Glückwunsch an die Universität Kiel



Warum das Niqabverbot genau richtig ist und dieses Beispiel Schule machen sollte

„Warum wundert mich jetzt eigentlich nicht, dass ausgerechnet die taz ihr ein Forum bietet?“ habe ich gedacht, als ich das Interview mit der Kieler Studentin Katharina K. sah. Wegen ihr hat die Universität Kiel kürzlich ein Niqabverbot erlassen. In der taz kann sie nun bejammern, welch grobes Unrecht ihr damit widerfahren sei.
Die Argumentation der Uni ist recht simple: Der Niqab verunmöglicht Kommunikation mit der Studentin. Schade eigentlich. Sowas wie: „Das Frühmittelalter wird an der Universität nur historisch und rein theoretisch behandelt“ hätte mir besser gefallen. Aber gut, besser so als gar nicht, oder wie z. B. an der Uni Hamburg, die ein religiöses Regelwerk erließ, den Verhaltenskodex zur Religionsausübung, der dem religiösen Fundamentalismus Tür und Tor öffnet.
Mir war klar, dass es bei dem Gespräch um den Nikab gehen wird. Und trotzdem war ich in der Gesprächssituation geschockt. Ich als Frau werde von einem Mann gebeten, etwas auszuziehen“, sagt Katharina K. in dem Interview. Falsch, sie wurde nicht gebeten, etwas aus-, sondern künftig etwas anderes anzuziehen. Genau das hätte die Interviewerin Stefanie Huschle richtigstellen müssen. Das mag der Konvertitin Katharina K. nicht gefallen, aber das könnte uns egal sein.
Könnte, denn sie hat angekündigt, gegen den Erlass juristisch vorzugehen. Mit Unterstützung von außen: „Ja, es stehen Menschen hinter mir, die mich dabei unterstützen. Ich werde auf jeden Fall klagen. Wenn nötig ziehe ich bis vors Bundesverfassungsgericht.“
Leider kommt Stefanie Huschle nicht auf die Idee, mal nachzufragen, wer denn diese Menschen sind. Die Klage von Fereshta Ludin, die als erste den Rechtsweg beschritt, um den Hijab im Schuldienst einzuklagen, wurde vom Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V. unterstützt, der von der Muslimbruderschaft dominiert wird (MB). Auch der Inssan e.V., der so emsig daran arbeitet, das Berliner Neutralitätsgesetz zu kippen, ist dem Geflecht der MB zuzurechnen.
Laut taz befürworten sowohl SPD als auch FDP und die CDU in Schleswig-Holstein das Verbot, Bildungsministerin Karin Prien (CDU) will das Verbot in das Schulgesetz aufnehmen. Protest kam von den Grünen. Warum bloß wundert mich auch das nicht? Was mich wirklich wundert, ist, dass DIE LINKE sich noch nicht geäußert und der Uni Rassismus vorgeworfen hat. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Hoffentlich bleibt die Uni bei ihrer Haltung, ebenso wie die schleswig-holsteinische SPD, FDP und CDU. Damit könnte sie zur Vorreiterin in einer für unsere gesamte Gesellschaft wesentliche Frage werden: Nämlich ob die im Grundgesetzt festgelegte Gleichberechtigung von Frau und Mann auch im Jahr 2019 noch gilt, oder ob die vermeintliche Religionsfreiheit unterdessen Vorrang hat. Außerdem wäre es auch ein starkes Signal nach Berlin und für den Erhalt des dortigen Neutralitätsgesetzes. Andere Universitäten und Bundesländer könnten sich ermutigt fühlen, diesem Beispiel zu folgen.
Da ich eine der ersten war, die sich gegen die Pathologisierung der schwedischen Umweltaktivistin Greta Thunberg positioniert hat, möchte ich mich einer Einschätzung der Persönlichkeitsstruktur der Katharina K. eigentlich enthalten. Nur so viel: Da scheint noch einiges in der Entwicklung, die Suche nach lebbaren Idealen noch nicht abgeschlossen und eine eigene Meinung nicht so richtig gefestigt zu sein („Tatsächlich habe aber ich meinen Mann gefragt, ob er damit [dass sie fürderhin Niqab trägt, Anm. d. Verf.] einverstanden wäre“).
Das ist für eine 21jährige an sich auch kein Problem. Wenn sie sich in diesen jungen Jahren nicht anschicken würde, uns das Frühmittelalter an die Uni zu klagen.
Das entspricht übrigens völlig der Linie, die Anfang Januar in der neuen DITIB-Moschee in Köln festgelegt wurde. Das Treffen war der Ausgangspunkt für die Formierung des fundamentalen Islams als politische Kraft in Europa, die vor allem auf den Paragraphen-Dschihad setzt, sprich auf Gerichtsverfahren, mit denen Sonderrechte für Muslime durchgesetzt werden sollen.
Katharina K. wurde als Ökotrophologie-Studentin vorgestellt, also studiert sie Haushalts- und Ernährungswissenschaften. Ein Schwerpunkt in diesem Bereich ist nachhaltiges Wirtschaften und gesunde Ernährung.
Was wird diese angehende Ernährungswissenschaftlerin später in unsere Gesellschaft einspeisen?
Ernährung ist ein für MuslimInnen wichtiger Bereich, denn weltweit boomt der Markt mit Halāl-Zertifizierungen. Nicht nur, aber eben auch im Lebensmittelbereich. Eine Sparte mit Zukunft, die immer aggressiver eingefordert wird, in Schulkantinen, Uni-Mensen, im Kindergarten, etc. Um das zu realisieren, braucht es muslimischer Ernährungswissenschaftlerinnen.
Aber braucht unsere Gesellschaft das? Nein, braucht sie nicht. Wir brauchen kein Frühmittelalter auf dem Teller, nicht in der Uni und vor allem nicht in den Köpfen. 
 




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