Faktencheck „VoC Omikron“

 

Text: Birgit Gärtner

Omikron ist die neueste Sau, die durchs Corona-Dorf getrieben wird. Aber wie gefährlich ist diese „besorgniserregende Variante“ wirklich?

Immer, wenn sich die Pandemie-Lage zu beruhigen scheint, passiert etwas, das noch gefährlicher als alles bisher Dagewesene sein und noch entschiedenere Maßnahmen erfordern soll. Diese Panikmache wird nie – oder zumindest zu selten – hinterfragt. Zeit, uns mal kritisch mit der vermeintlichen Bedrohung Omikron zu beschäftigen.

Das RKI modifiziert bisweilen seine Publikationen. Aktuell wurde eine „Übersicht zu Omikron-Fällen in Deutschland (montags bis freitags)“ eingeführt sowie der wöchentliche Lagebericht um die „Tabelle 5: Impfstatus der COVID-19-Fälle mit Omikron in MW 49 bis 52/2021 nach Altersgruppe (Datenstand 04.01.2022)“ ergänzt. Damit erhält Omikron den Rang der „Variants of Concern“ (VoC) – besorgniserregende Variante(n) – und wird im Bericht auch als „VoC Omikron“ geführt. So wird der Stresspegel hoch und wir alle werden in Perma-Angst und -Schrecken gehalten.

Bitte, bitte, lasst Euch nicht so dermaßen verunsichern.

Wie (fast) immer sind die RKI-Daten leider unbrauchbar, da diese oder jene Bezugsgruppe willkürlich addiert oder ausgeschlossen oder auch umdefiniert wird, so dass niemand mehr nachvollziehen kann, auf welche Grundmenge sich die Angaben beziehen. Insofern lässt sich – zumindest aktuell – die tatsächliche Relevanz von Omikron nicht beurteilen, aber trotz dürftiger Datenlage spricht der RKI-Bericht eine deutlich andere Sprache als die mediale Panikmache.

Omikron ist die neueste Sau, die durchs „Corona“-Dorf getrieben wird

Dem aktuellen RKI-Wochenbericht (Berichtszeitraum Kalenderwoche/KW 52, 27.-31. Dezember 2021) zufolge wurden bis zum 31. Dezember 2021 32.198 Omikron-„Verdachtsfälle mit variantenspezifischem PCR-Befund“ sowie 3.331 durch „Gensequenzierung bestätigt“(e) Omikron-Fälle registriert. Insgesamt also 35.529 „VoC Omikron“-Fälle.

In 22 Fällen waren Vorerkrankungen, z. B. des Herzens oder der Lunge, bekannt.

Für 45% dieser Fälle (ca. 16.000 „VoC Omikron“-Fälle) liegen Angaben zu Symptomen vor:

Husten (56%, ca. 8.960 Fälle), Schnupfen (55%, ca. 8.800 Fälle), Halsschmerzen (38%, 6.80 Fälle).

Das bedeutet: Für mehr als die Hälfte aller Fälle liegen keinerlei Angaben zu Symptomen vor, so dass die vorhandenen Daten nicht aussagekräftig sind. Wir befinden uns also auch hinsichtlich „VoC Omikron“ in der Black Box „Corona“ und die vorhandenen Daten sagen im Grunde nichts aus.

Wir wissen mal wieder, dass wir nichts wissen!

Aber es gibt schwere Verläufe und sogar Todesfälle, also allemal gut, den Stresspegel hochzuhalten.

Laut der Übersicht zu Omikron-Fällen in Deutschland (montags bis freitags)“ (Stand: 10. Januar 2022) stieg die Zahl der „VoC-Omikron“-Fälle von 30 in KW 46/21 auf 43.655 in KW 01/22. Insgesamt wurden 89.410 Fälle übermittelt in diesem Zeitraum. 861 Personen (1%) wurden hospitalisiert. Ob es sich dabei um bestätigte und/oder Verdachtsfälle handelt, ist indes nicht bekannt. 28 Personen (0,03%) verstarben. Auch hier ist nicht klar, ob es sich um bestätigte und/oder Verdachtsfälle handelt. 

Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Omikron-Faelle/Omikron-Faelle.html?__blob=publicationFile 

 In 1.635 Fällen (1,8%) kam es zu Reinfektionen; also1.635 einmal mittels PCR-Test auf SARS-Cov-2 positiv getestete Personen sind innerhalb von 6 Monaten nach dem negativen PCR-Test, der offiziellen Genesung, positiv auf „VoC Omikron“ getestet worden

Da die „VoC Omikron“ erst vor kurzem entdeckt wurde, kann sich der Anteil der schweren Verläufe und der Todesfälle künftig erhöhen. Auch, wenn eventuell demnächst zu einem höheren Anteil der Fälle klinische Informationen vorliegen.

Insgesamt ist ein rasanter Anstieg der Omikron-Variante zu beobachten. Soweit bekannt treten dabei vorwiegend Symptome wie Husten, Schnupfen und Halsweh auf, weder die Hospitalisierungs-, noch die Todesrate ist indes besorgniserregend. Auch wenn natürlich niemandem ein schwerer Verlauf oder gar der Tod zu wünschen und jeder einzelne Fall ein schweres Schicksal ist.

 Zudem sind die Zahlen wie gesagt mit Vorsicht zu genießen, da über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel vermutlich eine „Untererfassung“ zu verzeichnen und zudem nicht klar ist, wie schnell die Laborwerte an das RKI übermittelt werden. Schon jetzt ist ersichtlich, dass täglich Nachmeldungen für den gesamten Omikron-Berichtszeitraum eingepflegt werden.

Das RKI versteht es dennoch glänzend, Panik zu erzeugen. So heißt es auf Seite 3 des aktuellen Wochenberichts:

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Das Robert Koch-Institut schätzt die Gefährdung durch COVID-19 für die Gesundheit der Bevölkerung
in Deutschland insgesamt als sehr hoch ein. Ursächlich hierfür ist das Auftreten und die rasante Verbreitung der Omikronvariante, die sich nach derzeitigem Kenntnisstand (aus anderen Ländern) deutlich schneller und effektiver verbreitet als die bisherigen Virusvarianten. Dadurch ist mit einer schlagartigen Erhöhung der Infektionsfälle zu rechnen und es kann zu einer schnellen Überlastung des Gesundheitssystems und ggf. weiterer Versorgungsbereiche kommen. Die Infektionsgefährdung wird für die Gruppe der Ungeimpften als sehr hoch, für die Gruppen der Genesenen und Geimpften mit Grundimmunisierung (zweimalige Impfung) als hoch und für die Gruppe der Geimpften mit Auffrischimpfung (dreimalige Impfung) als moderat eingeschätzt.

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Wenn Ihr Euch erinnert: Ähnlich wurde die Delta-Variante Anfang 2021 dramatisiert.

Stand 10. Januar 2022 werden 3.253 offizielle „COVID-19-Fälle“ intensivmedizinisch behandelt. Dabei ist indes nicht klar, ob sie aufgrund der Diagnose COVID-19 behandelt werden, oder wegen etwas anderem und mittels PCR-Test positiv auf SARS-Cov-2 getestet wurden. Am 4. Januar 2022, an dem Tag wurde der erste Tagesbericht 2022 veröffentlicht, waren es 3.803 intensivmedizinisch behandelte Personen, am 10. Dezember 2021 waren es 4.943 und am 10. Januar 2021 waren es 5.320, 2.067 Patientinnen und Patienten weniger als jetzt. Das lässt zumindest darauf schließen, dass sich die Lage insgesamt massiv entspannt.

Der Behauptung in dem aktuellen RKI-Wochenbericht, Omikron sei vor allem für „die Ungeimpften“ eine gesundheitliche Bedrohung, möchte ich eine Grafik aus genau diesem Bericht gegenüberstellen:

Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2022-01-06.pdf?__blob=publicationFile (S. 25)

Demnach sind Geimpfte häufiger von Infektionen betroffen, aber auch von schweren Verläufen und sogar bei den Verstorbenen.

Allerdings – und darauf möchte ich an dieser Stelle nochmal hinweisen – sind auch diese Daten unbrauchbar. Laut RKI-Bericht liegen für 85% der symptomatischen COVID-19-Fälle Informationen zum Impfstatus vor. Jedoch wurden bei der Omikron-Grafik die Menschen ohne vollständigen Impfschutz abgezogen. Da niemand weiß, wie viele das sind, weiß auch niemand, auf welche Grundmenge sich die Zahlen beziehen. Möglicherweise würde sich das Bild verschieben, wenn alle Fälle gelistet und entsprechend des tatsächlichen Impf- oder Genesenenstatus etikettiert würden.

Andere Daten haben wir jedoch nicht, also können auch nur diese ausgewertet werden.

Auf der Grundlage dieser Daten sieht es aus, als seien Geimpfte gefährdeter, da beißt die Maus keinen Faden ab. Auch wenn Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) laut NDR in der Tagesschau Gegenteiliges behauptete:

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Vor allem gebe es Grund zur Annahme, dass Ungeimpfte mit Omikron schwerer erkranken könnten. "Eine Durchseuchung wäre viel zu riskant", so Lauterbach.

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Wie auch das RKI – trotz der selbst erstellten Grafiken.

Die allgemeine „Corona“-Lage laut RKI-Wochenbericht

In der KW 52 waren 22% aller PCR-Tests SARS-Cov-2 positiv.

Die höchste Hospitalisierungsrate gab es bei den über 80jährigen, 85% der offiziell an COVID-19-Verstorbenen waren über 70 Jahre alt. Dieser Wert ist seit Beginn der RKI-Berichte im März 2020 nahezu unverändert, er stieg zwischenzeitig auf knapp 90%, sank aber nie unter 85%.

Von 3.561 offiziellen intensivmedizinisch behandelten COVID-19-Patientinnen und –Patienten mussten 3.000 bei der Atmung unterstützt werden, 2.000 wurden invasiv beatmet.

138 „CORONA“-Ausbrüche wurden in der Berichtswoche in Alten- und Pflegeheimen mit insgesamt 1.129 „COVID-19-Fällen“, sprich SARS-Cov2- positive PCR-Tests, und 135 „COVID-19-Todesfällen“ registriert.

Für insgesamt 4.569.957 (66%) der seit Pandemiebeginn übermittelten Fälle liegen klinische Informationen vor. Das heißt: Für ein Drittel (!) der Fälle fehlen im Jahr 3nC diese Informationen. Der Anteil der Fälle ohne klinische Informationen ist im Laufe der Zeit – also mit Voranschreiten der Pandemie – gestiegen.

Dem aktuellen RKI-Wochenbericht zufolge nimmt in allen Altersgruppen die Zahl der Hospitalisierungen aktuell ab.

COVID-19 wurde bei 46% der Hospitalisierten mit schweren Atemwegserkrankungen (die sogenannten SARI-Fälle) und 64% der intensivmedizinisch behandelten Patientinnen und Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen registriert. Das bedeutet im Umkehrschluss: Mehr als die Hälfte aller schweren Atemwegserkrankungen bei Hospitalisierten haben mit COVID-19 gar nichts zu tun und immer etwa ein Drittel der intensivmedizinisch behandelten Fälle. Warum spricht darüber niemand, wenn es um die angebliche Überlastung des Gesundheitswesens durch COVID-19-Kranke geht? Und selbst wenn zu den 3.561 COVID-19-Fällen noch rund ein Drittel weiterer intensivmedizinisch behandelter Patientinnen und Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen hinzu kommt, also insgesamt etwa 5.340 SARI-Fälle, ist das gut ein Viertel der belegten und freien Intensivbetten. Was ist mit dem Rest?

Am 5. Januar 2022 waren laut DIVI bundesweit 19.179 Intensivbetten belegt, 2.957 frei und 8.212 standen als 7-Tage-Notfallreserve zur Verfügung. 


Davon waren wie bereits erwähnt 3.561 Intensivbetten mit COVID-19-Kranken oder SARS-Cov-2 positiv getesteten Patientinnen und Patienten belegt. Das sind 18,6% der belegten Intensivbetten. Rechnen wir die rund 1.780 SARI-Fälle ohne SARS-Cov-2 dazu, sind es insgesamt 5.340 SARI Fälle auf der Intensivstation, bzw. SARI Fälle und jene Patientinnen und Patienten, die wegen etwas anderem behandelt, aber mittels PCR-Test positiv auf SARS-Cov-2 getestet wurden. Das sind insgesamt 27,8%. Was ist mit dem Rest? Wieso reden wir nicht über Extremsportlerinnen, Raucher, Dicke, Dünne, Raser, …, die ein Intensivbett in Anspruch nehmen? Genau! Weil es selbstverständlich ist, dass sie im Notfall eines bekommen. Warum ist es das für COVID-19-Kranke nicht, egal, ob sie grund- oder vollimmunisiert, genesen oder gar nicht geimpft sind?

Fazit

Das Virus SARS-Cov-2 ist für einen Teil der schweren Atemwegserkrankungen (mit)verantwortlich und spielt vor allem bei den sehr schweren Verläufen eine große Rolle. Das wiederum bedeutet: COVID-19 kann zu einer ernsthaften Erkrankung werden. Sie ist es aber nicht grundsätzlich, sondern in erster Linie bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Genau wie andere Erreger schwerer Atemwegserkrankungen auch. Allerdings spielt sie dabei eine bedeutende Rolle und sollte von daher nicht unterschätzt werden. Nur leider schützen wir bis heute die vulnerablen Gruppen nicht wirklich – sehr viele können auch gar nicht geschützt werden, da ihr Leben sich dem Ende neigt, egal, wie lange es schon währen mag.

Die Corona-Maßnahmen sind nicht wirksam, sondern haben massive ökonomische und soziale Verwerfungen zur Folge. Verwerfungen, deren Konsequenzen wir heute noch gar nicht abschätzen können. Und trotzdem werden wir immer weiteren Schikanen unterworfen.


 

 

 

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