Auch als Unterhaltungs-Version: IslamistInnen und wie man sich gegen sie zur Wehr setzt

Bild Die Diplomatin: Das Botschaftsattentat
Bild: TV-Spielfilm

Text Juliane Beer - hat gestern für euch TV geschaut oder besser: TV über sich ergehen lassen

Um es gleich vorweg zu nehmen: Corona-bedingt alle abendlichen Vergnügen außer Haus zu schließen und dann eine derartige TV-"Unterhaltung" rauszukramen (2016 hätte vermutlich kaum jemand diese Schmonzette durchgestanden) kann schon als böswillig bezeichnet werden.


Die Diplomatin – das Botschaftsattentat

Deutschland 2016 


Aus einer Sicherheitsübung in der Deutschen Botschaft in Tunis wird plötzlich blutiger Ernst: eine islamistische Gruppe nutzt die Aktion, um die MitarbeiterInnen der Botschaft in ihre Gewalt zu bringen und politische Gefangene freizupressen.

Esra (ohne Nachnamen, wie oft im TV bei weiblichen Rollen mit Niedrig-Status) Assistentin von Karla Lorenz (Diplomatin) steckt mit den Terroristen unter einer Decke, wie sich zeigt.

Die ErpresserInnen stellen ein Ultimatum und gebärden sich, wie nicht mal Hans Müller aus Hagen sich böse Buben und Mädels aus dem Nahen Osten/Nordafrika vorstellt – Tötungs-Androhung in keckem Ton, unsicheres Rumgefuchtel mit Waffen, Kooperationsbereitschaft, wer denn nun erschossen werden soll, die geköpften Wachen, die nicht etwa präsentiert sondern schamvoll im Keller versteckt werden, usw wirken wie erste Proben eines Laientheaters. Würden sich in der Realität alle IslamistInnen so aufführen, hätte die Welt kein Problem mit IslamistInnen.

Inzwischen in Deutschland: Das Auswärtige Amt ist benachrichtigt und verständlicherweise empört, nach ein bisschen Hä?, was geht bei euch ab?, usw. dann endlich im Bilde, ein Beauftragter fliegt nach Tunis, um die Chose zu regeln. Die tunesische Politik will sich aber nicht von IslamistInnen erpressen lassen. Na, schön, hatte man vermutet, aber versuchen kann man es ja mal.

In der Botschaft drohen indes die Bösen mit Mord, verteilen Frühstück und kühle Getränke, schwadronieren von Allah, wie Hans Müller aus Hagen es besser könnte, ziehen eine Line Koks, ein bisschen Freude soll das ganze ja auch machen. Diplomatin Karla Lorenz tritt in Aktion und macht Frauen-Sachen: sie versucht, durch gutes Zureden und weibliches Einfühlungsvermögen und Appelle ans Mitgefühl Geschlechtsgenossin Esra auf die Seite der Gefangenen zu ziehen.

Schließlich wird der Botschafter tatsächlich umgelegt, Frau Buch, von Anfang an als Hysterikerin dargestellt, verliert endgültig die Nerven, plus weiteres Gedöns um 90 Minuten zu füllen. Die Verhandlungen gehen draußen weiter, drinnen wird Esra immer unsicherer, ihre Terror-Bros hingegen bleiben hart und halten sie im Auge. Happy End: tunesische Sicherheitskräfte stürmen die Botschaft, was sie auch gleich hätten tun können (so wird es auch von tunesischer Seite eingeräumt) aber 20 Minuten wären halt kein abendfüllender Film gewesen.

Die Frauenrollen:

Esra - Halima Ilter (hat nicht mal in der Programmankündigung bei 3 Sat einen Nachnamen) wird als unsichere Person dargestellt, die zwischen Allah und ihrem Gewissen schwankt. Stimme im Auswärtigen Amt, als man ihre Personalakte hervorholt: "Sie hat Sehnsucht nach einer unlösbaren Beziehung“ und "Attraktive Frau, in Deutschland aufgewachsen, warum macht die sowas?" Ja, liebe Mitarbeiter des Auswärtigen Amts: In der Tat komisch, dass diese Frau der westlichen Kultur nichts abgewinnen kann, wo es all ihre Glaubensschwestern und -brüder doch können,   automatisch, wenn sie mehr als drei Tage hier sind. Um es nicht unnötig spannend zu machen: im Film wird Esra zur Strafe für ihre Starrsinnigkeit abgeknallt. Feuchte Gewaltträume unfähiger EntscheiderInnen?

Karla Lorenz - Natalia Wörner. Hat zumindest gut gespielt, soweit ihre Rolle das zuließ, und allem Anschein nach alles versucht, den Film nicht in eine Satire abgleiten zu lassen.

Andrea Buch - Sivina Buchbauer: Angestellte. Aufgabe? Nebensächlich. Tritt lediglich als Medikamente-konsumierendes, weinendes Nervenbündel in Erscheinung.

Naomi Kraus - Neyla (ohne Nachnamen): Angestellte mit Kopftuch. Funktion: westlich orientiert, versucht die verirrte Schwester umzustimmen.

Renan Dermikan - Kousri (Nachname? Vorname? )tunesische Entscheiderin (?), die aber nicht entscheiden kann/darf/will?

 

Immerhin der TV-Spielfilm-Redaktion hat die Sause gefallen. Bewertung: 

Spannender Sondereinsatz in schwitziger Atmosphäre“ 

Meine Bewertung: "Macht die Kneipen und Kinos und Vortragsräume wieder auf, bevor das Corona-geplagte Volk deutschen Realitätsverlust für bare Münze nimmt"  



 

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