Unschöne Bilder




Text Juliane Beer




Wer dieser Tage entsetzt ob der Szenen an der türkisch-griechischen Grenze ist oder gar durch die sozialen Netzwerke plärrt, wie enttäuschend es sei, dass Kanzlerin Merkel so beharrlich schweigen würde, war offenbar der Meinung, das Flüchtlingsabkommen mit Erdoğan wäre geschlossen worden, um den europäischen Staaten Zeit zum Nachdenken zu verschaffen, wie man mit dem Zerfall islamisch geprägter Länder und den von dort flüchtenden Menschen in Zukunft umzugehen habe.
Für alle anderen waren Szenen wie sie sich seit Tagen an der Grenze zu Europa abspielen, als da beispielsweise Schusswaffen- und Tränengasgebrauch gegen Flüchtlinge sind, zu erwarten.
Ob unbestätigten Berichten nach türkische Geheimdienstler oder Provokateure gezielt in Busse gesetzt und an die Grenze gekarrt werden, um dort den Aufstand zu proben, Europa also zu zwingen versuchen, einmal mehr auf Erdoğans Forderungen einzugehen, spielt in der Sache keine Rolle. Islamisch geprägte Gesellschaften kollabieren oder sind dabei zu kollabieren, nicht nur in Syrien, sondern auch überall dort, wo man Menschen, die via Internet erleben, wie Demokratie aussieht, mit absurden, anachronistischen Ge- und Verboten das Leben zur Hölle macht.
Außer bei ein paar westlichen realitätsverweigernden Linken, die den Islam als revolutionäre Revolution gegen den Kapitalismus halluzinieren, sind religiöse Systeme ein Auslaufmodell. Menschen wollen diesen Irrsinn und die daraus erwachsenen Zumutungen nicht länger hinnehmen. Besonders Frauen, die in ihren islamisch geprägten Heimatländern nichts zu verlieren haben, begehren auf.
Europäische Regierungen ignorieren das nicht nur, sondern scheinen regelrecht auf religiös-repressive Systeme zu setzen. Als Theatervorführung beispielsweise fürs deutsche Volk sollen es diplomatische Gespräche mit iranischen Mullah richten, derweil verschleierungsunwillige Frauen, Homosexuelle und RegimegegnerInnen unter den Augen westlicher Politik verfolgt, gequält und ermordet werden. Oder Aufforderungen an Israel gehen, der arabischen Bevölkerung außerhalb des sogenannten israelischen Kernlands ein paar Quadratmeter Land mehr zur Verfügung zu stellen, um dadurch den Frieden in der arabischen Welt (wieder!) herzustellen.

Wo bleiben Lösungen zur Demokratisierung der Welt?
Nirgendwo Kooperation mit den Aufbegehrenden in islamisch geprägten Staaten, statt mit den Despoten. Keine Wirtschaftssanktionen, keine Abbrüche jeglicher Beziehungen zu vertragsbrüchigen Diktatoren.
Nach den letzten Jahren und gerade dieser Tage wieder könnte man meinen, nichts ist vom Westen weniger gewollt, als die Demokratisierung muslimisch geprägter Länder und die Emanzipation der dort lebenden Frauen.  

Und auch aktuell könnten europäische PolitikerInnen außer dem Twittern von abgedroschenem Unfug etwas tun. Mit wenig Aufwand. Frauen und Kinder, die im türkisch-griechischen Grenzgebiet festsitzen, nach Europa holen. Für die Männer dort Sicherheitszonen einrichten. Das hätte auch den Vorteil, dass Männer schneller wieder zuhause sind, nachdem das Staatsgebiet Syrien von demokratischen Kräften gesichert ist und wieder aufgebaut werden kann, falls dies irgendwann doch noch mal gewollt wird.
Nein, für diese Ungleichbehandlung von Frauen und Männern spreche ich mich nicht deshalb aus, weil ich gegen Emanzipation wäre, sondern, weil auch im für muslimische Verhältnisse fortschrittlichen Land Syrien Frauen nicht immer und überall am öffentlichen Leben teilnehmen sollen und dürfen. Ein von Männern häufig geäußerter Grund lautet hier, Frauen seien ein kostbarer Schatz, der geschützt im Haus aufbewahrt werden müsse. Mann baue also für die Schätze die Häuser wieder auf. Und wer weiß, vielleicht will die eine oder andere Frau dort bleiben, wo sie zwar nicht als kostbarer Schatz gehandelt wird, sich aber dafür unverpackt bewegen darf, frei von religiösem Wahn, der Menschen bereits auf Erden die Hölle bereitet.

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