN COVId-19 verstarben, sondern u. U. MIT COVID-19. Innerhalb eines gewissen Zeitraums nach einem SARS-Cov-2 positiven PCR-Test gelten alle Betroffenen als „COVID-19-Todesfall“, egal, an was sie versterben. Viele Bewohnerinnen und Bewohner in Alten- und Pflegeheimen haben Grunderkrankungen, z. T. mehrere. Da ist die Rede von Multi-Morbidität. Sobald sie SARS-Cov-2 positiv getestet wurden, gelten sie als „COVID-19-Todesfall“.

Von den 23.643 Verstorbenen waren 23.447 (99%) über 60 Jahre alt.

In der MW 39 wurden 52 solcher Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen mit 551 „COVID-19-Fällen“registriert, 39 Menschen verstarben offiziell an COVID-19 aufgrund solcher Ausbrüche.

Gehörten die nun alle zu „die Ungeimpften“?

Nein!

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Davon sind auch geimpfte Personen betroffen,

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lässt uns das RKI wissen, um sich über deren Anteil auszuschweigen. Geimpft gleich – wir erinnern uns – vollimmunisiert, sprich zweite Dosis (bzw. erste bei Johnson & Johnson) plus 14 Tage.

Nichts Genaues weiß das RKI nicht

Der Anteil der Hospitalisierten gemessen an den Positivtests betrug im Berichtszeitraum 6,6%, der der Todesfälle lag bei unter 1%.

Der Anteil der Verstorbenen liegt seit Wochen kontinuierlich bei unter 1%, seit Beginn der Pandemie, bzw. seitdem das RKI Lageberichte veröffentlicht, liegt der Anteil der über 70jährigen an den Verstorbenen bei über 85%, er lag nie unter 85%, zwischenzeitig bei knapp 90% und aktuell seit Monaten kontinuierlich bei 86%. Unterdessen sind mehr Frauen über 80 Jahre offiziell an COVID-19 verstorben als unter 80jähringe insgesamt.

Mit Stand 6. Oktober 2021 verzeichnete das RKI 27 Todesfälle bei unter 20jährigen. Für 18 dieser Verstorbenen liegen klinische Daten vor, bei allen waren Vorerkrankungen bekannt.

In dem aktuellen Wochenbericht des RKI ist von 67.661 „wahrscheinlichen Impfdurchbrüchen“ seit Beginn der Impfkampagne am 27. Dezember 2020 die Rede. Allerdings, nichts Genaues weiß das RKI nicht, denn es gibt möglicherweise eine „Untererfassung“.

Für die „Untererfassung“ gibt es zwar eine logische Erklärung, diese lässt mich indes ratlos zurück, schließlich reden wir über die größte gesundheitliche Bedrohung seit der spanischen Grippe, die unser aller Leben nicht nur maßgeblich bestimmt, sondern massiv einschränkt. Und die nicht gestern ausgebrochen ist, sondern vor fast zwei Jahren und selbst in Deutschland seit mehr als anderthalb Jahren beobachtet wird. Seit Anfang März 2020 berichtet das RKI täglich darüber und im Oktober 2021 gibt es immer noch keine verlässlichen Daten, auf die sich Expertinnen und Politiker stützen und die wir alle nachvollziehen können.

Das Problem der Erfassung der Impfquote besteht laut RKI darin, dass bei der Impfung nur die Postleitzahl der Impfstelle – Impfzentrum, Arztpraxis, Betrieb oder Schule – erfasst werden, nicht aber der Wohnort der Geimpften. Was das bedeutet, wenn vor Discos oder etwa schwedischen Möbelhäusern geimpft wird, mag sich jede selbst ausmalen. Das Alter der Geimpften wird erfasst, aber nur in dem groben Raster 12-17, 17-58 und ü60.

Probleme bei der Erfassung gibt es nicht nur hinsichtlich der Impfquote. In allen größeren Krankenhäusern werden COVID-19-Patientinnen und Patienten aus der weiteren Umgebung behandelt, vor allem auf den Intensivstationen, aus Nachbarkreisen, anderen Bundesländern oder in Grenzregionen sogar aus anderen Staaten. Die Zahl der Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen wird jedoch dem Ort zugeschlagen, in dem die betreffende Klinik sich befindet. Die Kliniken melden dem „Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V.“ (DIVI), wie viele COVID-19-Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen behandelt werden, nicht aber deren Wohnort. Viele Bundesländer, darunter auch Hamburg, erheben die Daten nicht eigenständig, sondern übernehmen die Daten des RKI und des DIVI. D.h., die restriktive Corona-Politik des Hamburger Senats basiert u.a. auf schweren Fällen aus der Umgebung aus Niedersachsen oder Schleswig-Holstein.

Dem RKI werden allerdings die Daten von den für die Patientinnen und Patienten laut Wohnort zuständigen Gesundheitsämtern gemeldet. Deshalb dauert die Erfassung mitunter so lange.

Es ist unglaublich, dass in anderthalb Jahren kein System zur Erfassung in Echtzeit etabliert wurde, bei dem alle notwendigen persönlichen und medizinischen Daten zu Einordnung des Pandemie-Geschehens erhoben werden. Es ist unglaublich, dass im Jahre 2021 in einer der führenden Industrienationen der Welt noch mit Faxgeräten hantiert wird. Noch unglaublicher ist, dass sich das Land angesichts all dieser Unzulänglichkeiten und Ungenauigkeiten nach wie vor im Ausnahmezustand befindet.

Die Pandemie der Ungeimpften!?

Angeblich ist der größte Teil der COVID-19-Patientinnen und Patienten in den Hospitälern nicht geimpft. Daraus leitet das RKI seine Lobpreisung der Impfstoffe ab.

Nur, wir erinnern uns, das RKI hat seine ganz eigene Definition von „geimpft“ und „nicht geimpft“. Und wir erinnern uns weiter an die vielen COVID-19-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen und der lapidaren Info des RKI „davon sind auch geimpfte Personen betroffen“.

Schauen wir uns das doch mal etwas genauer an:

Quelle: Robert-Koch-Institut (RKI)
 Im Abschnitt „Impfeffektivität“ bezieht sich der Berichtszeitraum auf den 9. September bis 7. Oktober 2021. In diesem Berichtszeitraum gab es 115.994 offiziell registrierte „symptomatische COVID-19-Fälle“. Symptome sind Husten, Schnupfen, Fieber, Verlust des Geschmacks- und/oder Geruchssinns sowie Pneumonie.

Von diesen 115.994 Fällen entfielen 15.901 (13%) auf 12-17jährige, 87.348 (75%) auf 18-59jährige sowie 13.345 (12%) auf ü60jährige.

Davon Impfdurchbrüche nach RKI-Definition:

357 (2,2%) 12-17jährige, 24.780 (28,4%) 18-59jährige, 7.015 (52,6%) ü60jährige.

Davon hospitalisiert wurden 111 12-17jährige, 3.212 18-59jährige und 2.585 ü60jährige.

Es wurden 3 (2,7%) Impfdurchbrüche laut RKI-Definition bei den 12-17jährigen verzeichnet, 427 (13,3%) bei den 18-59jährigen sowie 952 (36,8%) bei den ü60jährigen.

Auf der Intensivstation wurden 3 12-17jährige, 428 18-59jährige sowie 507 ü60jährige behandelt. Davon waren 33 (7,7%) der 18-59jährigen und 122 (24,1%) der ü60jährigen vollimmunisiert.

Verstorben sind in dem Zeitraum 490 Personen auf den Intensivstationen: 1 Person zwischen 12 und 17 (0,2%), 52 (11%) 18-59jährige und 437 (98%) ü60jährige. Davon war 1 Person zwischen 18 und 59 Jahren vollimmunisiert sowie 144 (33%) der ü60jährigen.

Wie der Bericht wohl aussähe, würde der Impfstatus korrekt erfasst? Unzählige Medienberichte zeugen von „COVID-19-Ausbrüchen“ direkt nach der Impfung in Alten- und Pflegeheimen, erfahrungsgemäß erkranken viele Menschen direkt nach einer Impfung. Das ist auch logisch, weil das Immunsystem mit der Impfung beschäftigt ist und so einen Korridor beispielsweise für Viruserkrankungen öffnet. Das gilt allerdings grundsätzlich für Impfungen, die dem Immunsystem immer zusetzen.

Trotzdem stellt sich die Frage, ob aus der angeblichen „Pandemie der Ungeimpften“ nicht ruck zuck eine „Pandemie der Frischgeimpften“ würde - bei korrekter Erhebung des Impfstatus. Jedenfalls – und das lässt sich eindeutig belegen – begann das massenhafte Sterben mit der offiziellen Zuschreibung „COVID-19-Todesfall“ nach Beginn der Impfkampagne. Ob die Impfung dafür ursächlich ist, das kann ich nicht beurteilen. Dass jene es tun, die es können, wird nicht nur unterlassen, sondern regelrecht unterbunden. 

Copyright: Birgit Gärtner

Keine Vermutung, sondern Fakt ist jedoch, dass aktuell mehr Menschen offiziell wegen COVID-19 hospitalisiert sind und intensiv behandelt werden als vor einem Jahr um diese Zeit, als noch niemand geimpft war. Und es sterben auch mehr Menschen offiziell an COVID-19 als vor einem Jahr um diese Zeit.

Copyright: Birgit Gärtner

Das vom RKI veröffentlichte Datenmaterial wird zwar immer umfangreicher, aber leider immer grobmotorischer, sprich ungenauer. Das erschwert eine Beobachtung und Einordnung der Lage nicht nur, es macht sie unmöglich. Allerdings kann das RKI keine konkreten Daten liefern, wenn es selbst keine hat.

Trotz aller Lobhudelei auf die Impfstoffe, dass zunehmend laut Eigendefinition „vollimmunisierte“ als „COVID-19-Fall“ auf den Intensivstationen landen, die Zahl der COVID-19-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen deutlich zunimmt, kann das RKI offensichtlich nicht mehr verschweigen. Die Schlussfolgerung des RKI mutet nur etwas skurril an:

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Zusammengefasst bestätigen die Anzahl der wahrscheinlichen Impfdurchbrüche sowie die nach der Screening-Methode geschätzte Wirksamkeit der eingesetzten Impfstoffe die hohe Wirksamkeit aus den klinischen Studien. Dass im Laufe der Zeit mehr Impfdurchbrüche verzeichnet werden, ist erwartbar, da generell immer mehr Menschen geimpft sind und sich SARS-CoV-2 derzeit wieder vermehrt ausbreitet. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, als vollständig geimpfte Person mit dem Virus in Kontakt zu kommen.

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Funfact: An anderer Stelle wird bemängelt, dass der „Impffortschritt“ stagniert …

Außerdem, so das RKI, seien 75% der trotz Vollimmunisierung offiziell an COVID-19 Verstorbenen „80 Jahre und älter“. (So viel zum Thema, „lauter junge Menschen“ …)

Quelle: DIVI
 

Und das, so das RKI

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spiegelt das generell höhere Sterberisiko − unabhängig von der Wirksamkeit der Impfstoffe − für diese Altersgruppe wider.

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Da hätte ich mal ´ne frage, liebes RKI. Genau genommen drei:

1.       Wie kommt es, dass das Virus trotz stetig steigender Impfquote immer noch da ist und sich gar ausbreitet?

2.       Wieso sind „Impfdurchbrüche erwartbar“, wenn die Impfung genau davor schützen sollte?

Jedenfalls ursprünglich, inzwischen scheint selbst das dafür zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) nicht mehr zu wissen, was die Impfung eigentlich kann – ob sie überhaupt irgendetwas kann.  Jedenfalls wurden die Erwartungen an die Wirksamkeit der Impfstoffe seitens des PEI mehrfach nach unten korrigiert. Die aktuelle lautet so ungefähr: Irgendwas werden sie schon können.

3.       Was möchte uns das hohe Haus damit sagen, dass 75% der trotz Vollimmunisierung offiziell an COVID-19 Verstorbenen „80 Jahre und älter“ seien?

Alte Menschen sterben halt irgendwann? Ja, dann lasst die alten Leute doch mit dieser Impfung in Ruhe, sorgt für besseren Gesundheitsschutz und bessere Lebensqualität in Alten- und Pflegeheimen, auch für Durchschnittsbürgerinnen und arme Menschen, und vor allem sorgt dafür, dass Menschen in Würde sterben können. Und gebt allen anderen ihr Leben zurück. 

 



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