Sucharit Bhakdi: Besorgter Wissenschaftler oder Antisemit? - Teil II

 

Der Ländervergleich Deutschland – Israel


Text: Juliane Beer, Birgit Gärtner
Fotos und Diagramme: Birgit Gärtner
 
In dem von dem Sport- und Modefotographen Kai Stuht aufgezeichneten Video-Interview unter dem Titel „Die Impfung! Die Hölle auf Erden!" machte Sucharit Bhakdi die „lebende Hölle“ in Israel aus. Dieses Interview wurde im April 2021 geführt. Wir haben die damalige Situation in Deutschland und Israel miteinander verglichen.

Im April 2021 befand sich Deutschland im Lockdown, nur der Gang zur Arbeit sowie zu Apotheken oder Geschäften, die Produkte des täglichen Bedarfs anbieten, war erlaubt. Alle gastronomischen Betriebe und kulturellen Einrichtungen sowie alle Bildungs- und religiöse Einrichtungen waren geschlossen, Sport außerhalb der eigenen vier Wände war ebenfalls untersagt.  

In Israel gingen die Menschen sich amüsieren – zumindest sofern sie mRNA behandelt waren. Aber allen Israelis stand die Teilnahme an religiösen und Sportveranstaltungen, ferner der Besuch von Kultur- und Bildungseinrichtungen frei. Und zwar unabhängig vom Impfstatus. 

 

Die Israelische Regierung macht Israel zum Testlabor für die Pharmaindustrie

In Israel begann die sogenannte COVID-19-Impfkampagne am 21. Dezember 2020, in Deutschland am 27. Dezember 2021. Doch während in Deutschland das mRNA-Serum priorisiert zunächst an über 80 jährige und Schwerkranke sowie Personen in deren engsten Umfeld verabreicht wurde, ging Israel einen anderen Weg: Am 6. Januar 2021 besiegelte die israelische Regierung mit dem US-Phamarkonzern Pfizer, der seinerseits in Kooperation mit dem Mainzer Unternehmen BioNTech den mRNA-Impfstoff Comirnaty vertreibt, ein „Memorandum of Understanding“. Darin wurde festgelegt, dass Israel vorzugsweise mit dem BionTech-Pfizer-Impfstoff „Comirnaty“ beliefert wird und im Gegenzug dafür dem Konzern Gesundheitsdaten zur Verfügung stellt.

Die Gesundheitsdatenbank im hoch digitalisierten Israel macht es möglich, die Daten mit Comirnaty behandelter und nicht behandelter Israelis zu vergleichen. Ob das eingeplant war, sei mal dahingestellt, jedoch waren es vor allem ultraorthodoxe jüdische und islamische Milieus, die sich dieser staatlichen Maßnahme verweigerten und somit – vermutlich ungewollt – zur Kontrollgruppe wurden.

Per App konnten bereits Comirnaty-behandelte Personen über den Folgetermin benachrichtigt werden. Wer nicht entsprechend ausgerüstet war, wurde rechtzeitig angerufen. Dafür wurden eigens Callcenter eingerichtet. Laut Wiener Zeitung mag auch ein Grund dafür gewesen sein, „dass Israels Grenzen zu seinen Nachbarn so gut wie dicht sind.“

Mit etwas mehr als 9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, einer Fläche, etwa so groß wie Hessen, weitestgehend abgeschottet noch dazu, den stark religiösen Milieus und dem hohen Grad an Digitalisierung – auch im Gesundheitswesen – war Israel nahezu prädestiniert für diesen Deal. Doch niemand hat die israelische Regierung gezwungen, ihn einzugehen – schon gar nicht die Pandemie.

Ursprünglich sollte der Vertrag über die Medikamentenlieferung und die Tests zwischen Pfizer/Biontech und Israel über Generationen geheim bleiben, ein Gericht entschied jedoch, dass er zugänglich gemacht werden musste. Ob die Posse, die sich um den Prozess rankt, nämlich, dass ein Vertreter des israelischen Gesundheitsministeriums vor dem Jerusalemer Gericht behauptete, eben diesen Vertrag nicht mehr finden zu können, zum Lachen oder zum Weinen ist? Wir wissen es nicht. 

Zumindest der Journalist, der den Vertrag dann doch noch fand, hatte seinen Humor nicht verloren und kommentierte, die Angelegenheit sei "Der Hund hat die Hausaufgaben gefressen" in der Version des Gesundheitsministeriums.

Besagter Vertrag steht inzwischen im Netz, die wichtigsten Stellen sind geschwärzt. Ãœber die Frage, warum zahllose Passagen geschwärzt wurden, wenn es doch darum geht, der Bevölkerung etwas Gutes zu tun, diese gar zu retten, diese Frage müssen sich alle selbst beantworten. 

Unter anderem steht im Vertrag, dass Pfizer/Biontech Haftungsfreiheit genießt. Bezieht sich das nur auf die Liefersicherheit oder auch auf Schäden, die das Präparat am Menschen verursacht? Das herauszufinden, bemühen in Deutschland - wo diese Klausel ebenfalls gilt – inzwischen immer mehr Anwaltskanzleien die Gerichte im Auftrag geschädigter Klienten.

„Impfdurchbrüche“ und „Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang zur Impfung“

In Deutschland füllten sich Anfang 2021 die Lokalzeitungen mit Berichten über sogenannte Impfdurchbrüche in Altenheimen, d.h., mRNA-behandelte Personen, die trotzdem mittels PCR-Test positiv auf SARS-CoV-2 getestet und in der Statistik des Robert-Koch-Instituts (RKI) offiziell als COVID-19-Fall geführt wurden.

Am 5. Januar 2021 veröffentlichte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das die Sicherheit aller Impfstoffe in Deutschland und die von Comirnaty in der gesamten EU zu überwachen hat, den ersten Sicherheitsbericht. Darin werden die Vorkommnisse der ersten 5 Tage der Impfkampagne zusammengefasst, u.a. 34 gemeldete Verdachtsfälle auf unerwünschte Nebenwirkungen sowie:

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In sechs Fällen wurde über schwerwiegende Reaktionen berichtet.

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Am 14. Januar 2021 folgte der zweite Sicherheitsbericht. Darin heißt es:

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In 51 Fällen wurden schwerwiegende Reaktionen gemeldet. Die Personen wurden entweder im Krankenhaus behandelt oder die Reaktionen wurden als medizinisch bedeutsam eingeordnet. In 7 dieser Fälle sind die Personen gestorben.

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Laut PEI-Sicherheitsbericht vom 28. Januar 2021 verzeichnet das Institut „1.232 gemeldete

Verdachtsfälle von Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung“.

In dem Bericht heißt es:

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69 geimpfte Personen verstarben im unterschiedlichen zeitlichen Zusammenhang nach der Impfung.

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Das PEI berichtet in seinem Sicherheitsbericht vom 7. Mai 2021:

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In 4.916 Verdachtsfällen wurden schwerwiegende unerwünschte Reaktionen gemeldet. Als schwerwiegende Reaktionen gelten solche, bei denen die Personen im Krankenhaus behandelt werden oder Reaktionen, die als medizinisch bedeutsam eingeordnet wurden. 2.386 dieser Verdachtsfälle traten nach Impfung mit Comirnaty, 175 schwerwiegende Verdachtsfälle nach Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff Moderna und 2.132 schwerwiegende Verdachtsfälle traten nach Impfung mit Vaxzevria auf. In 223 Verdachtsfällen wurde der Impfstoff nicht angegeben. In 527 dieser Verdachtsfälle sind die Personen in unterschiedlichem zeitlichen Abstand zur Impfung gestorben.

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Während in Deutschland laut PEI mehr und mehr Menschen „Personen in unterschiedlichem zeitlichen Abstand zur Impfung“ starben, stieg die Zahl der offiziellen COVID-19-Fälle rasant an, ebenso die der offiziellen COVID-19-Todesfälle. Aus dem „täglichen Lagebericht“ lässt sich ablesen, dass der größte Teil der offiziellen Neuinfektionen jüngere Menschen betraf, während mindestens 85% der Verstorbenen über 70 Jahre alt war und der Altersmedian kontinuierlich bei 82 Jahren lag.

Diese Entwicklung war indes nicht allein der Verabreichung der mRNA-Injektionen an zunächst sehr alte Menschen geschuldet, sondern auch dem zunehmenden Testwahn. Als „COVID-19-Fall“ galten alle, die mittels PCR-Test positiv auf SARS-Cov-2 getestet wurden, als „COVID-19-Todesfall“ alle, die bis zu 28 Tagen vor – oder auch nach ihrem Ableben, beispielsweise Unfallopfer – mittels PCR-Test positiv auf SARS-Cov-2 getestet wurden.

Ãœbersterblichkeit beim „Impfweltmeister“ Israel

Anfang des Jahres 2021 stieg in Israel die Zahl der Todesfälle offiziellen Verlautbarungen zufolge um 17,6% im Vergleich zum Vorjahr. Es entbrannte ein Streit um die Ursachen. Die offizielle Lesart war, dass die Übersterblichkeit durch die COVID-19-Pandemie verursacht worden sei, Maßnahme-Kritiker behaupten, Ursache sei die Impfkampagne. Was stimmt, lässt sich nicht ermitteln.

Am 30. Januar 2021, gut sechs Wochen nach Beginn der Impfkampange und 4 Wochen nach Unterzeichnung des Vertrags mit Pfizer, wurde Israel „Impfweltmeister“. 3 Mio. Israelis waren ein Mal und 1,7 Mio. bereits zwei Mal mit dem BioNTech/Pfizer-Produkt Comirnaty behandelt.

Im Februar 2021 wurden in Israel Freizeit- und Sporteinrichtungen für Geimpfte und Genesene geöffnet. Der "Grüne Pass", ein digitales Zertifikat, das Geimpften und Genesenen nahezu normale Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglichen soll, wurde eingeführt – wenn auch unter heftiger Kritik. Dass das auch dort möglich wäre, konnte sich zu dem Zeitpunkt in Deutschland noch niemand vorstellen. Museen, Bibliotheken und Gebetshäuser wurden in Israel für alle geöffnet – unabhängig vom Impf/Genesungsstatus.

Im März 2021 hielt Israel mit einer Quote von 55% seinen Rekord als „Impfweltmeister“.

Im April 2021 waren 50% der Israelis vollständig (2 x) geimpft.

Offizielle Stellen berichteten im Frühjahr 2021 von 45 Verdachtsfällen – Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang zur Impfung. Maßnahmekritiker sprachen von mehr als 300 Fällen. Auch in diesem Punkt lässt sich nicht ermitteln, was nun stimmt. Aber selbst die 45 Verdachtsfälle würden übertragen auf Deutschland 414 Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung bedeuten. In Deutschland lag die Zahl der Verdachtsfälle mit 527 Anfang Mai 2021 allerdings höher. Jedoch muss bedacht werden, dass die israelische Bevölkerung weitaus jünger ist als die deutsche.

Avital Livny dokumentiert die Geschichten der Opfer der Comirnaty-Geschädigten

Dass das Präparat von Biontech/Pfizer weder vor Krankheit, noch vor Ansteckung, noch vor Weitergabe des Corona-Virus schützt, ist inzwischen eine von Gesundheitsbehörden weltweit anerkannte Tatsache. Dass Israel sozusagen das Großlabor von Pfizer war und ist ebenfalls. Das gab schließlich Pfizer laut Christianity Daily selbst zu. Das Medium titelte am 23. September 2021:

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Pfizer gibt zu, Israel als „Labor“ zum Testen seines COVID-Impfstoffs genutzt zu haben.

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Im Text heißt es:

 

Early in the pandemic, we established a relationship with the Israeli Ministry of Health, where they use exclusively the Pfizer vaccine, and then monitor very closely... A laboratory, where we can see the effect.

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Ãœbersetzt:

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Zu Beginn der Pandemie haben wir eine Beziehung zum israelischen Gesundheitsministerium hergestellt. Dort verwendet man nur den Impfstoff von Pfizer und beobachtet [die Behandelten] sehr genau. … Ein Labor, in dem wir die Wirkungsweise studieren.

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Ob dies zutrifft, also Wirkung und vor allem Nebenwirkungen genau dokumentiert werden, zweifelte unter anderem Avital Livny, israelische Initiatorin der Plattform "The testimonies project" an. Diese wurde 2021 von ihr ins Leben gerufen, um Menschen, die seit der Verabreichung des Präparates von Biontech/Pfizer an Beschwerden wie Herzprobleme, Nervenschäden oder Autoimunerkrankungen leiden, bzw. um Menschen, deren Angehörigen nach Verabreichung des Medikaments starben, Gehör zu verschaffen.
Eine offizielle Datenbank für Schäden, die durch das Medikament auftraten, gibt es in Israel laut Avital Livny nicht. Nachdem sie mit ihrer Seite online ging, hätte die israelische Gesundheitsbehörde eilig eine Meldestelle eingerichtet, aber wieder vom Netz genommen, nachdem unzählige Meldungen eingegangen waren, sagt sie. Laut Avital Livny wurden die israelischen Medien angewiesen, keine negativen Meldungen über das Corona-Medikament zu verbreiten.
Auf Avital Livnys Seite sind inzwischen unzählige Schicksale dokumentiert. Die Israelis, die dort zu Worte kommen, beklagen den damaligen Druck der Regierung, am Medikamentenversuch teilzunehmen, und sprechen über Nebenwirkungen wie Herz-, Haut- und Gefäßprobleme, neurologische  und Autoimmunerkrankungen oder aber haben Angehörige nach der Behandlung mit dem Pfizer/Biontech-Präparat verloren. 

Impfquoten (Stand Israel/April 2023, Deutschland und Schleswig-Holstein/Mai 2023)

 Wer vor dieser Entwicklung warnte, wurde als „rechts“ abgestempelt

In Deutschland wurden vom PEI bis Herbst 2022 mehr als 3.000 Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung“ registriert, in 120 Fällen davon bestätigt das PEI diesen Zusammenhang. Unterdessen sind knapp 9.000 Klagen wegen bleibender Schäden aufgrund der mRNA-Injektionen anhängig.

Die Liste der Nebenwirkungen wird immer ausführlicher, je länger das „Weltexperiment“ dauert und an je mehr Menschen es exerziert wird. Gleichzeit mehren sich Berichte über unerklärliche oder plötzliche Todesfälle. Wie viele davon im Zusammenhang mit den mRNA-Injektionen stehen, das wird vorsorglich erst gar nicht ermittelt.

Einer, der sehr früh vor genau dieser Entwicklung mahnte – wenngleich das von ihm mitunter skizzierte Horrorszenario trotz der vielen Fälle nicht eingetreten ist – war Sucharit Bhakdi. Vor seiner Pensionierung 2012 war er Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Nach einem Studium der Humanmedizin in Ägypten, Thailand und Deutschland wurde er zum Doktor der Medizin promoviert. Laut Wikipedia war er seit Anfang 2000

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Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Invasion und Persistenz bei Infektionen“ für die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Für diese war er von 1995 bis 2003 auch als Fachgutachter für medizinische Mikrobiologie und Immunologie tätig, ebenso für die National Science Foundation (NSF) der USA sowie die entsprechenden Gesellschaften in Kanada und Israel.

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Gleich zu Beginn der Pandemie mischte Sucharit Bhakdi sich in die Debatte ein und wurde prompt als „Schwurbler“ in die rechte Ecke gestellt. Die Universität Mainz distanzierte sich von ihm und – einmalig in der Geschichte der Wissenschaft der Bundesrepublik – strengte ein Verfahren zur Aberkennung seines Professorentitels an.

Bis heute werden es Wissenschaftler, Politiker und Medien nicht müde, seine Thesen zum Virus und zu den mRNA-Injektionen als „falsch“, „irreführend“ und „verschwörungstheoretisch“ zu diffamieren.

Auch Antisemitismus wurde ihm bereits im Februar 2021 vorgeworfen. Er warf der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien (CDU) vor, sie vergifte „unsere Kinder“, weil diese sich für die Verpflichtung des Tragens von Mund/Nasenschutz für Schülerinnen und Schüler eintrat. Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume warf ihm daraufhin Antisemitismus vor, das er diesen Vorwurf nur der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin gemacht habe, die Jüdin sei. Hätte ich Michael Blume ein wenig mit der Vita Sucharit Bhakdis befasst, dann wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass dieser Vorwurf nicht zufällig Karin Prien traf, schon gar nicht, weil sie jüdisch, sondern weil sie die für die Familie Bhkadi/Reiss zuständige Bildungsministerin ist. Denn das Paar lebt in Schleswig-Holstein und hat zu dem einen Sohn im Kindergartenalter. Die Sorge, sein Sohn könne später darunter leiden müssen, trieb den Wissenschaftler um, nicht die Religionszugehörigkeit der zuständigen Ministerin.

Fazit

Handelt es sich bei Sucharit Bhakdi um einen üblen Antisemiten, der die deutsche Geschichte umschreibt, aktiv gegen Juden hetzt und dem unbedingt das Handwerk gelegt werden muss? Wir denken nicht. Doch wir vermissen eine selbstkritische Debatte in der maßnahmekritischen Szene über die semantisch völlig aus dem Ruder gelaufenen Auftritte des Wissenschaftlers – vor allem aber vermissen wir eine kritische Selbstreflektion von Sucharit Bhakdi selbst.

Zudem vermissen wir eine ähnlich kritische Berichterstattung wie die über den Professor zu den Themen Pandemie und mRNA-Wirkstoffe. Und seitens der Staatsanwaltschaften eine genauso akribische Verfolgung der Verantwortlichen für die mangelhafte Datenerhebung, die Panikmache, die völlig überzogenen Maßnahmen und die massenhafte Verabreichung von mRNA-Injektionen selbst an Schwangere und (Klein)kinder. 


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