Jérôme Boateng: Not everybody´s Darling

 

Text: Birgit Gärtner

Warum auch ich Jérôme Boateng nicht als Nachbarn möchte

Jérôme Boateng konnte als Rassismus-Opfer viele Sympathien erringen. Wen interessiert da schon dessen fragwürdiger Umgang mit Frauen?

Dieser Tage eröffnete die Staatsanwaltschaft München ein Verfahren wegen Ausübung körperlicher Gewalt gegen seine kürzlich verstorbene ehemalige Partnerin Katarzyna Lenhardt. Dieses ist das zweite derartige Verfahren gegen den Profi-Kicker. Das erste wurde 2018 ebenfalls von der Staatsanwaltschaft München eröffnet, mutmaßliche Geschädigte ist die Mutter seiner 2011 geborenen Zwillingstöchter, Sherin Senler. 

Seine Ex-Partnerin warf ihm notorische Untreue sowie rasende Eifersucht vor

Spätestens nachdem der AfDler Alexander Gauland kurz vor Beginn der Fußball-EM 2016 sagte, die Menschen mögen Jérôme Boateng als Fußballspieler, aber nicht als Nachbarn, ist dieser in aller Munde. Und das Bewusstsein dafür geweckt, dass die National-Elf längst nicht mehr aus Müllers und Seelers besteht, sondern aus Özil, Khedira, Podolski und eben Boateng. Seither haftet Jérôme Boateng ein Everybody´s-Darling-Image an. Auch ich könnte auf Jérôme Boateng als Nachbarn gut verzichten. Nicht, weil er nicht Malte Hansen oder Torben Meier hießt, geschweigen denn ,weil er nicht so aussieht, wie wir uns Malte Hansen und Torben Meier gemeinhin vorstellen. Sondern wegen seines mehr als problematischen Verhältnisses zu Frauen. 

Seit ca. 2009 war Boateng mit der Modestudentin Sherin Senler liiert. Am 8.3.2011 kamen die Zwillinge Lamia und Soley zur Welt. Kurz Zeit später trennte die junge Mutter sich von dem Kicker. Sie warf ihm permanente Untreue sowie rasende Eifersucht vor. Publik wurde die Trennung allerdings erst ca. 1 Jahr später, während der Fußball-EM 2012. Und zwar wegen einer mutmaßlichen Liaison des jungen Vaters mit dem Modell Gina-Lisa Lohfink. An jenem Abend im Juni 2012 traf er Gina-Lisa Lohfink in Begleitung oder als Begleitung von Pardis Fardzhad-Azad, einer der beiden Männer, die das Sex-Video mit Gina-Lisa Lohfink  ins Netz stellten und das sie als Aufnahme ihrer Vergewaltigung wahrnahm. Sie zeigte die beiden Männer, Pardis Fardzhad-Azad und Sebastian Castillo Pinto, an, diese wurden indes vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen. Die beiden Männer zeigten Gina-Lisa Lohfink ihrerseits wegen Verleumdung an, diese wurde zu einer Geldstrafe von 20.000 € verurteilt. Beide, Pardis Fardzhad-Azad und Sebastian Castillo Pinto, sind später einschlägig in Erscheinung getreten. Sebastian Castello Pinto musste sich aktuell wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung vor einem Berliner Amtsgericht verantworten – und wurde erneut freigesprochen.

Es sei eine Trennung in aller Stille gewesen, von „freundschaftlicher Verbundenheit des Paares“ war damals die Rede. Der Kinder wegen. Sherin Senler lebte mit den Kindern in Berlin, Boateng kickte mittlerweile beim 1. FC Bayern.

Dank Sorgerechtsänderung konnte er ihr die Kinder wegnehmen

Ende 2013 fand das Paar wieder zusammen, im Mai 2014, kurz vor der Fußball-WM, machte er ihr einen Heiratsantrag, den sie annahm. Zur Hochzeit kam es anscheinend nicht. Im April 2015 wandte sich Senler an die Boulevardpresse, nachdem sie offenbar Anzeige wegen häuslicher Gewalt gegen Boateng gestellt hatte. U.a. ist die Rede davon, er habe sie gebissen.

Es folgt ein Sorgerechtsstreit, den Boateng gewann. Die Hintergründe wurden nie ruchbar, ebenso wenig, was aus der Anzeige wegen häuslicher Gewalt geworden ist. Inzwischen ist bekannt, dass das Verfahren in Sachen Sherin Senler aktuell wegen Corona ruht. In Folge des gewonnen Sorgerechtsstreits nahm er die beiden Mädchen, die bis dahin wie er in Berlin aufgewachsen waren, mit nach München, wo sie häufig von seinen Eltern betreut wurden.

Dass Boateng den Sorgerechtsstreit gewonnen hat, verwundert nicht angesichts der Tatsache, dass er seine Eltern ins Feld führen konnte, die sich rührend um die Zwillinge kümmern. Der Stern schrieb:

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Prince Boateng kümmert sich mit seiner Exfrau Martina als Geschäftsführer der ´JB 17 GmbH` ums Geschäft. Beide reisen regelmäßig nach München, um die fünfjährigen Zwillingstöchter von Jérôme in dessen Villa in Grünwald zu betreuen. Bei der Weltmeisterschaft (2014) waren Vater und Enkel mit in Brasilien. Jérôme braucht die Gewissheit, seine Familie in der Nähe zu haben; sie stabilisiert ihn.

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Da hat eine allein lebende Studentin wenig Chancen. Dank des geänderten Sorgerechts. Doch dass sein Sohn als Vater besonders qualifiziert ist, glaubte nicht einmal Vater Prince Boateng:

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Frage an Jérômes Vater: Ist sein Sohn schon ein reifer Familienvater? „Das kann er noch gar nicht sein“, sagt Prince Boateng, „sein Leben ist noch zu unruhig. Er hat selten frei, aber er muss versuchen, auch Zeit für seine Kinder zu haben.“ Das Ganze sei ein Prozess, in dem sein Sohn noch stecke. „Er ist in einem Alter, in dem die eigene Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist“.

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Prince Boateng selbst hat nicht sehr viel dazu beigetragen, seinen Söhnen ein solches Verantwortungsbewusstsein mitzugeben. Und auch Fußballstars wie „Kaiser“ Franz Beckenbauer leben den jungen Spielern diese Verantwortungslosigkeit vor.

Jérôme Boateng wurde wieder Vater

Auf die Trennung und den Sorgerechtsstreit reagierte der frisch gebackene Fußball-Weltmeister auf eine ganz besondere Art: Er bandelte mit einer jungen Frau an, die im Januar 2016 einen Jungen gebar. Mutter und Sohn lebten in Wolfsburg. Boateng hingegen versuchte den soundsovielten Aufguss der on-off-Beziehung mit Sherin Senler. Ob die junge Frau tatsächlich so naiv war, „der beste Innen-Verteidiger der Welt“ würde sich ändern, oder ob sie die Chance ergriffen hat, wieder mit ihren Töchtern zusammen sein zu können, sei dahingestellt … Letztlich scheint sich das Paar endgültig getrennt zu haben, der Rechtsstreit ist noch nicht ausgestanden.

Auch die Beziehung zur Mutter seines Sohnes war nicht von langer Dauer, Ende 2019 bandelte er mit Katarzyna Lenhardt an. Anfang Februar 2021 gab Jérôme Boateng die Trennung von ihr nach 15 Monaten Beziehung auf Instagram bekannt – sowie der Bild ein Interview, in dem er ihr u.a. vorwarf, seine Beziehung zu seiner ehemaligen Partnerin Rebecca – die Mutter des 2016 geborenen Sohnes – zerstört zu haben und ihn zu verleumden. Das löste einen Shitstorm gegen Katarzyna Lenhardt aus.

Laut SPIEGEL war bereits im Dezember 2019 ein Verfahren gegen Jérôme Boateng wegen Misshandlung von Katarzyna Lenhardt eingeleitet und im Sommer 2020 eingestellt worden. Nach ihrem Suizid am 9. Februar 2021 wurden bei der Obduktion Spuren von früheren Misshandlungen festgestellt. Nun soll geklärt werden, ob diese von dem Fußball-Profi verursacht wurden. Dieser wird sich dann womöglich in zwei Fällen von Partnerschaftsgewalt vor der Münchner Justiz verantworten müssen. Bleibt zu hoffen, dass, bis diese wieder arbeitet, nicht weitere hinzukommen.