Que(e)rverbindungen

 




Que(e)rverbindungen - Die neue Sehnsucht nach Gefügigkeit

Buch von Juliane Beer

 

[...]Kulturrelativismus, Poststrukturalismus und ein Zustand des Dauerbeleidigtseins durch die Werte der Aufklärung und Emanzipation haben somit auch die geisteswissenschaftlichen Hörsäle erobert. Hier scheint ein anti-emanzipatorisches Weltbild nicht nur kein Problem darzustellen, im Gegenteil werden HochschullehrerInnen und Studierende, die auch weiterhin an Frauenbefreiung, Emanzipation, Aufklärung, Wissenschaftlichkeit und universellen Werten festhalten, bedroht und öffentlich als FaschistInnen an den Pranger gestellt.

Zum Beispiel Grenoble, März 2021

Wenige Monate, nachdem, ebenfalls in Frankreich, der Lehrer Samuel Paty geköpft wurde, weil er „Mohammed erniedrigt“ hätte, prangern Studierende in Grenoble zwei Hochschullehrer an. Der Vorwurf lautet Islamophobie, also krankhafte Angst vor dem Islam. Abgesehen davon, dass es sich bei den Studierenden nicht um angehende PsychiaterInnen handelt, die bereits in der Lage wären, Diagnosen zu stellen, ist es aber auch wenig verwunderlich, angesichts des mehr und mehr gesellschaftsfähigen religiösen Wahns zumindest ein gewisses Unbehagen, wenn nicht, spätestens seit dem Mord an Paty, eine Phobie zu entwickeln. 

Mit „privilegierten weißen Männern“ hat man jedoch heutzutage kein Mitleid mehr zu empfinden, auch dann nicht, wenn man bei ihnen soeben noch eine Phobie, also eine Erkrankung, diagnostizierte. So wurden die Namen der Erkrankten oder eben nicht Erkrankten, deren Vergehen es war, die Gleichsetzung von Antisemitismus mit „Islamophobie" kritisch zu diskutieren, an die Uni-Fassade plakatiert plus Forderung, die beiden, plötzlich nicht mehr krank, sondern faschistisch, zu entlassen.

„Faschisten in unseren Hörsälen! Professor K. Entlassung! Die Islamophobie tötet!“,

lautete der Schlachtruf. [...]

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